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Müssen Linden sterben?
„BAUMMORD DROHT“ / Nach Kranunglück:
Anrainer wehren sich gegen Liehr-Pläne, die Lindenallee in der
Bahnhofstraße zu roden.
Siehe auch: |
Kran umgefallen Bäume in der Bahnhofstraße Purkersdorfer Alleen |
Sehr geehrter Herr Chefredakteur Resperger !
Der Artikel vom 3.3.2004 „Müssen Linden sterben“, in dem mir - hervorgehoben in der Überschrift - Pläne unterstellt werden, die Lindenallee der Bahnhofstraße zu roden, hat mich über alle Maßen entrüstet.
Ich hänge mit ganzem Herzen an dieser Allee, beobachte und dokumentiere mit Fotos seit Jahren die Sünden die an ihr begangen wurden. Kanal-, Wasser- und Stromleitungen, Asphaltierungen und die Bodenverdichtung durch abgestellte Autos haben den Linden stark zugesetzt. Der ungeeignete Versuch einer Sanierung der Bäume mit einem radikalen Kronenschnitt hat ihnen vor Jahren auch von oben langfristig Schaden zugefügt.
Die Linden sind jetzt arm, alt und krank; sie brauchen Hilfe und Erneuerung. Das ist aber nie geschehen. Es wurden in den letzten Jahrzehnten immer nur umsturzgefährdete oder unerwünschte Bäume herausgeschnitten aber kein einziger! nachgepflanzt. (Das gilt übrigens auch für die Allee in der Pummergasse, in der Schöffelgasse, die Kastanienallee, und . . . . .). Ich habe aber meine liebe Not, Verständnis in der Gemeinde für die Pflanzung von Bäumen zu erlangen. Das Geld wird immer für dringendere Dinge gebraucht. So fehlen mittlerweile in der vom Gärtner und Gemeinderat Franz Madle vor ca 120 Jahren gepflanzten Lindenallee etwa 90 Bäume! Die einzige Nachpflanzung habe ich als Obmann des Verschönerungsvereines im Herbst des Vorjahres vorgenommen. Als Signal für die Gemeinde hier tätig zu werden. (Siehe NÖN Woche 52/2003 )
Nun zu den Bäumen, vor dem im Bau befindlichen Seniorenzentrum:
Schon während der Planungsphase habe ich mich als Baustadtrat mit dem Architektenteam „CUUBUS“ zusammengesetzt und die geplanten Parkplätze so ausgetüftelt, daß kein einziger Baum gefallen wäre. Vor Baubeginn habe ich in persönlichen Gesprächen mit dem Bauleiter eindringlich auf den Schutz der alten Linden bei den Bauarbeiten hingewiesen.
Man kann sich vorstellen, was ich empfand, als der umstürzende Kran eine ganze Reihe von Linden schwer verletzte. Offenbar hatten aber die abgebrochenen Äste und die abgeschundenen Stämme den Kransturz derart gebremst, daß der Kranführer glücklicherweise mit dem Leben davonkam. Durch herabstürzende tonnenschwere Betonteile waren auch Wurzelansätze beschädigt worden. Nach Meinung von Fachleuten bestand keine Aussicht auf eine Gesundung dieser ohnedies angegriffenen Bäume.
Nun habe ich wenige Tage nach dem Unfall wieder eine Planungsbesprechung veranlaßt und mit dem Architektenteam eine neue Lösung erarbeitet: Eine neue Baumreihe wird an der Stelle der alten nachgepflanzt, die Parkplätze aber so verlegt, daß sie die Bäume nicht mehr beeinträchtigen können.
Wo kommt das Geld her?
Die Versicherung der Baufirma muß den Wert der zerstörten Bäume ersetzen, weil ja eine Nachpflanzung eines Baumes in gleicher Größe gar nicht möglich ist. Diese Kosten beinhalten die Kosten der Neupflanzung und die Kosten der Pflege und Risikokosten für die Dauer des Heranwachsens. Da kommt schon ein Mehrfaches der Kosten für eine Neupflanzung heraus. Allerdings sind davon auch alle Mängel und Fehler abzuziehen, die der Baum schon vor seiner Zerstörung aufgewiesen hat (zB.: zu alt, zu beengt gestanden, schlecht entwickelt). Ich bin aber überzeugt, daß der Schadenersatz der Versicherung die Kosten der Neupflanzung ordentlich überschreiten wird. Außerdem habe ich schon Baumpaten für zwei neue Bäume gefunden: Der Bauherr „Senecura“ und die Baufirma Sandler haben mir zugesagt je einen Baum zu sponsern. Ich werde darauf dringen, daß das restliche Geld ausschließlich für baumchirurgische Maßnahmen in der Lindenallee und für Nachpflanzungen verwendet wird. Es muß damit Schluß sein, Bäume nur umzuschneiden ohne wieder nachzupflanzen.
Mit freundlichen Grüßen
STR DI Erich Liehr
PS: Das Nachpflanzen in einer Allee bietet folgende Probleme:
Wenn die alten Bäume so eng stehen wie in der Bahnhofstraße, so schließen sich die Kronen bald über den Lücken von einzeln herausgefallenen Bäumen. Darunter können neu gepflanzte (daher kleinere) Einzelbäume nicht richtig wachsen. Man soll daher nur größere Lücken von mehreren Bäumen nachpflanzen. Dabei müssen angrenzende alte (geschädigte) Bäume untersucht werden, ob ihre Standfestigkeit noch ausreichend ist, oder ob sie eventuell auch gleich ersetzt werden müssen.