Purkersdorf Online

Netzwerk 2002-02-21


NETZWERK.WIENERWALD

Protokoll Arbeitstreffen vom 21.2.2002

Wienerwald Millennium

Prof. Dr. Reinhold Christian, für die Gesamtkoorkination mitverantwortlich, erklärt einleitend die wesentlichen Gedanken, welche (nach zweijähriger Vorbereitungszeit) zu dem nun vorliegenden Konzept geführt haben. Zum Einen soll mit einer Fülle von Veranstaltungen (dem Zeitgeist entsprechendes "Eventmarketing") der Wienerwald wieder stärker ins Bewußtsein der Bevölkerung gebracht werden, vor allem auch mit Hilfe zahlreicher Bildungsaktivitäten, insbesondere in Zusammenarbeit mit Schulen, zum Anderen soll dieses Jahr natürlich im Besonderen für konzeptive Überlegungen (Dr. Christian spricht von den "investiven" Maßnahmen) intensiv genutzt werden um positive Entwicklungen in Gang zu setzten, mit ausreichend Anfangsenergie, um auch nach Ablauf des "Jubeljahres" gut "in Schwung" bleiben zu können.

Dr. Christian sieht sein Aufgabengebiet vor allem innerhalb dieses konzeptiven Bereiches. Und hier vor allem: Durch Einbeziehen sowohl der interessierten Bevölkerung, als auch aller verfügbarer Fachkräfte dem nicht besonders üppigen Budget zum Trotz in einer gesamtheitlichen Betrachtung. Der Bogen spannt sich vom Zusammenhang zwischen Raumordnung und Wohnbauförderung bis hin zur Unterstützung gezielter Informationen über die Möglichkeit auch mit einheimischen Gehölzen seinen Garten zu bepflanzen. Aber natürlich geht es neben der einheimischen Flora und Fauna vor allem um die "Einheimischen", d.h. im Vordergrund aller Überlegungen stehen natürlich die Bedürfnisse der Bevölkerung. Hier spricht sich Dr. Christian für einen sogenannten "Dreischritt" aus: Gefährdungen aufzeigen, nicht beim kritisieren stehenbleiben, auf dem Guten aufbauend Diskussion mit Bevölkerung beginnen (die Diskussionen müssen nicht mit Jahresende abgeschlossen sein, im Gegenteil!).

Neben vielen Veranstaltungshinweisen werden auch noch etliche Adressen und Telefonnummern bekanntgegeben. Darüber wird es eine eigene Aussendung innerhalb der nächsten Tage geben.

Im Anschluß an diese umfangreiche Einleitung kommen in zahlreichen Wortmeldungen Anregungen, Hinweise, Negativbeispiele etc. zur Diskussion, welche hier nur zusammenfassend und unvollständig wiedergegeben werden können: ·Stopp der weiteren Zersiedelung (aktuelles Beispiele in Rekawinkel) - Siedlungsgrenzen! Neben der Einforderung innerhalb der Gemeinden kann auch das Land nicht aus der Verantwortung entlassen werden (Wohnbauförderung, positive Entwicklung mit Energieausweis fördern!). ·Gewässer: Kleingewässer im Allgemeinen, Bäche renaturieren bzw. rekultvieren und restrukturieren, Kanalisation - vor allem Regenwasser. ·Verkehrsmaßnahmen: z.B. Radwege auch für täglichen Gebrauch (nicht nur als Ausflugs - Panoramaweg = meist ein "Umweg" und daher nicht für den täglichen Bedarf/Gebrauch). ·Anstehende Schulsanierung in Mauerbach (Förderung für "Millenniumschule" möglich?). ·Erhaltung vor allem der Wiesen, nicht nur des Waldes (auch: bäuerliche Struktur verschwindet immer mehr). ·Insektenfreundliche Ortsbeleuchtung. ·Plädoyer gegen die Monokulturen (Forst- bis Jagdwirtschaft). ·Detailliertere Betrachtung einiger Punkte am konkreten Beispiel Wurzbachtal (bundesländerübergreifend, Bundesforsteverkäufe, Verkehrsproblematik - sowohl Individualverkehr als auch öffentlicher Verkehr = Großbaustelle HL-AG, Erholungsgebiet im besonderen Nahbereich des Ballungsraumes etc.).

In einer kurzen Zusammenfassung bedankt sich Dr. Christian für die "Fülle von Themen" und weist darauf hin, dass derzeit intensiv die "Erhebungsphase" läuft und in Kürze die "Diskussionsphase" starten wird. Hier steht er mit seinen Mitarbeitern gerne unterstützend zur Seite, die Aktivitäten müssen aber von uns (der Bevölkerung) ausgehen.

Evaluierung Wienerwalddeklaration

Prof. Dr. Werner Katzmann wurde unter dem Arbeitstitel "Schutzkonzept Wienerwald" vom Land Niederösterreich unter anderem damit beauftragt, die Bearbeitung und Evaluierung der Wienerwalddeklaration ("vor allem aus biologischer Sicht") vorzunehmen. Er bezeichnet sich als Anhänger der vor vielen Jahren innerhalb der PGO (Planungsgemeinschaft Ost) geborenen Idee einer Biosphären - Region (vernetztes Natursystem, offene Grenzen). Dr. Katzmann beurteilt den zwar nicht einklagbaren, dafür aber internationalen Schutz durch die Unesco im Rahmen eines Biosphärenreservates (=offizielle Bezeichnung) durchaus positiv. Wenn man sich (auch unter wirtschaftlichen Aspekten) die Frage stellt, was naturräumlich sinnvoll realisierbar ist, scheint für den Wienerwald (mit Vernetzungsmöglichkeiten vor allem Richtung Osten) nur ein breit getragenes Gesamtkonzept in Frage zu kommen. Hier bietet sich die Biosphärenregion als durchaus sinnvoll an.

Nachsatz:

Einige Vertreter der Wienerwald-Konferenz hatten gestern die Gelegenheit zu einem kurzen Meinungsaustausch mit dem Vorstand der Österreichischen Bundesforste AG Dipl.-Ing. Dr. Georg Erlacher im Beisein der beiden Direktoren der Forstverwaltungen Purkersdorf und Breitenfurt (DI.Dr. Putzgruber und DI. Wimmer).

Die ÖBf AG beabsichtigen eine Fortsetzung des letztjährigen Symposions zum Thema Natura 2000 mit dem besonderen Schwerpunkt der Erstellung der Managementpläne. Aus Sicht der Vertreter der ÖBf AG stellen sich zu Natura 2000 derzeit mehr Fragen, als Antworten gegeben werden können. Es scheint aber wohl eher ein Kommunikationsproblem, denn ein Kompetenzproblem zu sein. Vielleicht können in Zukunft transparentere Formen der Einbindung gefunden werden.

Zum Biosphärenpark gab es durchaus positive Reaktionen, auch bezogen auf die Kernzonenausweisung. Hier kann man sich durchaus vorstellen Naturwaldreservate einzubringen bzw. zu schaffen (evtl. auch über die Mindestflächenerfordernisse hinaus - eine Frage der finanziellen Abgeltung). Die ÖBf AG steht diesbezüglich auch in laufendem Kontakt mit NGO`s (WWF etc.).

Bezüglich der "überdurchschnittlichen" Verkaufsaktivitäten der letzten Zeit werden wir etwas beruhigt ("Mittlerweile sind alle Seen des Bundes im Besitz der Bundesforste"). Von den ursprünglich avisierten Flächen mussten nicht einmal 50% verkauft werden. [Man kann das aber auch anders sehen: Dem kurzfristigen "Nullbudgetgedanken" mussten zigtausende Hektar Eigentum (aller Österreicher) geopfert werden.]

Zum Abschluss gab es nach ausführlichen Stellungnahmen zum Thema Steinbruch versus Naturpark Föhrenberge die positive Verständigung, nochmals einzelne Detailpunkte der Kritik genau zu betrachten und gemeinsam einen tragfähigen Kompromiss zu suchen und zu finden.


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