Purkersdorf Online

30000 € Fußball-Subventionen: ...


Entscheide beim Fußball im Zweifel für Kinder!
Offener Brief an den Bürgermeister


30.000,- € Fußball-Gemeindesubventionen:
Profitiert auch die Jugend?

Zuschrift zu „Kinder oder Millionäre“:

Als Antwort auf den Artikel „Kinder oder Millionäre“ in den
Purkersdorf Informationen Nr. 03 traf folgender Brief ein:

Sehr geehrter Herr Magister Baum!
Vorweg möchte ich mich für Ihr gezeigtes Interesse am Nachwuchsfußball
in Purkersdorf bedanken. Ich beziehe mich auf Ihren Artikel in
den „Purkersdorfer Informationen 3/04“ mit dem Titel „Kinder oder
Millionäre“. In diesem Zusammenhang möchte ich nicht verhehlen, dass
es beim FCP einige Auffassungsunterschiede sowie
Kommunikationsprobleme zwischen Nachwuchs und Vorstand gegeben hat
bzw. zum Teil noch gibt.
Tatsache ist jedoch auch, dass dem Nachwuchsbereich des FCP bisher
immer alle notwendigen Utensilien (Dressen, Trainingsgeräte…) zur
Verfügung standen.
Sie schreiben u.a. in Ihrem Artikel, dass „offenbar immer mehr vom
wichtigen Jugendsport weg umgeschichtet wird“. Dies ist für mich nicht
nachvollziehbar, da der Nachwuchsbereich des FCP bereits seit einigen
Jahren eigene Budgets erstellt. Anhand der Vereinsbuchhaltung, die
einen eigenen Kontenkreis für die Jugend beinhaltet, sind die Ausgaben
und Einnahmen des Nachwuchsbereichs des FCP eindeutig nachvollziehbar.
Dazu ist noch zu erwähnen, dass der Jugendleitung nunmehr die
Möglichkeit gegeben wurde, regelmäßig in die Gebarungen der Jugend
Einblick zu nehmen.
Ich erachte es daher als kontraproduktiv wenn Sie den FCP und hier vor
allem den Nachwuchsbereich als „Plattform für einen Privatkrieg bzw.
als Plattform für die bevorstehenden Gemeinderatswahlen“ benutzen.
Außerdem würde ich mir wünschen, dass Sie dem designierten Obmann
zuerst die Möglichkeit geben, seine Fähigkeiten unter Beweis zu
stellen, bevor Sie ihn derart kritisieren.
Abschließend möchte ich noch feststellen, dass sich unsere (derzeit
zwölf) Nachwuchsbetreuer ehrenamtlich um rd. 120 Kinder und
Jugendliche drei- bis viermal in der Woche kümmern. Dies auch zum
Nutzen der Gemeinde!
Wir wollen auch weiterhin eine sinnvolle sportliche Betätigung mit
allen Vorteilen, die eine Mannschaftssportart mit sich bringt, für die
Jugendlichen sicherstellen. In einer Zeit in der die Jugend zunehmend
mit Alkohol und Drogen in Berührung kommt und in der bei den
Jugendlichen immer öfter eine Orientierungslosigkeit festzustellen
ist, erachte ich es als besonders wichtig, dass wir auch in Zukunft in
Ruhe und ohne politischen Einfluss mit den Kindern und Jugendlichen
arbeiten können.
Alle noch bestehenden Probleme werden derzeit von der Jugendleitung
mit dem Vorstand diskutiert und einer Lösung zugeführt.
Ich ersuche Sie daher höflichst in Zukunft auf Artikel wie in den
Purkersdorfer Informationen 3/04 zu verzichten.
Walter KLEMENT, FCP
Jugendleitung

PS: Sie dürfen diesen Artikel gerne in den „Purkersdorfer
Informationen“ veröffentlichen.



Offener Brief an den Bürgermeister
18.11.04

Entscheide im Zweifel für Kinder, und nicht für Millionäre!

Da ich annehme, dass du Mentor der hier voll abgedruckten
Leserzuschrift an mich bist, wende ich mich direkt an dich. Ich denke
du verstehst das gut. Ich habe schon vor zwei Monaten einen Artikel
zum Thema veröffentlicht, und gerade jetzt erhalte ich einen Brief,

· nachdem mir dieser Brief von einem Freund von dir just 2
Stunden danach angekündigt wurde, nachdem ich im Rathaus Informationen
über interessante Gemeindegeldflüsse einsah,
· nachdem just genau zu diesem Zeitpunkt der Ankündigung dieses
Briefs an mich bei dir eine Besprechung zum FCP stattgefunden hat?

Ich antworte, weil der hier voll abgedruckte Brief an mich in der NÖN
auch als „offener Brief“ abgedruckt ist,

Jugend-Fußball in Purkersdorf einfach Spitze

Zunächst will ich unterstreichen, dass die Fußball-Jugendarbeit in
Purkersdorf einfach Spitze ist. Dazu gehören begeisterungsfähige
Jugendliche, die Jugendtrainer, und dazu gehören auch die Eltern, die
viel Zeit und auch Geld in den Erfolg des Vereins stecken.

Ich möchte diesem Brief von den Fakten her nicht widersprechen. Ich
möchte ihn nur um wesentliche Fakten und Fragen ergänzen. Wichtig
ist, dass du bisher meines Wissens trotz Anfragen auch im Gemeinderat
keine Unterlagen bekannt gegeben hast: Hat von den erheblichen
öffentlichen Mitteln für Fußballclub und Sportplatz die Kinder bzw.
die Eltern etwas direkt erreicht?
In der Leserzuschrift sind Feinheiten zu beachten: In der Tat dürfte
es nämlich in kurzer Sicht nicht stimmen, dass „offenbar immer mehr
vom wichtigen Jugendsport weg umgeschichtet wird“. Denn wenn sich die
Jugendarbeit durch die Eltern zum Schluss selbst erhalten hat, dann
war ja wirklich nichts mehr „umzuschichten“. Im Vergleich zu einigen
Jahren ist aber, dessen bin ich mir sicher, schon schön „umgeschichtet
worden“

Oder hast du als Präsident des FCP andere Informationen, als dass
ausschließlich die Eltern die Jugendarbeit finanzieren? Gut, an sich
wäre das ohne Belang. Aber:

Was geschieht mit 30 000 EUR Steuergeld?

Die Gemeinde überweist immerhin € 30.000 an Subventionen an den FCP,
dazu kommt die Kostenübernahme für den Platzwart von € 27.000 und laut
Voranschlag in diesem Jahr etwa € 22.000,-- an Reparaturen. Das sind
also fast € 80.000,-. Auch 2005 ist insgesamt ein ähnlich hoher
Betrag budgetiert. 2003 waren es durch 36 000 EUR Reparaturen
übrigens noch mehr.

Grundsätzlich müssten die Kosten des Jugendfußballs nicht unbedingt
von der Gemeinde getragen werden, auch eine Leistung der Eltern ist
eine mögliche Variante. Allerdings frage ich mich, warum die Gemeinde
gleichzeitig € 20.000 für den „Erhalt“ der Liga verwendet. 20.000 €
werden also dem FCP überwiesen – dafür, dass er nicht absteigt. Ist
Nichtabsteigen so eine Leistung, dass sie uns allen 20 000 EUR wert
ist? Ist das angesichts der Gemeindefinanzen vertretbar, bei denen für
alles unter hohem Risiko Zinsen zu zahlen sind?
Dazu als Information: der FCP erkaufte sich mit Unterstützung der
Gemeinde im Tausch mit Gablitz eine höhere Liga und arbeitet derzeit
auch mit Teilprofis.
Auch das ist grundsätzlich okay. Wenngleich mich das weniger
interessiert, denn
für mich war Fußballspielen einfach als Sport, Einsatz und Teamspiel
vor allem in den Jugendjahren bereichernd.
Ich verstehe auch, dass es für dich sehr hart war, dass du nicht Rapid-
Präsident geworden bist-. Aber ich denke, es ist keine gute Idee, mit
Gemeindegeldern sonst verwehrte Höhenflüge zu verwirklichen.

Ist Jugendfußball der Gemeinde nichts wert?

Ich habe nichts gegen selbstfinanzierten Teilprofifußball, wenngleich
mich der Kinder- und Nachwuchssport mehr interessiert. Was ich aber
nicht verstehen würde, ist, wenn die Gemeinde mit Steuergeldern
Fußballteilprofis sponsert, und wenn über 10 Jugendtrainer trotz
großem zeitlichem Aufwand offenbar nichts bekommen, ja sogar
dazuzahlen, und die Eltern die diversen Fahrten und sonstigen
Aufwendungen ausschließlich selbst tragen müssen. Ist eine gezielte
Jugend- und Aufbauarbeit, ist die Betreuung von Jugendlichen mehrmals
die Woche der Gemeinde wirklich nicht mehr wert?

Wie sehen die Subventionen im Vergleich zu anderen Vereinen aus?

Es gibt Dutzende andere Vereine in Purkersdorf, die mehr oder weniger
nur symbolische Subventionen bekommen. Das sind großteils auch keine
Pimperl-Vereine und hier leisten hunderte Leute für gemeinschaftliche
Zwecke Gratisarbeit, darunter auch wichtige Jugendarbeit. Warum ist
das der Gemeinde so viel weniger Wert? Was ist etwa mit der Blasmusik,
mit der Sportunion (€ 1.500,--), mit dem ATUS (€ 1.500,--), Team Teigl
(€ 1.800,--), Karate usw., usf.. An die 30 große Vereine erhalten
somit offenbar ZTUSAMMEN nicht mehr als eine Fußball-Kampfmannschaft
Zusammenfassend: Stimmt das mit den Verhältnissen in der Zuteilung von
Subventionen INNERHALB des Vereins UND auch ZWISCHEN den Vereinen noch?

Soll es bis zur Wahl unter der Tuchent bleiben?

Die einzige Sache im Brief, wo ich anderer Meinung bin, ist, dass ich
eine „Plattform für die bevorstehenden Gemeinderatswahlen“ brauche:
Ich bin seit über 20 Jahren Mitglied des FCP, derzeit passives. Ich
mische mich aber nicht in Vereinsinterna ein und will den Verein auch
nicht als Zankapfel zwischen den Parteien sehen. Im übrigen gehöre ich
auch gar keiner Partei an. Aber der Verein sollte von sich aus und
glaubhaft gegen machtpolitische Begehrlichkeiten und die Verbindung
von privaten Geschäften mit dem Fußball auftreten.

Worum es mir geht, und da kannst du mir mit Verlaub keinen Maulkorb
umhängen, ist die faire Verwendung öffentlicher Gelder und die
Einhaltung von Beschlüssen der gewählten Bevölkerungsvertretung auf
Berichtslegung über verwendete Gelder.

Aber soll ich diese für mich unerfreulichen Entwicklungen in der
Verwendung von Gemeindegeldern ausgerechnet bis zur Wahl unter der
Tuchent halten? Ich denke, das würden die allermeisten nicht
verstehen. Waren die Rücktritte maßgeblicher Funktionäre nicht jetzt?
Und wäre es nicht besser rasch reinen Tisch zu machen und die nächste
Saison befreit von der Vergangenheit neu anzufangen? Ist es nicht so:
Desto länger vieles ungeklärt ist, desto unerquicklicher?

Was den designierten Obmann des FCP betriff, so kritisiere ich ihn
nicht. Alle wissen, dass ich seine Kompetenz schätze. Worauf ich aber
klar hinweise, ist, dass hier zur Zeit Unvereinbarkeitsprobleme
bestehen. Der Stadtamtsdirektor kann nicht einerseits vom
Bürgermeister – und FCP-Präsident - beauftragt werden, über die
Verwendung der Steuergelder beim FCP Rechenschaft zu legen und
gleichzeitig soll eben dieser Stadtamtsdirektor als designierter
Obmann natürlich die Interessen des Vereins vertreten. Das Mindeste
wäre die Entbindung des Stadtamtsdirektors von allen Belangen der
Geldflüsse zwischen FCP und Gemeinde, wenn er FCP-Obmann werden
sollte. Im übrigen bin ich gerne bereit auf Bedarf bei einer
Obmannsuche zu helfen.

Und ich bleibe dabei: Ich finde es nicht gut, wenn der FCP über die
offenbar sehr dominierende Kassierin zu einem Bindeglied zwischen dem
Millionärsimperium L. und der Gemeinde wird. Die Entwicklung der
letzten Monate beim FCP bestätigt das leider zu deutlich.

Abschließend möchte ich nochmals unterstreichen, was in dem Brief zur
Bedeutung der Jugendarbeit geschrieben wird. Die geleistete
Jugendarbeit ist fast unbezahlbar. Es geht um Anerkennung und
Fairness. In diesem Sinne hoffe ich auf baldige klare Lösungen

Hochachtungsvoll
Mag. Josef Baum

2004-11-25


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