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Planung Biosphärenpark Wienerwald


Sind mit dem wiederholten Hinweis auf die geforderte „Nachhaltigkeit“ der Entwicklung im geplanten Biosphärenpark Auswirkungen auf die lokalen Gepflogenheiten im Bereich der Raumordnung zu erwarten?

Eine Bestandsaufnahme der derzeitigen Situation. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit lose aneinandergereiht von Peter Fritz

Bauvorbereitungen in Mauerbach

Exklusiv mit einer eigenen Brücke erschlossener Bauplatz

Auf einer Natura-2000-Wienerwaldwiese aus der man kürzlich ein Rechteck herausgeschnitten hat, sollen über 40 Wohneinheiten von der niederösterreichischen Wohnbaugenossenschaft Alpenland errichtet werden.

Die Wienerwald-Deklarationen von 1987 und 2002 sollten nach dem Willen der beiden Landeshauptleute von Niederösterreich und Wien weitere spekulative Siedlungstätigkeit im Landschaftsschutzgebiet Wienerwald und im künftigen Biosphärenpark ausdrücklich vermeiden. Weiß Herr Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll überhaupt, was sich in seinem Bundesland tatsächlich abspielt? Ist er zu schwach um mächtige Zersiedelungskonzerne, wie z.B. die Alpenland, in die Schranken zu weisen? Oder stecken gar alle unter einer Decke?

Wienerwaldkonferenz und Netzwerk Wienerwald sollten ihn jedenfalls darauf aufmerksam machen, damit der Biosphärenpark nicht schon im Planungsstadium zu einer europaweiten Lachnummer verkommt.

Das haben sich weder unser Herr Landeshauptmann, noch die Biosphärenparkplanung verdient.

... und Breitenfurt

Das vorläufige Ende eines markierten Wanderweges in Breitenfurt

Eines von vielen Beispielen eines abgeschnittenen, markierten Wanderweges, welcher hier durch eine Grundstückseinzäunung unterbrochen wurde. Diese wurde auf Grund einer Baulandwidmung möglich.

Eine Materialdeponie will hoch hinaus

Riesige Materialdeponie der Öbf AG in Hochrotherd. Ersatzberg für den soeben bewilligten Abbau des Mitterotter III im Steinbruch Gaaden?

In Hochrotherd, im Landschaftsschutzgebiet Wienerwald, im Natura-2000-Gebiet und mitten im zukünftigen Biosphärenpark Wienerwald wird mittels Materialdeponie ein neuer Wienerwaldberg errichtet - obwohl seit Beginn der 80-iger Jahre Materialdeponien und Anschüttungen jeder Art auf dem Grund der Österreichischen Bundesforste AG ausnahmslos verboten sind!

Riesige Erdhaufen liegen bereits hoch über dem benachbarten Straßenniveau und überragen zum Teil bereits manche Baumwipfel. Im benachbarten Graben kommt es bereits zu deutlichen Rutschungen die eine Verlegung des Bachlaufes andeuten.

Handelt es sich etwa um einen neuen Berg auf Bundesforstegrund weil in Gaaden infolge einer soeben von der Bezirkshauptmannschaft Mödling bewilligten, massiven Steinbrucherweiterung ein ganzer Berg im Naturpark auf Bundesforstegrund nahe der weltbekannten Hinterbrühl trotz heftiger Proteste der NGO´s abgetragen werden soll? Die ÖBf AG dürfte jedenfalls einiges zu erklären haben.

Einige Wienerwaldgemeinden haben nicht nur bei der Bevölkerungsstatistik österreichweit die höchsten Zuwachsraten, die Entwicklung der Pferdepopulation kann mancherorts mit diesem Wachstum durchaus Schritt halten.

Das Hochfeld, ca. 800 Meter nordwestlich des Ortszentrums der Wienerwaldgemeinde Sittendorf

Auf der Natura-2000-Gebietskarte 11 ist das Hochfeld, auf dem der abgebildete Reitstall in den vergangenen drei Jahren zügig errichtet wurde, hellbraun eingefärbt. Das heißt gemäß Erläuterungen der Niederösterreichischen Landesregierung zu den Gebietskarten: Hier gibt es etwas zu schützen!

Blick von Westen auf Dornbach, ca. zwei Kilometer (Luftlinie) westlich des Hochfeldes

Unweit dem vorherigen Beispiel sehen wir die völlig konsenswidrige Errichtung von einem Reitstall samt Wohnhaus am westlichen Ortsende von Dornbach, ebenfalls mitten auf einem ausgewiesenen Natura-2000-Areal. Das geplante Gasthaus mit Großheurigem und Betten getraut sich der Besitzer derzeit (noch) nicht zu bauen, weil Anrainer dies bisher erfolgreich über die Landesbehörde verhindern konnten. Gilt hier Natura-2000 vielleicht doch noch etwas, oder war es eher der Futterneid des eingesessenen Gasthauses in Dornbach? Der Betreiber aus Brunn am Gebirge ist jedenfalls stinksauer auf den Landeshauptmann, den Bürgermeister, die Landesbehörde, die Bezirkshauptmannschaft und auf alle Umweltschützer. Er wird aggressiv wenn man sich dem jetzigen Zustand mit einem Fotoapparat nähert. Ich habe es schon ausprobiert...

Obwohl es im Wienerwald angeblich bereits rund 10.000 Reitpferde gibt, werden derzeit, also während der Biosphärenpark Wienerwald umfangreich und sorgfältig beplant wird, mit großer Geschwindigkeit neue, große Reitstallanlagen auf den Wienerwaldwiesen aus dem Boden gestampft. Selbstverständlich wird das Verkehrsaufkommen durch die späteren Nutzer aus der Großstadt Wien weiter zunehmen. Da fragt man sich: Gibt es für das Gebiet des Biosphärenpark Wienerwald überhaupt ein Reitstallkonzept, oder baut jede Gemeinde nach eigenen Vorstellungen auf die grüne Wiese?

Da wurde erst kürzlich eine hochkarätig besetzte Wiesentagung organisiert, ohne Zweifel ein Weg in die richtige Richtung. Geht man aber ins Gelände, muss man feststellen, dass viele der eifrig diskutierten Schutzobjekte inzwischen bereits verbaut wurden und werden. Das Biosphärenpark Wienerwald Management hat leider keinen Auftrag während der Planungsarbeiten diesem Unfug einen Riegel vorzuschieben.

Welchen Sinn machen die angekündigten Konzepte, wenn im anscheinenden Wildwuchs ständig neue Verkehrserreger im künftigen Schutzgebiet entstehen? Wo bleibt hier die Raumplanung, wo die Umsetzung der tonnenweise vorhandenen, großteils gescheiten und oftmals bereits beschlossenen Entwicklungspläne und -konzepte?

Das fragt man sich mit großer Sorge nicht nur bei der Wienerwaldkonferenz!

Dr. Peter Fritz, Präsident der Wienerwaldkonferenz


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Letzte Änderung: 2004-10-13 - Stichwort - Sitemap