Purkersdorf Online

Weihnachtliche Hoffnung


LIB-Rundbrief 21-12-2001

LIeBe Leute!
Ich unterbreche die GR-Berichterstattung, da auch jenseits von Purkersdorf einiges sehr Wichtiges passiert ist.

Weihnachten soll ein Fest des Friedens sein

Aber irgendwie ist in den letzten Tagen viel geschehen: Kündigung der Rüstungsabkommen, Kriegserklärung gegen Palästina, Semperit-Aus, BSE, Temelintricks, u.a.
Die weihnachtliche Hoffnung bleibt, dass durch das Tempo des Wahnsinns die Gegenkräfte so herausgefordert werden, dass früher oder später die globale Wendebewegung kommt.

Trotzdem oder gerade deswegen wünscht erholsame Feiertage
Josef Baum


Osama bin Bush

Nicht nur Rinder erliegen dem Wahn, die internationale Entwicklung zeigt zunächst deutliche Elemente, die noch vor einigen Jahren für kaum möglich gehalten wurden: Die USA-Regierung rüstet nun auf allen Ebenen ungehemmt auf. Bush, der gerne und schnell andere Staaten als vogelfreie "Schurkenstaaten" bezeichnet und so behandelt, hat nun nach Missachtung des Kyoto-Klimaschutz-Vertrages in ungeheuerlicher Weise das grundlegende Rüstungsbeschränkungsabkommen ABM gebrochen und offiziell aufgekündigt. Der militärisch-industrielle Komplex der USA, von dem die Umlenkung nur eines Bruchteil der dort Tag für Tag unglaublich viel vergeudeten Geldmittel zu einer Trendwende der Lage in der Dritten Welt genügen würde, hat damit einen Damm gebrochen, dessen Auswirkungen noch auf vielen Ebenen sichtbar werden werden. Überraschend ist es nicht wirklich, weil ja die Vertreter dieses Todeskomplexes direkt in der Regierung der USA sitzen, wie etwas der Vizepräsident.

Die Begründung mit dem Weltraumraketenschutz vor dem Terror vom 11.9 ist natürlich nur ein Vorwand, kann diesen nicht bekämpfen, ja liefert ihm weitere soziale Munition. Zumal die Terroristen ja nicht interkontinentalraketen abfeuern Gleichzeitig lehnt die USA-Regierung den internationalen Gerichtshof als Schlichtung nach wie vor ab. Gleichzeitig lehnt die USA-Regierung die Ratifizierung der Biowaffenkonvention ab (Presse 23.11.01), ja in den letzten Tagen musste entgegen früherer Behauptungen auch eine USA-Anthrax-Produktion bis zuletzt zugegeben werden. Ausländische Terrorismus"verdächtige" werden vor ein schnelles Militärgericht gestellt; die BürgerInnenüberwachung wird schlagartig erhöht. Nicht zu vergessen, dass die Bush-Regierung Halbwahnsinnigen in Israel "erlaubt" hat, den in Ansätzen bestehenden palästinensischen Staat praktisch zu zerstören und auch hier großen weiteren Nährboden für einen eigenen Terror zu schaffen.

Wie Noam Chomsky schreibt, sind Bush und Osama bin Laden nur zwei Seiten einer Medaille.

All das wird übrigens nicht durch grüne Regierungsbeteiligungen geändert, wenn für deutsche Militäreinsätze in Ölregionen Biohäppchen im Essen durchgesetzt, oder "alternative" Bombardierungsformen gefordert werden.

Wie Aufrüstung, Krieg, Nichtnachhaltigkeit und Ökologie zusammenhängen

Das Modell EU und schon gar nicht die USA können logisch ein weltweiter Maßstab sein, weil sie einen enormer Umwelt-, Rohstoff- und Ressourcenverbrauch auf Kosten der übrigen Welt aufweisen, der jetzt schon zur Beschleunigung der Klimaveränderung führt und bei einer gedachten Ausweitung auf die ganze Welt zum Kollaps führt. Nicht zufällig schreibt der berüchtigte FPler Erich Reiter vom Verteidigungsministerium, daß die Euroarmee den Zugang zu strategischen Rohstoffen und die Aufrechterhaltung des freien Handels zum Ziel hat. D.h., dass das Vergeudungssystem letztlich auch die Gewalt zur Aufrechterhaltung braucht, sprich: für das Öl als wesentliche materielle Grundlage dieser Gesellschaft ist offenbar Blut notwendig. Im selben Artikel geht es übrigens um die erfolgte Vollteilahme Österreichs an der EU-Rüstungszusammenarbeit

"Als wesentliche Zielsetzungen der europäischen Sicherheitspolitik nennt Prof. DDr. Erich Reiter, Beauftragter für Strategische Studien des BMLV:...
· Kooperation mit den USA und mit Japan zum globalen Management von Konflikten und zwecks Zugangs zu strategischen Rohstoffen, der Aufrechterhaltung freien Handels und der Schifffahrt".
Nachzulesen auf der Homepage des Heeresministeriums:
http://www.bmlv.gv.at/archiv/a2001/akt_20010112_sicherheit.shtml

Ökologische Gründe für österreichischen Imperialismus:

Aus einer Presseaussendung des WWF 22.11.2001:
"Konsum und Wirtschaft verbrauchen im Ausland zwei Mal Österreich"

Wir ÖsterreicherInnen verbrauchen mit 21 Millionen Hektar land- und forstwirtschaftlicher Fläche fast das Dreifache dessen, was wir in Österreich selbst bewirtschaften. Steigende Verantwortung kommt dabei der heimischen Wirtschaft zu, deren "ökologischer Fußabdruck" in den letzten 12 Jahren um rund zehn Prozent gewachsen ist. Das zeigt eine WWF-Studie, die heute in einer Konferenz der Naturschutzorganisation und der Industriellenvereinigung präsentiert wurde. ... Die WWF-Studie, erstellt unter der Leitung von Marina Fischer-Kowalski am Institut für interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (IFF), erlaubt erstmals eine genaue Aufschlüsselung unseres Fußabdruckes nach Herkunftsländern und Produkten. So importieren wir Holz aus 5 Millionen Hektar Wald und sind somit im Ausland für die Bewirtschaftung von weitaus mehr Waldfläche verantwortlich, als wir selbst haben (3,8 Millionen Hektar). Fischer-Kowalski: "Trotz Effizienzsteigerungen in Landwirtschaft und Industrie vergrößert sich der österreichische Fußabdruck weiterhin. Österreich wird immer mehr zum Importland natürlicher Ressourcen, die es verarbeitet und exportiert.""

Haider steht in Rechtsauffassungen Bush nicht nach

Wenn Bush das nur fragil existierende Rechtssystem frech ignoriert, so gibt es in Österreich jemand, der ohne wirklich großen Aufschrei sich über höchstrichterliche Entscheide hinwegsetzen möchte. Sicher sind Höchstrichter nicht unantastbar, bei den Slowenenrechten geht es aber um Grundrechte, die besonders heikel sind. Die Mehrheit in Kärnten über die rechte einer kleinen Minderheit abstimmen lassen zu wollen ist, ist besonders einfallsreich. Michael Häupl hat ganz recht, wenn er diese Vorgehen mit dem Amoklauf eines Kriminellen vergleicht, der die Absetzung des Richters fordert und über sein Urteil eine Volksabstimmung.

Was wäre, wenn ein Linker zu so einem Grundrechtsbruch auffordern würde? Im übrigen schadet Haider damit Kärnten auch wirtschaftlich: Zweisprachigkeit ist ein großer Wert. Der weitgehende Verzicht darauf und die Nichtnutzung von grenzübergreifenden Aktivitäten sind ein wesentlicher Faktor dafür, dass Kärnten das Schlusslicht in der herkömmlichen Wirtschaftsentwicklung in Österreich geworden ist. Irgendwann wird es auch in Kärnten ein Aufwachen aus nationalistischen Räuschen geben.

Für Humanisierung der Grünen Inquisition

In den Unterlagen zum letzten grünen Landeskongress las ich die Begründung des Antrag auf Ausschlusses von Bernhard Kitzler. Dieser Antrag bewegt mich zur Forderung nach Humanisierung der Grünen Inquisition. Denn der in Österreich erreichte Rechsstandard geht üblicherweise auf Vorbringungen eines Beschuldigten ein. In einem Bescheid werden üblicherweise die Ansichten des Beschiedenen durchaus gewürdigt. Auf den genannten vier Seiten gab es aber offensichtlich keinen Platz für Argumente des Auzuschließenden. Ja es wurde ihm sogar vorgeworfen, dass er andere über diese Sache informiert hätte. Insbesondere fällt das auf, weil Bernhard Kitzler als langjähriger Stadtrat in Amstetten seit fast 2 Jahrzehnten kommunalpolitisch aktiv ist und eine der bedeutendsten ökologischen Aktionen in ganz NÖ wesentlich mitgeprägt hat. Er hat ja auch gar nicht wenige Stimmen bei der Wahl der letzten grünen LandtagskandidatInnen und es hätte nicht viel gefehlt und er wäre im Landtag gewesen.

Nun glaube ich nicht, dass wie die meisten Normalsterblichen auch Bernhard ohne Fehler sei. Die in der Ausschlussbegründung genannten Sachen sind für meine Begriffe ziemlich formal, und insofern einseitig, als offenbar auch der Gegenseite jede Menge formaler Fehler vorgeworfen werden. Im Detail interessiert mich das nur beschränkt. Vielmehr zeigt sich im Vorbringen des grünen Landesvorstandes eine im gewissen Sinne unpolitische Vorgangsweise, da ja angeblich nicht um Inhalte oder Ziele geht. Die Inquisition bemühte sich früher jedenfalls bis zuletzt um die "Bekehrung" des Opfers.

Ein Highlight in der Vorgangsweise, bei der sich Jesuiten aus dem 16. Jahrhundert noch was abschauen hätten können, ist die Aufforderung an Bernhard, "freiwillig auszutreten" oder eben ausgeschlossen zu werden. Das erinnert mit Verlaub daran, dass sich beim Hineinwerfen ins Wasser zeigen sollte, ob eine Frau eine Hexe ist. Ertrank sie, war sie keine Hexe und hatte Pech. Die Parallele: Freiwilliger Austritt - so kam es ja auch. Ertrank die Frau nicht, war sie Hexe und wurde durch dieses Gottesurteil erst recht verurteilt.

Natürlich ist das etwas übertrieben, denn Bernhard lebt ja (auch politisch) offenbar weiter. Rational ist das alles aber nur schwer nachzuvollziehen. Jedenfalls kann ich das nur als Fortsetzung des zuletzt äußerst dürftigen sog. Programmdiskussionsprozesses sehen, der in Wirklichkeit eine deutliche inhaltliche Verdünnung widerspiegelte

- Im übrigen finde ich bemerkenswert, dass bei diesem Landeskongress aus dem Statut gestrichen wurde: "Ziele der GRÜNE NÖ sind: Platz schaffen für die gesamte Breite der grünalternativen Bewegung..." und wie ich höre ohne Begründung und besondere Diskussion die Erhöhung des Bezugs des höchsten NÖ-Funktionärs um 50 % auf 600 000 S beschlossen wurde.

Scheibner plant Volksempfänger

Unter einem strammen FP-ler strebt das Bundesheer einen Privatfernsehsender an. Peinlicherweise wurde trotz Disziplin- und Ordnungspflege die Frist zunächst um 1 Minute versäumt, so wurde das auch etwas publik. Angesichts der Umzingelung von Freundstaaten ist ein Medium, das unter militärdiszplinarischen Regeln wirkt, zwar eine Groteske, zeigt aber auch, wofür Geld da ist!

Militärbefugnisgesetz

Mindestens 35 Gemeinden und zusätzlich diverse Körperschaften wie ÖH und AK haben sich heuer nach der Initiative von Ingo Riß in Purkersdorf in klaren Beschlüssen für einen gewissen Bespitzelungsschutz ausgesprochen (jedenfalls was die Gemeinden). Darunter bekanntlich größere Städte wie Linz, Wien, Leoben und andere. Vor allem Oberösterreich hat nachgezogen. Näheres unter
www.friwe.at

www.bigbrotherawards.at

Übrigens hat die Post jüngst eine besondere Auszeichnung erhalten, die u.a. in früheren Jahren ein Karl Schlögl erreichen konnte : Siehe:
www.bigbrotherawards.at

Mit weihnachtlich freundlichen Grüßen
Mag. Josef Baum


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Letzte Änderung: 2001-12-21 - Stichwort - Sitemap