Purkersdorf Forum Archiv 2003
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Karl Berger ® sagt am 13.03.2003 15:03 zu Michael Gutsch ®:Erster Beitrag

Re: ---Das BG|BRG Purkersdorf in tiefer Trauer---


schuldzuweisungen – also jemanden die schuld an den tragischen selbstmord zuzuordnen, und sich damit selbst entlasten – sind sicher entbehrlich.
aber das sollte nicht dazu führen, keine gründe für diese erschütternde tat zu suchen. wenn sich jemand das schlimmste, das sich ein mensch antun kann, sich selbst das leben nehmen, antut, muß es ursachen geben.
auch wenn ich, wie viele die hier schreiben, keinen einblick in die konkreten umstände habe, ist eine nachricht wie »ich hätte es eh zu nichts gebracht.« aufschlußreich.
in einem alter, in dem jugendliche mit ihren ungestümen hormonen genug beschäftigt wären, wird ihnen ein enormer leistungsdruck auferlegt. neben den sehr großen schulischen anforderungen komt oft noch ein großer gruppendruck, besonders cool, besonders clever usw. zu sein und elternvermitteln die sorge, aus ihrem kind könne einmal »nichts werden«.
die heranwachsenden bekommen ein bild von der welt vermittelt in dem nur die bestleister gebraucht und angesehen sind, einer gesellschaft, die minderleister aussortiert und aufs soziale abstellgleis stellt. das schlimmste ist, das dieses bild nicht einmal unrealistisch ist. diese differenzierung wird in die schulen getragen, und schon für 13jährige, wenn sie sensibel genug sind, wird daraus ein übermächtiger druck, es »zu etwas zu bringen«.
dieser druck der bei den empfindsamsten, wenn sich vielleicht noch das eine oder andere missgeschick dazugesellt, zum lebensüberdruss und schlimmstenfalls sogar zum selbstmord führt, dieser druck lastet auf allen. als ich in der pubertät war, hat es wohl keinen tag gegeben, an dem ich nicht auch an selbstmord gedacht habe. aber ich habe nie diesen druck gehabt, den junge menschen heute oft ausgesetzt sind. daher lebe ich heute noch. max ist tot.
wenn wir aus diesem traurigen ereignissen etwas lernen wollen, dann wohl das, dass wir uns gründlich überlegen sollten, wie wir druck von den kindern und jugendlichen nehmen können und ihnen eine sinnvolle perspektive vermitteln können.
meiner meinung nach stellt michael gutsch die richtige frage: »was ist das für eine gesellschaft, in der 13jährige etwas erreicht haben müssen?« wohl eine die es zu ändern gilt.

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