Die Genehmigung für den Haupttunnel zwischen West- und Südbahn wird nun nicht vor dem Herbst erwartet. Im Westen Wiens wird an der Zulaufstrecke zum Lainzer Tunnel indes weiter unter Hochdruck gearbeitet.
Die Errichtung des Lainzer Tunnels zwischen West- und Südbahn hat sich ein weiteres Mal verzögert: Mit einer Fertigstellung wird nun nicht mehr vor 2011/2012 gerechnet. Ursache ist das ins Stocken geratene Genehmigungsverfahren - vor allem für das Herzstück des Bauwerkes, den Verbindungstunnel.
Baulicher Brandschutz
"Wir erwarten den Bescheid jetzt voraussichtlich im Herbst", hofft Herbert Muchsel, bei der Errichtungsgesellschaft HL-AG der für das Informationsmanagement zuständige Projektleiter. Wie DER STANDARD berichtete, war der ursprünglich ausgestellte erste Bescheid vom Höchstgericht wegen eines Formalfehlers aufgehoben worden. Bei der neuen Verhandlung wurde dann ein Privatgutachten von Ulrich Schneider, Institutsvorstand für Baustofflehre, Bauphysik und Brandtechnik an der TU-Wien, eingebracht. In diesem wird infrage gestellt, ob der bauliche Brandschutz des Tunnels dem Stand der Technik und der Wissenschaft entspricht.
"Jetzt muss man einmal abwarten, wie die Behörde das behandelt und ob unter Umständen noch eine weitere Verhandlung mit den einsprechenden Parteien durchgeführt wird", erläutert Muchsel. Und bis der neue Bescheid ausgestellt ist, können die Bauarbeiten nicht ausgeschrieben werden und müssen etwa auch Grundstücksverhandlungen ruhen, bei denen eine Enteignung droht.
In anderen Bereichen wird hingegen mit Hochdruck weitergearbeitet: Seit 17. März werden im 14. Bezirk die Gleise der Westbahn auf die nördliche, fertige Tunneldecke zurückverlegt - "anschließend werden ab Ende Mai die restlichen Bauwerksteile fertig gestellt. Unter der fertigen Decke findet derzeit der Aushub des Tunnels statt", berichtet Muchsel.
Schwierigster Part
In etwa einem Jahr sollen dann die Geleise der Westbahn in ihre endgültige Lage gebracht werden - der Rohbau des westlichen Tunnelzulaufes soll dann bis Ende 2004 fertig sein. In jenem Abschnitt, wo unter der Westbahn von vornherein in geschlossener Bauweise gearbeitet wurde, wird derzeit die wasserdichte Innenschale hineinbetoniert. "Damit ist im Westen der schwierigste Part geschafft", bilanziert Muchsel.
Ursprünglich war geplant, den Lainzer Tunnel spätestens gleichzeitig mit dem Wienerwaldtunnel zu eröffnen. Für den Ausbau der Westbahn zwischen St. Pölten und Wien hatte Landeshauptmann Erwin Pröll diesen Februar den Spaten gestochen - bis 2011 solle diese Strecke fertig sein. Mit dem tatsächlichen Baubeginn des Wienerwaldtunnels wird bei der HL-AG mit Mitte 2004 gerechnet.
Neuerdings gibt es für das Projekt Lainzer Tunnel nun insgesamt drei Projektleiter: Neben Muchsel sind dies Karl Treiber und Wolfgang Pistauer. Der bisherige Projektverantwortliche Norbert Ostermann ist seit Anfang März Vorstand des Instituts für Eisenbahnwesen, Verkehrswirtschaft und Seilbahnen an der Technischen Universität Wien.
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