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Karl Berger ® sagt am 03.01.2006 21:25 zu Wienerin ?:Erster Beitrag

Re: Schwarzenegger-Umbenennung, die Zweite!


freudig habe ich zur kenntnis genommen, dass in österreich die nichtbegnadigung eines zu tode verurteilten sogar dazu führen kann, dass einem patriotischen statussymbol, den weltstar schwarzenegger, die liebe entzogen wird. und das nicht nur von ein paar ”turnpatschendemonstranten“. das freut mich, weil den österreicherInnen immer wieder unterstellt wird, bei mehr direkter demokratie wäre flugs die todesstrafe wieder eingeführt.
andererseits hat die ganze angelegenheit auch etwas verlogenes und oberflächliches (wie das den politischen auseinandersetzungen hierzulande eigen ist). schwarzenegger hat zweifellos außerordentliches erreicht, als sportler (falls man den aufbau von muskelmassen als selbstzweck als sport bezeichnet), als filmdarsteller wurde er, wenn ich mich nicht irre, schon für seine erste nebenrolle mit dem golden- globe ausgezeichnet und hat sich dann in die oberste liga der hollywood-stars gespielt, und ist als quereinsteiger in die politik gleich kalifornischer gouverneur geworden. daneben hat er sich als promoter für die paralympics einen guten namen gemacht. schwarzenegger hat aus seiner konservativen gesinnung nie ein geheimnis gemacht, wirkt aber im vergleich zum religiös-fundamentalistischen bush geradezu liberal.
stanley tookie williams saß seit 24 jahren im gefängnis, in dieser sehr langen zeit ging sein fall durch alle instanzen und wurde ausführlichst vom gesamten justizapparat geprüft. trotzdem blieb es bei dem unmenschlichen todesurteil. wenn schwarzenegger williams begnadigt hätte, hätte es aus zwei gründen sein können: 1. er hätte berechtigte zweifel am ergebnis dieser 24 jahre währenden prozedur haben können, das war offenbar nicht der fall. 2. er hätte sich trotzdem mutig gegen die todesstrafe stellen können. das hätten wir uns gewünscht, war aber von einem konservativen, der weiter eine politische rolle spielen will, nie zu erwarten. selbst der als liberal geltende clinton hat, falls ich mich nicht ganz falsch erinnere, während seines ersten präsidentschaftswahlkampf noch schnell ein todesurteil vollstrecken lassen, um sich nicht als "weichei" jede chance zu nehmen.
deshalb finde ich es doch eher scheinheilig, sich jetzt an schwarzenegger zu reiben, statt sich mit der amerikanischen justiz mit ihren todesstrafen, ihren rassistischen urteilen und ihrer unglaublich hohen zahl an häftlingen und ihrer wirtschaftlichen ausbeutung im gefängnis auseinander zu setzen.

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