Ich, gemeinderätlicher Braunpatzer ...
unlängst hat ein grüner Gemeinderat im Forum wieder einmal den Weinheber braun angepatzt und ins rechte Eck gestellt.
Ist das Weinheber-Denkmal Wiederbetätigung? Die Errichter bzw. Erhalter Nazi und einzusperren?
Werter minderer Siedler,
da meinen Sie wohl mich. Ich habe gute Gründe, J.W. ins rechte Eck zu stellen. Er war das erste Mal bereits 1931 NSDAP-Mitglied, hat sich aber 1933 dann auf die Seite der Austrovariante des Faschismus geschlagen. Nach dem "Anschluss" haben ihn dann die Nazis warten lassen, bis sie ihn wieder in ihren Reihen akzeptiert haben. 1944(!) ist er das 2. Mal der NDSDAP beigetreten. Auf dem Großdeutschen Dichtertreffen 1938 in Weimar lobte er in seiner Rede: "... dasjenige Buch, das uns Deutschen, allen Deutschen in der Welt, das Bewußtsein unseres Wesens, unserer Kraft, unserer Größe und unserer Pflicht wieder zurückgegeben hat: Adolf Hitlers Mein Kampf." Er war Mitglied der Reichsschriftkammer und hat sich vor der "Niederlage" das Leben genommen.
Muss ich da wirklich noch patzen, um J.W. braun zu machen?
Ein Denkmal an einen Schriftsteller, auch wenn er Nazi war, ist an sich noch keine Wiederbetätigung. Doch wenn es die Ambivalenz einer politischen - literarischen Persönlichkeit nicht vermitteln will, legt das gewisse Schlüsse über die Denkmalerrichter nahe: Ist das ein Versuch der Reinwaschung, der Verdrängung der politischen Seite? Oder wirklich nur naive Ahnungslosigkeit, der Tunnelblick der Wiederaufbaugeneration?
Ich bin nicht für das Schleifen des Weinheber-Denkmals, sondern für eine Erweiterung, die vor solcher Gedankenlosigkeit mahnt.