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La Cuba - La Habana


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Als erstes hatte die Iberia Verspätung. R hätte also ungefähr 50 min länger im Büro verbringen können und trotzdem in nur 30 min packen können, was er für 4 Wochen Urlaub benötigte. Stattdessen gönnen wir uns den Gratisdrink im Airest.

Ich weiß nicht mehr genau, wann ich draufkam, dass wir statt des Kuba-Reiseführers den von Südafrika eingepackt hatten. Der Horizont der Reise schmälerte sich in Sekunden um Welten. Ich hatte den von Ernesto in Wien sorgfältig beschriebenen Zettel in der Tasche, der nun die einzige Informationsquelle (vorläufig, so dachten wir) für unsere Planung sein sollte.

Unter 7 Stunden Zeitverschiebung leidend kamen wir in Vedado, netterer Stadtteil von Havanna, bei Nina y Odalis an. Im Haus einer Nachbarin konnten wir um US$ 30,-- ein Zimmer mit Klimaanlage, aber ohne Fenster, mieten. Das Bad teilten wir mit der Hausfrau. 2 Nächte schliefen wir Kopf an Fuß je 10 Stunden lang traumvoll. In der Früh lechzte ich hinaus zum Schaukelstuhl, der den Blick auf sonnendurchflutete Straßen ermöglichte. Von der eisigen Gruft in den gleissenden Backofen, das waren all meine Gelüste. Und R aalte sich in Wohlbehagen.

Wir mussten ans Meer fahren, wo hoffentlich ein menschenwürdiges Zimmer mit Fenstern (!) auf uns wartete. Zum Frühstück gab´s Hot Dog mit Kaffee ... und das nach langem Suchen in der Altstadt.

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Es war heiß und feucht und wir suchten den Bus nach Playa Santa Maria. Die ungefähre Station wussten wir. Und dann wurden wir mitten im Häusermeer angesprochen: von einem Mädchen, 13 Jahre alt, ob wir Zimmer suchten? Unschlüssig, was dieses Angebot bedeuten sollte, nahmen wir an und befanden uns alsbald über eine 50 cm breite Treppe wandelnd, in einem hübsche eingerichteten Appartement im 2. Stock wieder, mit einer noch hübscheren Vermieterin. 2 Zimmer gab es - eines mit eigenem Bad und Air Condition und eines nur mit Ventilator. Preise. US$ 30,-- bzw. US$ 25,--. Der Ehegatte erschien auch sodann und wir erfuhren zu unserer Beruhigung, dass diese Etablissements staatlich registriert und kontrolliert seien. So würde Unfug und Betrug vorgebeugt und der Tourist komme zu seinen Rechten. Ein Aufkleber an der Eingangstür (2 blaue Dreiecke) war das Signal.

Sollten wir reservieren für die Zeit der Rückkehr nach dem Strandaufenthalt - - welcher Strand? Oh! Guanabo sei wirklich nett, mit "echtem" Strand und es gäbe auch eine Wohnung dort, US$ 20,-- ... Wie finden wir das? Mario, ein weiterer "Werber" für Behausungen, gerade bei unserer hübschen Vermieterin anwesend, könne uns dortin fahren, mit dem Taxi ... Genauer gesagt, mit dem Privat-Taxi dieser Sippschaft. Es besaß geschwärzte Scheiben im Fond und wir durften das Fenster nur 10 cm weit herunterlassen, damit die Obrigkeit nicht den verdacht eines unbesteuerten Nebenerwerbs erblicken könne.

Gesagt, getan. Wir parkten vor unserem zukünftigen Haus in Guanabo, das leider besetzt war, aber dahinter gab es ein weiteres Appartement, US$ 25,--, 1. Stock, A/C ... R war mürrisch wegen der ständig steigenden Preise; Feilscherei, und Mario ließ zum ersten Mal hören: "Hier finden Sie Ruhe, Reinheit, Sicherheit". Dafür stünden er und seine Kommilitonen ein. Was hier sicher zutraf.

Wenn nicht gerade Stromausfall war und die Nachbarin mit unglaublich unüberhörbarem Ton "Gali, Gali!" rief, offenbar eines ihrer Kinder.

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R´s Aufregung trug Früchte, denn Mario beeilte sich, uns für die Rückkehr in La Habana eine wohnung um nur US$ 15,-- zu verehren ... Ich war skeptisch, wusste aber mittlerweilen, dass viele ehrliche Menschen, die neben ihrem Hauptjob, so sie einen hatten, ca. 5 Nebengeschäfte betrieben, einiges möglich machen konnten.

Solche Zusatzeinkünfte ergaben sich aus Taxidiensten mit dem eigenen Auto mit eingebauten schwarzen Scheiben; durch Zimmervermittlung und - vermietung; als Touristenführer; als Verkäufer von Zigarren und Ron - Nationalgetränk in Kuba oder als Besitzer eines Paladars, einem Familienrestaurant in der eigenen Wohnung.

Unser vereinbartes Taxi kam pünktlich um 16 h und brachte uns in eine Nebengasse des Prado (Paseo de Jose´Marti), einem Boulevard in Havanna; in der Mitte ein überbreiter Gehsteig überschattet von riesigen Bäumen, links und rechts davon eine Fahrbahn für die Taxis aus den 50er-Jahren, die Motorräder, die Calechen und die hunderte Bici-Taxis wie in Chinas Metropolen.

Ein nobler Bezirk also, das Zentrum quasi, inmitten des Geschehens der Hauptstadt. Das war es, was ich mir vorgestellt - das pusierende Leben der Kubaner hautnah mit zu fühlen. Zwiwchen kolonialen Bürgerhäusern befanden wir uns, dazwischen das eine oder andere Abbruchhaus. Mario erwartete uns schon dienstbeflissen und versicherte das vereinbarte Appartement ... Rs Erwartungen schlugen einem geräumigen, lärmlosen Hinterzimmer entgegen. Unscheinbar die Eingangstür, gereade dass ein mittelgroßer Mann bequem eintreten konnte. Hinan ging es 2 Stockwerke dunkle, steile Treppen ohne Geländer (!) - da noch nicht fertig renoviert - und dann begrüßte uns die Hausfrau. Nein, es sei ja Freitag, ins Gästebuch müssten wir uns nicht eintragen, der Inspektor komme eher kaum übers Wochenende ... wie lange wir zu bleiben gedenken ... 2 Tage, ja, das mache US$ 15,-- pro Nacht. Frühstück gäbe es um US$ 3,-- pro Person; Fruchtsaft, Früchte, Sandwich, Brot, Milch, Kaffee, Tee ... was wir begehrten ...

Mit diesen Aussichten erreichten wir das Schlafzimmer, die Wohnküche und den Balkon mit Blick auf die Altstadt. das Schlafzimmer war leider nicht sperrbar, da das Schloss erst repariert werden musste - morgen, sogleich - und das Badezimmer mit WC, über einen Hofgang erreichbar, teilte man sich mit den anderen "Backpackers".

Ich ging auf den sonnendurchfluteten Balkon und genoss Kuba: ja, so stellte ich es mir vor; der Blick auf einen Baum, der aus einem zerfallenen Haus erwuchs, rundherum die Dachterrassen mit den endlosen Wäscheleinen, dazwischen Hundegebell und immer wieder Salsa- und Sonklänge ... Herrlich. Ein Traum. Fließwasser in der Küche, Licht, Platz - was will man mehr?

Doch diesen Traum erlebte R nicht einmal in der warmen Nacht. Die Fensterläden waren nicht lärmabdichtbar, da die Holzlamellen beständig Luft herein ließen, auch Licht; und so kam es, dass lediglich 2 Stunden seinen wachen Geist in Vergessenheit wiegen konnten ... Ein Horror für ihn und auch für mich - versuchte ich ihn im Morgengrauen 1 Stunde lang zu relaxen, was ihm in der Folge weitere 2 Stunden nicht geistiger Anwesenheit bescherte. -

Wie gelang es Ramona und Luis aus der französischen Schweiz, mit denen wir den sich biegenden Frühstückstisch teilten, 7 weitestgehend unbeschwerte Urlaubswochen (er erwischte nämlich einen Grippevirus auf der Insel) zu zweit zu verbringen, auch nur mit Kubaführer in der Hand? Ein Geheimnis vielleicht? Oder waren wir beide nicht DIE Globetrotter?

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Nachdem ich zu meiner Erleichterung ob der gegebenen Umstände ein aufschlussreiches wirtschaftliches, politisches und soziales Gespräch mit dem Hausherrn führte (er war ausgebildeter Tourismusexperte), überlegte ich unser weiteres Fortkommen. Ein Bus könne uns nach Pinar del Rio bringen, in die grüne Provinz im Osten der Insel.

Es würde zwar kein Meer sein, aber etwas kühler und von Wäldern und Bergen gekennzeichnet.

R war einverstanden. Nur weg von dieser lauten Metropole, schon fast egal, wohin.

Während ich die Busverbindungen checkte, wartete er mit dem gesamten Gepäck (fast wie Cerberus) vor dem Bahnhofsgebäude und entspannte. Die 7 min, die er allein verbringen musste, reichten, um zahlreiche Angebote, welche anderen Personen dienlich wären (Mädchen oder auch Burschen) aufgetischt zu bekommen. R war gut versorgt.

In 3 Stunden würde "unser" vereinbarter Bus abfahren. Aber ich kam natürlich mit noch einem neuen Angebot von der Bushalle zurück: ein Taxiservice für 4 Personen pro Wagen würde uns jetzt gleich nach Varadero bringen! Das ist zwar die entgegen gesetzte Richtung, nicht so weit, aber R´s Kommentar: "Des mach´ma!"

Also koordinierte ich mich mit den Taxifahrern. Diese suchten noch einige Leute und von "sofortiger Abfahrt" war keine Rede. Verlagerung unseres Standpunktes zu den Taxis, freundliche Gespräche mit reisenden Kubanern, die unterwegs, z. B. in Matanzas, der Hauptstadt der Provinz, in der Varadero liegt, aussteigen wollten.

Nach ungefähr 75 min unter spärlichem Baumschatten ging die Reise los. Mit Amerikanern ins Taxi gepackt, konnte ich die schöne Fahrt durch die Altstadt Havannas nur mit einem Auge begutachten, da ich fieberhaft mit der Lektüre des plötzlich zur Verfügung stehenden Reiseführers der Amis beschäftigt war (ein eigener Reiseführer war nicht zu erstehen). Alle neuen Daten wurden auf Zettelchen übertragen, welche uns die nächsten Tage unser Fortkommen sichern sollten.

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An der Grenze zu Varadero angekommen, hiess es plötzlich aussteigen, da wir uns in einem nicht ortsansässigen Taxi befanden. Na gut, sollte uns der neue Chauffeur ein Privatzimmer vermitteln. Das sei nicht so einfach; hier wäre es verboten, Privatzimmer zu haben, nur Hotels könne er uns zeigen.

Und ein ganz ein nettes präsentierte er dann. Zumindest für mich. Denn R hatte ein gemütliches Privatzimmer im Sinn. Also weitere Suche. Und wir fanden eines, natürlich ganz geheim. Aber dort sah ich einige Mücken im Zimmer und es war weiter weg vom Strand ...

Also, um des Friedens Willen, Einzug ins herzige Hotel, gar nicht teuer. Nur für 2 Nächte, natürlich, dann wieder Umzug, dass jeder etwas davon habe ... - Ich sah meine Entspannung schon wieder schwinden.

Der Aufenthalt in der eigentlichen Touristenmetropole war herrlich. Kaum Touristen, nette Lokale, Pferdekutschefahrten, blaues Meer mit hauptsächlich Einheimischen - wie wir es uns vorstellten.

Wir mieteten ein Mofa und fuhren ans Ende der Halbinsel Varadero, auf der ein Hotel nach dem anderen hochgezogen wird. Dort entdeckten wir ein richtiges altes Fischerdorf, von dem man uns mit Leidesmiene versicherte, es sei "pobre", wirklich arm und nichts zu sehen dort. Aber auch dort erwartete uns ein Privatzimmer mit Kühltruhe, darin Lobster in rauen Mengen, welches wir jedoch wegen nicht vorhandenem Strand ablehnten.

Und dann klapperten wir wieder die Hotels ab, auf der Suche nach einem direkt am Strand. Und siehe da, R fand eines: fast ein Appartement für uns allein, 2. Stock, Blick aufs blaue Meer, ein Traum. Einzug. Gepäckstansfer mit dem Mofa. Auch ein Swimmingpool erwartete uns. Und ein Frückstücksbuffet. Preise auch wieder wie unsere österreichischen Frühstückspensionen. Auch hier wollte ich mich einige Tage einquartieren, aber es sollten wieder nur 2 Nächte geplant sein, wegen dem o. a. Privatzimmer ...

Zu dem ständigen Zimmerwechsel kam auch noch Rs Bestreben, Iberia zu erreichen, um unseren Heimflug vor zu verlegen, da ihm die Luftfeuchtigkeit und Hitze zusammen körperlich nicht so wohl bekamen. Für mich war´s auch recht, da wir in mittlerweile 2 Wochen schon viele verschiedene Aspekte der Insel sowie den damit verbundenen Geldfluss kennen gelernt hatten. Doch die telefonischen Leitungen ins Hauptbüro in Havanna waren ausnahmslos, Tag und Nacht, belegt. Eine freundliche Angestellte des Tourismusbüros versuchte es ebenfalls täglich, doch vergebens.

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Auf unserer letztendlich doch statt findenden Fahrt nach Pinar del Rio (s. Kapitel 4) mit Leihauto - Wochenendangebot- machten wir Stop bei Iberia in Havanna und buchten problemlos um. Dort erfuhren wir, dass Iberia chancenlos überlastet sein - trotz gesteigerter Flugkapazitäten sei das personal gleich geblieben ...

Das Leihauto - es gibt 3 Vermieterfirmen dafür - erhielt sich nicht so ohne weiteres. Zumindest nicht das, das wir ins Auge gefasst hatten. Der Dinge kundig, wussten wir von Guanabo, dass ein Wochenendangebot existierte für 3 Tage. Bei "Havanautos" in Varadero war ein Auto zu diesen Bedingungen nicht zu haben, obwohl es auf der Preisliste stand. Der Manager wollte anderes verkaufen. Zuerst verstand er nicht (obwohl der Inhalt spanisch war). Dann vertröstete er uns auf den nächsten Tag. "Quizas" - vielleicht. Am nächsten Tag war er nicht auffindbar. Eine anwesende Dame des Unternehmens, leider nicht für die direkte Vermietung zuständig, versicherte uns des Angebotes. der Manager werde das schon erledigen und suchte ihn für uns. Doch der Manager hatte leider kein Auto für diesen Fall. Alles Aufregen nützte nichts - er empfahl uns sogar die Konkurrenz! Und da hatten wir Glück. Sofort wurde uns ein anderes Wochenendangebot unterbreitet, in 25 min hatten wir startbereit ein neues Auto! - Geduld und Hartnäckigkeit sind hier an der Tagesordnung.

Zuvor, als wir bei dem Meeresblick-Hotel auscheckten, wollte keine Visakarte genommen werden. 3 Tage urgierten wir, die Visa-Maschine zu reparieren: "Am nächsten Tag." "Dann wahrscheinlich." Erst ein Zwischenfall kam uns zu Hilfe. Unser Schlüssel ward nicht auffindbar, obwohl abgegeben. Der Hotelboy suchte, fand nicht. Wir ließen das Zimmer aufsperren. Es sei unsere Schuld. R konnte nichts ausrichten, da die Receptionistin zu dominant auf ihrer Meinung bestand. Nach einer Weile beschloss ich, selbst hinunter zu gehen, bat den Hotelboy auf Spanisch, mich im Schlüsselkasten suchen zu lassen und fand die Nummer 308 unter 803 eingereiht, wie ich es vermutet hatte ...

Am nächsten Tag funktionierte die Visa-Maschine ohne Probleme und das Schlüsselintermezzo wurde auch nicht mehr angesprochen. (Die Absicht des Hotels, den Prozentaufschlag bei Zahlung mit Viaskarte zu sparen, war leider nicht auf gegangen).

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So kamen wir denn von Pinar del Rio zurück nach Varadero und das Meeresblick-Hotel hatte leider alle Zimmer besetzt - einziger Ausweg: das uns schon angebotene Privatzimmer. Wir mussten uns erst erkennbar machen bei der Vermieterin; welcher Taxifahrer uns hierher gebracht hätte? Wann das gewesen sei? Was er uns erzählt habe? Zum Glück gelang uns dies, denn am Morgen zuvor wurde ein Rucksacktourist abgewiesen, wegen der drohenden sehr hohen Strafzahlungen bei hier ja nicht erlaubten privaten Vermietungen. Wir erhielten das Zimmer. Es war dann doch ganz nett - da es ebenerdig lag, empfahl man uns beim einsetzenden Regen die Matratze vom Boden zu entfernen, da sie sonst nass würde ...

So hatten wir also in einem Ort (Varadero) in 7 Tagen alle gewünschten Quartiere! (Stress inklusive).

Al Final

Als ich mir den neuesten James-Bond-Film "Die Hard" zu Gemüte zog, wurde von den Szenen in Korea weiter geschwenkt nach Kuba - man sah den pulsierenden, sonnenüberströmten Malecon, die Uferstraße Havannas. Und ich war wieder dort. Ging die Straßen entlang, vorbei an den lebenslustigen Kubanern und sehnte, dass diese Gefühle nie enden möchten ...

Susanne Wallner


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Letzte Änderung: 2003-06-21 - Stichwort - Sitemap