|  | Re: € 200.00 für Zinskaserne - Okkassion!
 
Finde es grundsätzlich sehr gut, daß einerseits alte Gebäude erhalten 
und saniert werden, billige Wohnungen für Bedürftige weiterhin bestehen 
und die Herrengasse ein schöneres Antlitz bekommt, ist doch der Zustand 
der Herrengasse nicht wirklich sehenswert.
Andererseits ist die Kummerlhochburg sowieso nichts wert.
Abreissen und ein Center hinbauen wäre gescheiter gewesen.
Ein Merkur und ein Elektrohändler fehlen noch, Gwandgeschäft
ebenso.
 
 Werter Grundverwerter!
 War's ironisch? 
Falls nein, dann danke für das kulturhistorische Feingefühl
für eines 
der ältesten Gebäude Purkersdorfs und seiner BewohnerInnen.
 Der später als Palais einer Charlotte zu Fürstenberg
bekanntgewordene 
Bau geht nachweislich auf eine Entstehungszeit lange vor
1572 (damals 
Vernichtung historischer Archivunterlagen durch Brand)zurück
und erfuhr 
eine ebenso wechselvolle wie zeithistorisch bedeutende Geschichte.
 Dazu aus Hilda Svobodas Antwort auf eine persönliche Ehrung des 
Gebäudes durch Otmar Konwalinka (nachzulesen auf puon unter 
Stadtpolitik):
 "Daher ist es mir ein Bedürfnis, Dir ebenso ehrlich zu
antworten und 
die mühselige Entstehung des Dir so lieb gewordenen alten Hauses zu 
schildern, um für spätere Zeiten und Diskussionen Unterlagen zu 
besitzen.
 Im Jahre 1948, als die sowjetische Besatzungsmacht das
Gebäude mit den 
dazugehörigen Grundstücken, welches unter Deutsches Eigentum
der USIA-
Gebäudeverwaltung geführt wurde, geräumt hatte, wurde es, da
wir noch 
zum 14. Wiener Gemeindebezirk gehörten, der großen Gemeinde Wien 
angeboten. Ebenso der großen Volks- und der Sozialistischen Partei 
Purkersdorf. Niemand hatte dafür Verwendung! Allein die
K.P.Ö. sah die 
Möglichkeit, bei der zur derzeit herrschenden großen
Wohnungsnot die 
Lösung: Ein Arbeiterwohnheim. Die Landesleitung der K.P.Ö. 
Niederösterreich, vertreten von Herrn Leopold Lichtenstein,
schloß als 
Pächter einen Vertrag auf zehn Jahre (1948-1958) ab, monatlich 
Schilling 800.- auf fünf Jahre, weitere fünf Jahre 2.000.-
Schilling 
Pacht.
 Ein Aufruf an Wohnungssuchende, Räumlichkeiten um 60
Groschen pro m² 
plus Betriebskosten und 12 Schilling Baukostenbeitrag, sowie
fünfzig 
Stunden freiwilliger, unbezahlter Mitarbeit, soweit möglich,
waren die 
Bedingungen. Fünfundfünfzig vorwiegend junge Familien waren
froh, ein 
Dach über dem Kopf zu haben. Viele gingen leer aus, denn nach dem 
Bedarf hätte eine dreimal so große Anzahl von Wohnungen
nicht gereicht. 
So groß war die Wohnungsnot nach dem Krieg."
 
 
 
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