Purkersdorf Online

Baumfrevel zu Allerseelen


LIB-Rundbrief 03.11.2001

Baumfrevel im Morgengrauen

Zwischen der AHS-Baustelle und dem Wohnkomplex Winterg.4-6 wurden am Freitag (Allerseelentag) ab dem Morgengrauen die letzten größeren Bäume gefällt.

Faktum dürfte sein, dass vom Umschneiden dreier großer Bäume jedenfalls die Geschäftsführung der WIPUR und indirekt Bürgermeister und Stadtamtsdirektor gewusst haben.

Angeblich darf es keine Verzögerung wegen des Schulbaus geben. Angeblich gibt es ein Gutachten.

Absolut unverständlich ist, wieso andere Leute (wie Kollege Liehr, Baudirektor Haider oder ich) nicht informiert wurden, obwohl ein diesbezügliches Schreiben der BIG angeblich schon vor etlichen auf der Gemeinde einging. Angesichts fixer Behauptungen auch bezüglich Biomasse, die sich dann doch nicht als fix herausgestellt haben, glaube ich, dass wir eventuell doch eine Lösung gefunden hätten, die auch die zukünftige Lebensqualität der AnrainerInnen und nicht zuletzt der SchülerInnen gewahrt hätte.

Obwohl es eine schriftliche Zusicherung bez. Bestand der Bäume gegenüber mir gibt, wurde das jetzt zum Entsetzen der Anrainer gemacht. Ich habe den WIPUR-GF um sofortigen Stopp gebeten, doch der erfolgte nicht.

Nun gibt's in Purkersdorf ja bekanntlich viele Bäume, diese drei Bäume waren aber schon lange viel diskutiert und es kann wohl niemand sagen, dass er von der Brisanz eines einfachen Umschneidens überrascht ist. Siehe dazu im Anhang einen Auszug aus einer Stellungsnahme von GR Huber. Ich stimme Michael zu, dass sich der Verdacht aufdrängt, dass Vorgangsweise und Termin nicht zufällig war.

Sollte es doch zufällig gewesen sein, dann stellt sich ebenfalls die Frage der Kompetenz solcher Entscheidungsträger bis hin zu wirksamen Konsequenzen.

Aufklärungsbedürftig ist insbesondere auch, dass der Bürgermeister mir versicherte, er habe sowohl etwa um 9.00 h wie nochmals um 11.00 h einem Geschäftsführer der WIPUR angeordnet das Fällen zu stoppen; dieser hätte aber jeweils gemeint, dass dies schon geschehen sei. Ich besitze jedenfalls Fotos von ca. 9.15 h, dass dieses Werk nur bei einem Baum irreversibel vollbracht war. (siehe Attachment) Ein Journalist meint sogar, dass dasselbe auch noch für die Zeit kurz vor 11.00 h zugetroffen hätte. Irgendwas kann da offensichtlich nicht stimmen. Ich fordere zwecks zukünftigen Vermeidung solcher unakzeptabler Vorkommnisse und des unproduktiven Verschleißes von Energie und Zeit die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses.

Stadtrat Mag. Josef Baum
0664 114 2298


Anhang:
Aus einem Text von GR Huber (verwendet mit dessen Einverständnis)

"Die Tatsache, dass in Purkersdorf ein Baum gefällt wird bringt seit hunderten von Jahren keine Purkersdorferin und keinen Purkersdorfer mehr aus der Fassung, hat sich unsere Wienerwaldstadt doch aus einer Holzfällersiedlung entwickelt. Nur einmal zu Josef Schöffels Zeiten, wurde für den Wienerwald und für die Erhaltung der Bäume eingetreten. "Bäumischen" Unmut erweckt heute nur der unaufhörliche Zu- und Abtransport hunderter Bäume am Gelände des Bahnhofes in Unter Purkersdorf. Der Wald umgibt unsere Stadt und ist unser alltäglicher Anblick, und oft schenken wir ihm deshalb nicht die notwendige Aufmerksamkeit.

Nicht so am 2. November, Allerseelen und für viele ein schul- und arbeitsfreier Fenstertag, weckte in den Morgenstunden der Lärm von Motorsägen die teils schlafenden und zum Teil bereits frühstückenden Anwohner der Wintergassse 4-6. - vor ihren Augen wurde begonnen die alten und großen Bäume umzusägen. Innerhalb weniger Minuten machte sich Unruhe breit, Telefonate wurden geführt und Unmut wurde lautstark geäußert: "Unsere Bäume müssen bleiben".

Es handelt sich bei den Bäumen um alte, dicke Bäume. Eigentlich ganz gewöhnliche Bäume, wie sie zu hunderten in Purkersdorf zu finden sind. ...

Allein die Tatsache, dass die Bäume geschnitten werden, noch dazu auf einer Baustelle, wo seit Monaten kein Stein auf dem anderen geblieben ist, hätte wahrscheinlich keinen der schlaftrunkenen Menschen dazu bewegt schon in den Morgenstunden so ein Tamtam zu verursachen.

Doch hier war die Lage anders. Dazu ein kleiner Blick zurück: Vor Monaten als das Gerücht umging, die Bäume könnten geschnitten werden formierte sich eine kleine, aber feine BürgerInneninitiative die sich für den Erhalt der Bäume stark machte. Prompt versprach man die Bäume so weit als möglich zu schonen, sollte es den Bau der AHS nicht verzögern und sich dadurch keine zu großen finanziellen Folgen auftun.

Im guten Glauben die Bäume wären in Sicherheit, war das Erstaunen und die Enttäuschung am Morgen des 2. Novembers um so größer, als begonnen wurde die Bäume einen nach dem anderen umzusägen."


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