Bürgerwehr
Miliz für die Dritte Republik
Die FPÖ scheint ihrem Ziel, das Land in die Dritte Republik stürzen zu wollen, abermals ein Stück näher gerückt. Kein Einfall ist ihr dabei zu geistlos und keine Geistlosigkeit zu geschmacklos, um den Ungeist dieser Dritten Republik ausschwitzen zu können. Als fleißige Abstauberin des reaktionär-kleinbürgerlichen Bodensatzes hat sie - fast folgelogisch - eine paraexekutive Organisation gegründet, als "Bürgerwehr" verbrämt. Skandalös ist der Umstand, dass die Vereinsbehörde trotz massiver verfassungsrechtlicher Bedenken diese Schildbürgerwehr mit der Lizenz zur Selbstjustiz zugelassen hat. Skandalös ist ferner, dass der Warlord der Grazer Miliz, Obmann Helge Endres, Oberst des Österreichischen Bundesheeres ist und Mitglied der Kameradschaft IV der Waffen-SS. Und skandalös ist, dass Kurt Böhmdorfer, diese eklatante Fehlbesetzung an der Spitze des Justizressorts, die Gründung dieser rechten Stadtguerilla geradezu euphorisch begrüßt hat und auf Vorhaltungen, sie sei eine einzige Bespitzelungstruppe, mit der Erwiderung reagierte, seit dem 11. September 2001 seien "wehrhafte Bürger gefragt". Böhmdorfer hoffte noch vor einer Woche auf Nachfolger der Bürgerwehr. Er brauchte nicht lange zu hoffen. Denn nur wenige Tage später kündigte Jörg Haider an, in Kärnten eine private Drogenfahndergruppe installieren zu wollen. Später könne sie auch andere - politische - Aufgaben übernehmen. - Vielleicht als Mobiles Einsatzkommando zum Schutz gefährdeter deutschsprachiger Ortstafeln. Die Gefahr, die von der rechtsextremen Grazer Guerilla ausgeht, besteht darin, dass sie sich epidemisch wie eine Art Heimwehr über ganz Österreich ausbreiten könnte. Die FPÖ hat ja bereits die Drohung ausgestoßen,das Projekt Bürgerwehr in andere österreichische Städte und Gemeinden exportieren zu wollen. Dagegen sollten diese Städte und Gemeinden, dagegen sollte Purkersdorf resistent sein. Oder?