Irgendwie ist es völlig verwirrend: Einerseits lesen wir täglich von neuen Hitzerekorden, dem Abschmelzen des angeblich „ewigen“ Eises, dem Auftauen der Permafrostböden und dem Point-Of-No-Return in der Klimaentwicklung.
Andererseits beklagen durchaus honorige Politiker und Wirtschaftswissenschaftler jeden noch so kleinen Rückgang des Wirtschaftswachstums, schließen Handelsverträge ab, die uns noch mehr noch billigere Produkte bescheren sollen, die rund um den Globus transportiert werden und uns von der Abholzung des Regenwaldes profitieren lassen und preisen uns Strategien gegen den Klimawandel an, die erst dann Ergebnisse bringen können, wenn es nach Ansicht der Klimaforscher keine Rettung der menschlichen Zivilisation mehr gibt.
Eine Bandbreite zwischen Hysterie und Ignoranz – wie ist die Lage wirklich?
Die Erde hatte ursprünglich eine lebensfeindliche CO2-Atmosphäre gehabt. In vielen Millionen Jahren hat die Natur immer mehr Kohlenstoff aus der Atmosphäre in die Erdekruste gebunden und den Sauerstoff freigesetzt, bis ein Zustand, der höheres Leben in unserem Sinn ermöglicht hat, erreicht wurde. Diese Entwicklung machen wir in wenigen Jahrzehnte rückgängig, indem wir den gebundenen Kohlenstoff hervorholen und wieder der Atmosphäre als CO2 zuführen.
Höheres Leben in unserem Sinn ist nur möglich, wenn eine große Anzahl von Rahmenbedingungen in ganz engen Grenzen gegeben sind. Das ist auch der Grund, dass es bis jetzt noch keine Anzeichen von Leben auf anderen Himmelskörpern gibt: die Umweltbedingungen, die auf der Erde (noch) vorherrschen, sind so speziell, dass sie bisher noch nirgends sonst gefunden werden konnten – und wir schaffen diese Bedingungen gerade ab!
Angefangen hat die Klimakrise mit der beginnenden Industrialisierung, die auf den Energieträger Kohle gesetzt hat und mit Erdöl, Erdgas und letztlich sogar Ölschiefer keine Möglichkeit auslässt, die Atmosphäre mit CO2 immer weiter anzureichern.
Der Treibhauseffekt wurde bereits 1824 entdeckt und 1972 veröffentlichte der Club of Rome die Studie „Die Grenzen des Wachstums“, welche folgende zentrale Schlussfolgerung hatte: „Wenn die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der Umweltverschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen unverändert anhält, werden die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht.“
Die Problematik wurde also relativ bald erkannt, aber leider ignoriert. Vermutlich hätten wir 1972 noch in einer Weise gegensteuern können, bei der wir noch alles selbst in der Hand gehabt hätten! Jetzt sind wir Getriebene, in Kürze vermutlich Gejagte!
Die Klimakrise ist eindeutig mit unserem Wirtschaftssystem gekoppelt. Obwohl Österreich zu den am höchsten entwickelten Ländern dieser Welt zählt, brauchten wir immer noch Wachstum. Jeder Kredit kann nur zurückgezahlt werden, wenn wir wachsen, die Pensionen sind nur bei Wirtschaftswachstum gesichert, die Inflation erfordert ein Wachstum der Löhne. Wenn wir schon wachsen müssen, wie sieht es erst mit denbevölkerungsreichsten Staaten der Erde, wie Indien und China aus, die noch einen großen Nachholbedarf haben? Was wir wirklich brauchen, ist ein Systemwandel, der ein Leben ohne Wachstum ermöglicht.
Leider ist ein Systemwechsel nicht in Sicht. Die G20 Industriestaaten unterstützen beispielsweise klimaschädliche Kohleenergie mit 47 Milliarden Dollar pro Jahr! Das bedeutet, dass der Abbau von Kohle ein Verlustgeschäft ist, welches pro Jahr 47 Milliarden Dollar Zuschuss benötigt, um überhaupt getätigt werden zu können!
Mit einzelnen persönlichen Opfern können wir leider die Welt nicht retten. Jeder sollte jene Maßnahmen setzen, die einem auch selbst nützen! Den Fleischkonsum zu reduzieren ist gesund und schont die Umwelt. Rad statt Auto fahren ist gesund und schont die Umwelt. Und natürlich kann man sich fragen, ob es im Urlaub wirklich immer Thailand sein muss.
Aber um das Klimaproblem zu lösen, brauchen wir politische Lösungen. Es grenzt ans Absurde, in der aktuellen Situation noch eine dritte Piste am Flughafen oder weitere Autobahnen bauen zu wollen, oder das Wirtschaftswachstum als Staatsziel in die Verfassung aufzunehmen.
Und genausowenig, wie man anstatt Steuern einzuheben einen freiwilligen Beitrag fordern kann, ist es beim Klimaschutz unmöglich, auf Freiwilligkeit zu hoffen. Und je länger wir warten, um so härter werden die erforderlichen Maßnahmen ausfallen müssen – sofern die Menschheit überleben will.
Leider geht auch hier der Trend in die entgegengesetzte Richtung. In vielen wichtigen Ländern werden Parteien und Personen gewählt, welche die Augen vor den Tatsachen verschließen und für kurzfristige wirtschaftliche und politische Vorteile klimaschädliche Massnahmen fördern.
Und auch hier ist der Einzelne gefragt, der sich genau überlegen wird müssen, welche Partei er bei den anstehenden Wahlen wählen wird. Es geht nicht mehr – wie noch vor ein paar Jahren geglaubt – um eine ferne Zukunft, sondern um die nächsten Jahre und Jahrzehnte!
In den 1980er Jahren gab es den sauren Regen und das Ozonloch. Damals gab es weltweite Anstrengungen von Politik und Industrie und niemand nahm Unmengen von Geld in die Hand, um diese Probleme wegzureden. Dadurch konnten auch Lösungen gefunden werden und beide Probleme sind deshalb heute kein Thema mehr.
Mittlerweile sind Maßnahmen notwendig, die schmerzen werden! Und auch wenn andere Staaten Ihren Verpflichtungen nicht nachkommen, kann das keine Ausrede dafür sein, dass auch Österreich seine Verpflichtungen nicht erfüllt!