Purkersdorf Online

Ein Purkersdorfer, der Menschen bewegt


Sepp Eisenriegler und sein soziales Umweltprojekt

 

EisenrieglerEr hat in den letzten Jahren mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

Zeitungen, Radio und Fernsehen haben über ihn und sein Werk berichtet. Sepp Eisenriegler ist ausgebildeter AHS-Lehrer, Umweltberater und Initiator und Geschäftsführer von zwei Sozialökonomischen Betrieben (SÖB), von R.U.S.Z und D.R.Z, und lebt in Purkersdorf, in der Wintergasse.

 

RUSZ steht für Reparatur- und Service-Zentrum, existiert seit 1998 und ist ein Projekt zur Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen. Unternehmensgegenstand ist Reparatur und Service von Haushaltsgeräten. Haben sich die MitarbeiterInnen des R.U.S.Z  auf Waschmaschinen, Geschirrspüler, E-Herde, EDV und Geräte der Unterhaltungselektronik spezialisiert, so beheben die im ReparaturNetzWerk Wien organisierten 50 Gewerbebetriebe mittlerweile fast alle Defekte, die in einem Haushalt auftreten können; sie bespannen Stühle, reparieren Windschutzscheiben und beheben Emailbeschädigungen an Badewannen. Durch die Kooperation mit privaten gewerblichen Betrieben kann R.U.S.Z den zunehmenden Spezialisierungsanforderungen Rechnung tragen. Der ökologische Nutzen besteht in der entscheidenden Verlängerung der Lebensdauer von Produkten: Reparieren statt wegwerfen. Die Dienstleistung ist sehr kundenfreundlich, mit Abhol- und Zustellzeiten bis 21 Uhr. Auch Serviceverträge können KundInnen mit R.U.S.Z abschließen.

 

Das D.R.Z (Demontage- und Recycling-Zentrum) beschäftigt sich hingegen mit der Vorbehandlung von Elektro(nik)Altgeräten (EAG): 1.000 Tonnen EAG von drei Wiener Mistplätzen werden in das D.R.Z gebracht und zuerst verwogen und in der Stoffbuchhaltung als Input registriert. Danach werden reparaturwürdiger Geräte ausselektiert und im R.U.S.Z, aber auch in anderen Mitgliedsbetrieben des ReparaturNetzWerkes repariert und als Second-Hand-Geräte insbesondere sozial schwachen Haushalten angeboten. Der Rest wird schadstoffentfrachtet und manuell zerlegt. Manche Bestandteile können als Ersatzteile für Reparaturen wieder verwendet werden, andere werden getrennt, teils als kostbarer Rohstoff (Kupferkabel und Leiterplatten) gewinnbringend verkauft, teils fachgerecht entsorgt. Das D.R.Z besteht seit 2003 und entsorgt von den Mistplätzen der MA 48 die Elektro- und Elektronikgeräte. Die kommende Verschärfung der Abfallgesetze ist für das DRZ Rückenwind. Am 13. August 2005 tritt die EAG-Verordnung in Kraft, die Verordnung zur Entsorgung von Elektro- und Elektronik-Altgeräten. Die saubere Entnahme von Bauteilen mit gefährlichen Inhaltsstoffen und die optimale Vorbereitung der Wertstoffe für stoffliches Recycling, wie sie das DRZ bereits durchführt, wird dann Gesetz.

 

Bei beiden Betrieben handelt es sich um sozialwirtschaftliche Unternehmen. Sie erbringen die Leistung nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten, doch der Gewinn besteht nicht in der Profitmaximierung. Ziel dieser Unternehmen ist die erfolgreiche Reintegration schwer vermittelbarer Personen in den ersten Arbeitsmarkt. Das betrifft besonders die wachsende Zahl der älteren Arbeitslosen, Personen mit Suchtproblematik, Personen mit psychischen Problemen oder physischen Einschränkungen, Haftentlassene u.a. Das AMS, teilweise auch das Bundessozialamt, bezahlt bis zu einer Dauer von einem Jahr die Lohnkosten der Transitarbeitskräfte und die ständig beschäftigten Schlüsselkräfte. Projektförderung gewährt auch der Europäische Sozialfonds (ESF).

 

Der Erfolg hat viele Gesichter. In einer Gesellschaft, in der sich Menschen so sehr über ihre Arbeit definieren, ist diese „Schule der Arbeit“ ein Ort, wo die Beschäftigten ihren Selbstwert wieder finden können. Die Verwandlung von Transferleistungsbeziehern in Steuerzahler stärkt die Menschen. Das Arbeiten in einem sozialen Umfeld und der Erwerb neuer Qualifikationen haben dabei für die MitarbeiterInnen enorme Bedeutung.

Beide Betriebe beschäftigen heute mehr als 100 Personen, überwiegend Männer auf Grund der gesuchten handwerklichen Qualifikationen. Die Bilanz kann sich sehen lassen: 71% der Transitarbeitskräfte konnten anschließend erfolgreich in Jobs integriert werden! 25% der Mittel erwirtschaften R.US.Z und D.R.Z als Eigenerlöse.

 

Sepp Eisenriegler kann etwas bewegen, er verfügt über weit gestreute Kontakte. So ist er auch Vorsitzender des ReparaturNetzwerks Wien, Obmann der Vereine „die umweltberatung“ Österreich und ReparaturNetzwerk Österreich, weiters Österreich-Direktor und Vizepräsident des EU-Dachverbands für Sozialwirtschaft RREUSE.

 

Eisenrieglers Projekte sind nachhaltig im wahrsten Sinn des Wortes:

·        Ökonomisch, weil wir es uns volkswirtschaftlich nicht leisten können, noch mehr Menschen ins gesellschaftliche Abseits zu stellen

·        Ökologisch, weil sie durch Recycling das Wachstum der Müllberge drosseln

·        Sozial, weil sie den Menschen wieder Würde und einen Platz in der Gesellschaft geben.

Gibt es in Purkersdorf für sozialwirtschaftliche Initiativen dieser Art einen Bedarf?

 

Christian Schlagitweit


AnfangZum Anfang der Seite
Letzte Änderung: 2005-09-01 - Stichwort - Sitemap