WirtschaftsBlatt, 2003-06-18
Bundesforste: Chefs lenken ein - Streik abgeblasen
Entwarnung bei der Österreichischen Bundesforste AG (ÖBf): Die Belegschaft des größten österreichischen Forstbetriebes nimmt das geplante Sparpaket an - und sieht von den für heute angedrohten Streiks und Protestaktionen ab, bestätigt ÖBf-Betriebsrat Andreas Freistetter dem WirtschaftsBlatt. "Wir verhandeln im Detail noch fertig." Eine Alternative für das aktuelle Paket gebe es nicht.
Konkret sieht der Sparplan des ÖBf-Vorstandes jetzt einen Abbau von maximal 170 bis 180 Arbeitsplätzen bis 2010 vor.
Kündigungen sind nicht geplant, der Jobabbau soll ausschließlich über Altersteilzeit und natürliche Abgänge erfolgen. Fällt der Personalstand unter 1040 Beschäftigte, muss nachbesetzt werden. Der ÖBf-Erstentwurf sah laut Freistetter noch eine Kürzung von 350 bis 400 Jobs in einer unbestimmten Frist vor.
Die Zahl der Forstbetriebe wird künftig von 25 auf zwölf halbiert. Zwei Nationalpark-Verwaltungen bleiben zusätzlich bestehen. Ursprünglich zur Diskussion standen fünf bzw. zehn Betriebe, die 15 Prozent der österreichischen Waldfläche bewirtschaften sollen. Die Bundesforste erwarten sich durch die schlankere Verwaltung bis 2010 Einsparungen im einstelligen Millionenbereich. Die Bilanz der Belegschaft: "Es gibt mittlerweile ausreichend Begleitmaßnahmen, dieser Sparplan ist machbar."
Der Zentralbetriebsrat hat den ÖBf-Vorstand gestern Nachmittag über seine Entscheidung, das Paket "im Groben" anzunehmen, informiert. Ende Juni wollen die Bundesforste das neue Konzept beschliessen.
Tauziehen um Budgetbeitrag
Weiterhin offen bleibt die Höhe der Sonderdividende, die die ÖBf ans Bundesbudget abliefern müssen. Der Wunsch des Finanzministeriums liegt wie berichtet bei 40 Millionen Euro. Experten rechnen mit Verhandlungen bis Jahresende.
Auch wenn betreffend Mitarbeiterstand offenbar ein annehmbarer Kompromiss erzielt wurde - zwölf statt 25 Forstbetriebe bedeutet ziemlich sicher, dass es in Niederösterreich zu Zusammenlegungen kommen wird und man muss wohl davon ausgehen, dass auch einer der Forstbezirke im Wienerwald "wegrationalisiert" wird.
Es ist aber insbesondere die Forderung nach der Sonderdividende, welche weitere Waldverkäufe nach sich ziehen wird, die Anlass zu Sorge gibt.