Purkersdorf Forum Archiv 2008
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1.2.3. ? sagt am 22.10.2008 12:20 zu manfred bauer ®:Nächster Beitrag

Re: Bankenkrise


Die richtigen Worte zur richtigen Zeit:
Es ist sehr erstaunlich was ein gewisser Kurt Tucholsky 1930 unter dem Pseudonym Ignaz Wrobel in der Weltbühne geschrieben hat:
Wenn die Börsenkurse fallen, >       regt sich Kummer fast bei allen, >       aber manche blühen auf: >       Ihr Rezept heißt Leerverkauf. >       Keck verhökern diese Knaben >       Dinge, die sie gar nicht haben, >       treten selbst den Absturz los, >       den sie brauchen - echt famos! >       Leichter noch bei solchen Taten >       tun sie sich mit Derivaten: >       Wenn Papier den Wert frisiert, >       wird die Wirkung potenziert. >       Wenn in Folge Banken krachen, >       haben Sparer nichts zu lachen, >       und die Hypothek aufs Haus >       heißt, Bewohner müssen raus. >       Trifft's hingegen große Banken, >       kommt die ganze Welt ins Wanken - >       auch die Spekulantenbrut >       zittert jetzt um Hab und Gut! >       Soll man das System gefährden? >       Da muss eingeschritten werden: >       Der Gewinn, der bleibt privat, >       die Verluste kauft der Staat.

>       Dazu braucht der Staat Kredite, >       und das bringt erneut Profite, >       hat man doch in jenem Land >       die Regierung in der Hand.

>       Für die Zechen dieser Frechen >       hat der Kleine Mann zu blechen >       und - das ist das Feine ja - >       nicht nur in Amerika! >       Und wenn Kurse wieder steigen, >       fängt von vorne an der Reigen - >       ist halt Umverteilung pur, >       stets in eine Richtung nur. >       Aber sollten sich die Massen >       das mal nimmer bieten lassen, >       ist der Ausweg längst bedacht: >       Dann wird bisschen Krieg gemacht.
Es war halt ALLES schon mal da nur unser Gedächtnis ……

Noch ein Gedicht zur Gedächtnisauffrischung. Ebenfalls von Tucholsky, dem Weitblickenden, worin er die Absurdität des radikalen kapitalistischen Systems auf den Punkt bringt (veröffentlicht in der "Weltbühne" vom 27. Jänner 1931):
Eine Frage
Da stehn die Werkmeister - Mann für Mann. Der Direktor spricht und sieht sie an: " Was heißt hier Gewerkschaft! Was heißt hier Beschwerden! Es muß viel mehr gearbeitet werden! Produktionssteigerung! Daß die Räder sich drehn!" Eine einzige kleine Frage: Für wen?
Ihr sagt: Die Maschinen müssen laufen. Wer soll sich eure Ware denn kaufen? Eure Angestellten? Denen habt ihr bis jetzt das Gehalt, wo ihr konntet, heruntergesetzt. Und die Waren sind im Süden und Norden deshalb auch nicht billiger geworden Und immer sollen die Räder sich drehn... Für wen?
Für wen die Plakate und die Reklamen? Für wen die Autos und Bilderrahmen? Für wen die Krawatten? Die gläsernen Schalen? Eure Arbeiter können das nicht bezahlen. Etwa die der andern? Für solche Fälle habt ihr doch eure Trusts und Kartelle! Ihr sagt: Die Wirtschaft müsse bestehn. Eine schöne Wirtschaft! Für wen? Für wen?
Das laufende Band, das sich weiterschiebt, liefert Waren für Kunden, die es nicht gibt. Ihr habt durch Entlassung und Lohnabzug sacht eure eigene Kundschaft kaputt gemacht. Denn Deutschland besteht - Millionäre sind selten - aus Arbeitern und Angestellten! Und eure Bilanz zeigt mit einem Male einen Saldo mortale.
Während Millionen stempeln gehn. Die wissen für wen.

Ich bin kein Freund von Gedichten,aber treffender kann man die Situation in der wir uns befinden nicht ausdrücken!

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