Nachdem 2002 der Wienerwald im Rahmen der Millenniumsfeiern im Mittelpunkt zahlreicher Festakte und öffentlicher Bekundungen der Notwendigkeit seines Schutzes gestanden ist, ist es jetzt, im Jahr danach wieder sehr still hinsichtlich notwendiger Schutzkategorien geworden. Das Thema "Schutz des Wienerwaldes" hat bei den regierenden Landesparteien von Niederösterreich und Wien, ÖVP und SPÖ, wieder nur mehr einen untergeordneten Stellenwert.
Die GRÜNEN Niederösterreich und Wien, denen der Schutz des Wienerwaldes über das Milleniumsjahr hinaus ein zentrales Anliegen ist, haben daher schon im Jahr 2002 beschlossen, mit einer jährlichen Veranstaltung auf die Notwendigkeit eines umfassenden Schutzes aufmerksam zu machen.
Dass der Wienerwald im öffentlichen Verständnis als unbedingt schützenswerte Natur- und Erholungsgebiet von einzigartigem Charakter ist, verdankt er zum großen Teil engagierten umweltbewussten Einzelpersonen, Umweltinitiativen, Naturschutzorganisationen und -vereinen. Die GRÜNEN Niederösterreich und Wien wollen nun diesen Personen bzw. Institutionen für ihr Engagement danken und verleihen deshalb einmal jährlich den GRÜNEN Wienerwaldpreis.
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Österreich sieht sich gerne als Vorreiterland im Umwelt- und Naturschutz. Beim EU-Beitritt 1995 war die größte Befürchtung, dass die EU die Umwelt gefährden könnte ... Tatsächlich zeigt sich, dass erst das Natura-2000-Programm der EU einen integrierten Naturschutz bringt.
Das Natura-2000-Programm rangiert ganz oben auf der Sorgenliste der Land- und Forstwirte ("Bloß weil irgendwo ein Stelzvogel gelandet ist, muss man doch nicht gleich einen ganzen Bezirk als Natura-2000-Gebiet ausweisen."). Thaler, als Direktor des Bauernbundes einer ihrer Sprecher, erinnert sich: "Da ist ein Haufen kluger Leute durch Europa gezogen und hat Flächen als schutzwürdig ausgewiesen - da hat es praktisch keine Einbindung der Eigentümer gegeben. Bisher hat es ja nur ein 'Verschlechterungsverbot' gegeben, aber jetzt werden konkrete Maßnahmenpläne erstellt, da entstehen auch Kosten für die Eigentümer, weil ihre wirtschaftliche Entscheidungsfreiheit, zum Beispiel beim Düngen, eingeschränkt wird."
Niederösterreich hat zunächst ein Drittel der Landesfläche als Natura-2000-Gebiet ausgewiesen. "Das war eine Fleißaufgabe der Beamten", sagt Gerhard Heilingbrunner vom Umweltdachverband (!? - Anmerkung C.U.), "die haben alles, was in Niederösterreich Landschaftsschutzgebiet ist, etwa den ganzen Bezirk Waidhofen an der Ybbs, nach Brüssel gemeldet." So wurde vorgegaukelt, dass in Österreich eine riesige Fläche strengsten Schutzes bedürfte - ein Schwindel mit doppelt negativen Folgen: Einerseits wurden die Grundeigentümer unnötig gegen die Naturschutzinteressen aufgebracht. Andererseits wird nicht genügend differenziert - wenn ohnehin so viel geschützt ist, dann erscheint der Verlust einer kleinen Fläche im Einzelfall 'nicht so schlimm'. Genau das aber entspricht der gängigen Praxis: Gebiete werden als schutzwürdig ausgewiesen, mit Steuermitteln (oft aber auch mit Spendengeldern und Freiwilligen-Arbeit) gepflegt - aber wenn es dem einen oder anderen Politiker (oder einem Unternehmen mit guten politischen Verbindungen) opportun erscheint, wird der Schutz aufgehoben und kleinweise in das Landschafts- oder Naturschutzgebiet eingegriffen.
Naturschützer erwarten sich von der Umsetzung der Natura-2000, dass der Naturschutz ein für alle Mal der politischen Willkür entrissen wird: "Wenn ein Gebiet unter dem Schutz von Natura-2000 steht, dann kann sich der Landeshauptmann, der Nationalrat, der Bundeskanzler, von mir aus auch der Herr Bundespräsident auf den Kopf stellen - nach EU-Recht geht in einem Natura-2000-Gebiet nichts", sagt Heilingbrunner. Deshalb hätten manche Bundesländer auch gezögert, Gebiete einzumelden, wo vielleicht einmal eine andere Nutzung denkbar erscheint. Heilingbrunner räumt ein, "dass Natura-2000 am Anfang 'Chaos de luxe' war". Tatsächlich würden etwa in Niederösterreich am Ende nur zwölf bis 14 Prozent der Landesfläche Natura-2000-Gebiet sein. Doch noch bevor das Programm richtig läuft, steht es etwa an der Ybbs bereits auf dem Prüfstand: Dort bedrohen nach Angaben des WWF drei Kraftwerksprojekte den eigentlich durch Natura-2000 zu schützenden Lebensraum.
Den punktuellen ökologischen Leistungen der Bundesforste (Projekte zur Renaturierung von Mooren und zur Rettung des Schwarzstorchs etc.) steht ein rigides Sparprogramm gegenüber, das sich im staatseigenen Wirtschaftswald negativ auswirken könnte. Dazu muss man wissen, dass sich die Bundesforste (ÖBf AG) von einem gemütlichen Staatsbetrieb zu einem modernen forstwirtschaftlichen Unternehmen gewandelt haben - und modern ist unter anderem, Personalkosten einzusparen.
Franz Maier vom Umweltdachverband hat die Entwicklung in Zahlen gefasst: 1975 hatten die Bundesforste 88 Forstverwaltungen, fünf Bau- und Maschinenhöfe sowie vier Sägeverwaltungen. 1997, im ersten Jahr in der Rechtsform als AG, hatten sie im Jahresschnitt noch 2015 Mitarbeiter und 50 Forstverwaltungen - derzeit sind es 1300 Mitarbeiter in 25 Forstverwaltungen. Aber das große Sparen geht, bemäntelt von medienwirksamen Umweltaktionen, noch weiter: Im Juli wurde ein Konzept vorgestellt, nur zwölf operative Forstverwaltungen zu betreiben. Der Betriebsrat befürchtet einen Abbau von weiteren 150 Mitarbeitern.
Auf eine Forstverwaltung kämen dann rund 70.000 Hektar zu betreuen - jeweils zehn Förster "können dann bei jedem Punkt vielleicht einmal im Jahr vorbeischauen, ob alles in Ordnung ist", sagt ÖBf-Betriebsrat Wolfgang Holzer. Gerade im Schutzwald könnte das massive Folgen haben: "Da braucht nur der Käfer zu kommen - und man kann dann bloß im Nachhinein den Schaden feststellen - anstatt rasch zu handeln und den Schaden zu begrenzen." Nun befürchtet der WWF, dass der finanzielle Druck bei gleichzeitig sinkenden Holzpreisen zu einer Umstellung der Waldwirtschaft in Richtung Großkahlschläge führen wird. Der WWF macht vor allem Finanzminister Karl-Heinz Grasser dafür verantwortlich, dass im Staatswald gespart wird - denn der Finanzminister will von den ÖBf eine Dividende sehen. "Zusätzlich zwingen Grassers Belastungen die ÖBf, insbesondere die Erträge aus alternativen Geschäftsfeldern zu erhöhen", heißt es in einer WWF-Erklärung. So könnten die Staatsförster auf die Idee kommen, Skigebiete auszuweiten. Der Umweltdachverband wiederum befürchtet, dass neue Geschäftsfelder auch mehr Steinbrüche und Schottergruben auf ÖBf-Grund bedeuten könnten.
Bei den Bundesforsten sieht man das anders. Mit der Restrukturierung gehe auch eine Stärkung der ökologischen Kompetenz der Bundesforste einher: "In den Forstbetrieben werden Naturraummanager und forstliche Dienstleister installiert. Wir stärken damit - ganz im Sinne unseres Leitbildes Nachhaltigkeit - die ökologische Kompetenz vor Ort in den Regionen", lautet die Erklärung von Vorstandsdirektor Georg Erlacher.
http://www.noe.gruene.at/wienerwald.php
3. Naturschutz nach Belieben, Bundesforste
Auszüge aus der aktuellen Serie im Standard