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Alles unter Kontrolle? Plattform setzt Taten

NÖN-Wienerwald, Nr.33/2004, Andrea Stoiser und Renate Hinterdorfer

Arbeit im Gemeinderat soll bewertet werden. Die Bürgermeister haben mit dem Vorhaben nicht unbedingt eine Freude.

Halten sich die Gemeinden an die Vorgaben der Wienerwald- Deklaration? Das will die „Plattform Wienerwald-Deklaration“ in Zukunft überprüfen.

Zu diesem Zweck wurde eigens ein Bewertungsbogen kreiert. Nach jeder Gemeinderatssitzung sollen die einzelnen Beschlüsse im Sinne der Deklaration bewertet werden, und zwar von den Stadt- und Gemeinderäten, die bei der Plattform dabei sind: Josef Fischer (Neulengbach), Edwin Skorepa (Maria Anzbach) und Helga Maralik (Eichgraben). Am Jahresende werden die Ergebnisse dann ausgewertet und die „wienerwaldfreundlichste“ Gemeinde kann geehrt werden. Der Maria Anzbacher Ortschef Franz Allmayer hat mit der Idee keine Freude: „Eine Kontrollfunktion ist völlig überflüssig, weil wir uns sowieso mit der Deklaration auseinandersetzen werden.“ Allmayer bedauert, dass die Wienerwald-Deklaration für Wahlkampfzwecke missbraucht werde: „Jetzt, ein halbes Jahr vor der Wahl, werden auch diese Gemeinderäte munter, die bis jetzt nicht viel gemacht haben. Dazu brauchen sie eine Plattform.“
Maria Anzbach sei eine Vorzeige- Gemeinde: „Wir sind der einzige Ort, der nicht einmal drei Prozent Wachstum hat. Wir werden verstärkt verdichteten Wohnbau betreiben, wo es verträglich ist. Unser Überleben hängt auch davon ab, wieviele Hauptwohnsitzer wir haben, denn für die kriegen wir Geld. Man kann nicht die Gemeinden aushungern.“ Auch Bürgermeister Johann Kurzbauer aus Neulengbach ist skeptisch: „Ich bin nicht dagegen, aber eine aktive Mitarbeit wäre gescheiter als eine reine Kontrollfunktion, das ist ein bisschen bequem. Wir haben jedenfalls sicher nichts zu verbergen.“ Kurzbauer ist der Ansicht, dass die Vertreter der Plattform besser bei den Arbeitsgruppen für den Biosphärenpark angesiedelt wären: „Dort könnten sie ihre Ideen einbringen.“ Der Eichgrabener Bürgermeister Wilhelm Groiß sieht dem Plan der Plattform sehr gelassen entgegen: „Wir haben bei unseren Beschlüssen immer schon die vorgegebenen Kriterien berücksichtigt, das wird auch in Zukunft so bleiben.“

Die Fehler aufzeigen

Im Mai wurde die überparteiliche „Plattform Wienerwald-Deklaration“ ins Leben gerufen. Sie möchte die Gemeinden, die der Wienerwald- Deklaration beigetreten sind, beim Erreichen der Ziele unterstützen und rechtzeitig auf gravierende Fehlentwicklungen aufmerksam machen. Auch die Gemeinden Neulengbach, Eichgraben, Maria Anzbach, Wolfsgraben und Pressbaum sind dieser Deklaration beigetreten. „Gerade in diesen Gemeinden werden zunehmend großvolumige Wohnblöcke undifferenziert in die geschützte Landschaft gestellt“, so Josef Maralik, der Koordinator der Plattform. Er weist darauf hin, dass der damit verbundene explosionsartige Bevölkerungszuzug weit über den natürlichen Wohnbedarf hinausgeht.

Zum Thema:

  • Wienerwald-Deklaration:
    Im Jahre 2002, dem Millenniumsjahr des Wienerwaldes wurde die alte Wienerwald-Deklaration aus dem Jahre 1987 überarbeitet. Standen früher Raumordnungsfragen, insbesondere die Zersiedelung im Mittelpunkt, will man nun der Gefahr durch das Zuwachsen von Wiesen- und Waldflächen, einer vernünftigen touristischen Entwicklung und der Planung eines neuen Verkehrskonzeptes, insbesondere des Radwegenetzes erhöhtes Augenmerk schenken.
  • Beitritts-Gemeinden:
    Rund 30 Gemeinden sind bereits der Deklaration beigetreten, darunter auch Asperhofen, Wolfsgraben, Pressbaum, Eichgraben, Maria Anzbach, Neustift-Innermanzing und Neulengbach. Die Gemeinden bekunden damit, dass alle weiteren Entwicklungen auf das Ziel ausgerichtet sind, den Wienerwald für künftige Generationen entsprechend dem Nachhaltigkeitsprinzip zu erhalten und zu gestalten.
  • Plattform Wienerwald-Deklaration:
    Die Plattform Wienerwald-Deklaration wurde im Mai 2004 ins Leben gerufen. Die Plattform will Aktionen im Geiste der Wienerwald- Deklaration als positive Beispiele hervorheben, aber auch negative Entwicklungen aufzeigen.
    Plattform-Mitglieder: Romana Kalt aus Pressbaum, Helga Maralik aus Eichgraben, Edwin Skorepa aus Maria Anzbach, Johann Fischer aus Neulengbach, Mag. Renate Ott aus Wolfsgraben, Josef Maralik aus Eichgraben und Christine Simek aus Maria Anzbach.

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