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Netzwerk Newsletter 2003-11-03


NETZWERK WIENERWALD NEWSLETTER 2003-11-03

Überblick:


1. Biosphärenpark

Am 21. Oktober fand auf Einladung von Mag. Loiskandl eine NGO-Inforunde im Büro des Umweltdachverbandes statt. Neben einem Bericht über den Stand der Dinge gab es auch genug Zeit für eine Diskusion.

Eine kurze Zusammenfassung:

Mag. Loiskandl gibt die Zusammensetzung des obersten Gremiums, des Beratungsforums bekannt. Neben ihm haben jeweils drei Personen der beiden Länder Wien und Niederösterreich Sitz und Stimme, und zwar die Forstdirektoren sowie jeweils ein hochrangiger Vertreter aus den Abteilungen Naturschutz und Raumordnung. Die Besetzung im Bereich NÖ/Naturschutz sorgte unter den Vertretern der NGO's für heftige Reaktionen.

Terminplanung und weitere Vorgangsweise:

Die Einreichung des Antragsformulars in Paris ist für Mai 2005 vorgesehen (Jubiläum Wald- und Wiesengürtel). Demnach soll die Detailplanung (Wald und Offenland) mit Ende 2004 abgeschlossen sein.

Bezüglich Detailplanung Wald hat die beauftragte Arbeitsgemeinschaft (Büro E.C.O. mit zahlreichen externen Konsulenten) die Arbeit bereits aufgenommen [Mag. Loiskandl appellierte in diesem Zusammenhang an die Anwesenden um Bekanntgabe "kernzonentauglicher" Wälder: Noch sind keinerlei Entscheidungen gefallen; aufgrund einer Anfrage scheint auch die Berücksichtigung der betreffend natura 2000 erarbeiteten Unterlagen noch nicht endgültig geklärt zu sein].

Die Detailplanung Offenland sollte innerhalb dieser Tage beauftragt werden. Die Arbeit soll möglichst rasch begonnen werden.

Als Ansprechpartner für die beauftragten Arbeitsgemeinschaften wurden / werden Beratungsforen eingerichtet. Die Zusammensetzung des Beratungsforums Wald und Forstwirtschaft wurde uns detailliert erläutert (an die 50 Personen: Vertreter der großen Forstbetriebe, Kleinwaldeigentümer, Vertreter von Gemeinden mit großem Waldeigentum, Vertreter der Planung - Auftraggeber und Auftragnehmer, ehrenamtlicher Expertenbeirat sowie Vertreter der Forstbehörden und einzelner NGO's). Eine wesentliche Funktion des Beratungsforums stellt der Informationsaustausch sowie die gemeinsame Entwicklung von Leitbildern und Zielen dar.

Bei dieser Gelegenheit kann Mag. Loiskandl uns auch darüber informieren, dass ähnlich dem Land Niederösterreich nunmehr auch der Wiener Gemeinderat beschlossen hat (bzw. beschließen wird), für die Außernutzungstellung potentieller Kernzonenflächen einen namhaften Betrag als finanzielle Abgeltung (einheitlicher Satz je Hektar für die Verzichtserklärung auf Dauer des Planungsprozesses) bereitzustellen. Die Bereitschaft der Grundeigentümer wurde im Vorfeld erhoben und es wird mit einer großen Beteiligung gerechnet.

Weitere Aktivitäten des Biosphärenpark-Managements sind zur Zeit: Aufbau einer Homepage, Entwurf eines Logos und Produktion einer eigenen Zeitung.

Diskussionsrunde:

Nicht überraschend kamen die Fragen weniger zu den vorgestellten Aktivitäten, vielmehr sorgten die nicht berücksichtigten Themen für Diskussionsstoff. Beinahe einhellig war sich die Runde einig, dass überörtliche Raumplanung / Raumordnung nicht gerade noch am Schluss (vielleicht) dazugenommen wird, sondern am Beginn aller Überlegungen zu stehen hat! Es gilt ein Instrumentarium zu entwickeln (bzw. vorhandene Instrumente zu aktivieren), welches die Erhaltung des Wienerwaldes als "Ganzes" berücksichtigt. Die Gemeindeautonomie in der Raumordnung muss überdacht werden.

Ein strukturelles Gesamtkonzept über die gesamte Fläche wird ebenso gefordert wie die Unterstützung der Biosphärenparkplanung bei parallelen Themenkreisen (hier wurde etwa festgehalten, dass das Projekt "Verkehr sparen" im Wienerwald von offizieller Seite ohne den geringsten Hinweis auf den geplanten Biosphärenpark agierte und agiert).

In diesem Zusammenhang wird auch auf die nicht in die Gemeinde- oder Landeskompetenz fallenden Regelungen, etwa den Finanzausgleich verwiesen. Während Mag. Loiskandl die gewählte Vorgangsweise mit dem Hinweis verteidigt, dass dem immer wieder angesprochenen Siedlungsdruck durch eine funktionierende Landwirtschaft (fällt in den Bereich der Offenlandplanungen) am effizientesten begegnet werden könne, wohingegen der Finanzausgleich bei weitem außerhalb der Kompetenzen des Wienerwaldes angesiedelt ist, sehen viele der Diskussionsteilnehmer den umgekehrten Weg als Notwendigkeit: Der Wienerwald könne mit dem Biosphärenpark als Zugpferd zur Modellregion werden, welche beispielgebend für einen Finanzausgleich Neu aber auch für neue Richtlinien und Regelungen der Siedlungsentwicklung sein soll. Insbesondere könnte hier auch das große Interesse der UNESCO an dieser speziellen Einreichung genutzt werden: Unter flächenmäßiger Einbeziehung einer Großstadt existiert bis dato kein Biospärenreservat / Biosphärenpark. Vor allem der Nähe zum Ballungsraum, dem suburbanen Raum, wird große Aufmerksamkeit entgegengebracht. Hier raumplanerische Alternativen zum weltweiten "urban sprawl" aufzuzeigen darf sowohl seitens der Bevölkerung als auch der UNESCO von der Biosphärenparkplanung gefordert werden.

Zum Abschluss:
Natürlich sind alle Themen (von A wie Abfallwirtschaft bis Z wie Zersiedlung) "biosphärenrelevant", aber eine Einbeziehung aller Bereiche geschieht nicht automatisch! Hier ist unser aller Unterstützung unbedingt erforderlich, insbesondere wenn man die personelle und finanzielle Ausstattung des Biosphärenpark-Managements berücksichtigt.

C.U.

PS: Die beiden nächsten Punkte (Finanzausgleich Neu und Alpenkonvention) entstammen ebenfalls als Hinweise der Diskussion.

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2. Finanzausgleich Neu

Beim nächsten Österreich Konvent steht auch das Thema Finanzausgleich Neu auf der Tagesordnung. Ebenso kann/darf/soll über eine Neuaufteilung der Kompetenzen im Bereich der Flächenwidmungs- und Bebauungsplanung (und Bauordnung) nachgedacht werden. Der Umweltdachverband wird zum Finanzausgleich Neu ein Positionspapier bis Anfang Dezember verfassen. Mag. Maier bat Dr. Fritz um eine diesbezügliche Stellungnahme, welche in das Positionspapier eingearbeitet werden soll.

Nachfolgend Ausschnitte aus dieser Stellungnahme von Dr. Peter Fritz:

"Die derzeitige Praxis des abgestuften Bevölkerungsschlüssels für den Finanzausgleich führt seit Jahrzehnten im Bereich von (Natur-)Schutzgebietsregionen zwangsläufig zu grotesken und kontraproduktiven Ergebnissen. Aus Sicht der Gemeinden wird jeweils der nächst höhere Einwohnerschwellenwert angestrebt, in der nachweislich irrigen Annahme, dass man mit höherer Bevölkerungszahl und damit höherer Finanzzuteilung die kommunalen Finanzprobleme lösen könne. Das Gegenteil ist der Fall: Die Schere geht weiter auf statt zu. Die Qualität von Schutzgebieten gerät nach und nach unter die Räder einer sich aufschaukelnden Fehlentwicklung. Das hat bereits zu dramatischen Siedlungs-, Bevölkerungs- und Verkehrsverdichtungen in potentiellen (Natur-)Schutzgebietsregionen (z.B. im Wienerwald!) geführt.

Schubumkehr: In Schutzgebietsregionen sollten vorrangig jene Gemeinden finanziell relativ besser gestellt werden, welche freiwillig auf weit überhöhtes Bevölkerungs-, Siedlungs- und Verkehrswachstum zu Gunsten qualitätsvoller Schutzgebietsziele zu verzichten bereit sind. Jenen Kommunen, die kurzsichtig weit überdurchschnittliche Wachstumsraten aufweisen, sollte gezielt der Geldhahn zugedreht werden. Nur dann kann die vorprogrammierte Wachstumsbelastung in Schutzgebietsregionen mittel- und langfristig eingedämmt werden."

In einem weiteren Papier betreffend Gemeindeautonomie:

"Die Gemeindeautonomie in Österreich ist grundsätzlich zu bejahen. Es gibt aber aus jahrzehntelanger Erfahrung Bereiche, in denen die "Allmacht der Bürgermeister" nachweislich zu verheerenden Folgen im Siedlungsgebiet, auch in der Stadt- und Regionalentwicklung geführt hat. Stichwort: Augen zudrücken bei gesetzwidrigen Bauvorhaben in Roten oder Gelben Zonen mit Folgen - dramatische Schäden zu Lasten des Gemeinwohls bei Hochwasser- und Lawinenkatastrophen. Nach Auffassung qualifizierter Fachleute hätten hohe Schadenssummen der letzten Jahre unter anderem auch vermieden werden können, wenn sich die Bauinstanz erster Ordnung an die vorliegenden Raumordnungs- und Raumplanungsinstrumente vorbehaltlos gehalten hätte."

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3. Alpenkonvention

In Österreich sind mittlerweile seit beinahe einem Jahr die Durchführungsprotokolle (z.B. Raumplanung und nachhaltige Entwicklung oder Naturschutz und Landschaftspflege) der Alpenkonvention in Kraft getreten. Jedes der Protokolle hat gesetzesändernden bzw. -ergänzenden Charakter. Auch die Wienerwaldgemeinden fallen in den Anwendungsbereich der Alpenkonvention. Ein Leitfaden darüber (Vademecum Alpnkonvention des Alpenvereins) über das Netzwerk Wienerwald bezogen werden.

PS: Am 21. November wird der Vorsitzende der Fachabteilung Raumplanung-Naturschutz des Österreichischen Alpenvereins Mag. Peter Haßlacher in Wien zu diesem Thema informieren.

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4. WienERLEBNISwald

Am 12. Oktober veranstalteten die Österreichischen Bundesforste gemeinsam mit dem Kurier den WienERLEBNISwald. Leider ist nach der Ankündigung im Kurier im Anschluss an den WienERLEBNISwald keine weiteren Berichterstattung zum Thema gefolgt, nicht einmal einen Bericht zum Veranstaltungstag habe ich gefunden.

Folgende Zeilen sind der Presseaussendung zur Ankündigung durch die Österreichischen Bundesforste entnommen:

Enorme Bedeutung des Wienerwaldes
"Mit diesem Aktionstag möchten wir auf die vielfältige Bedeutung des Wienerwaldes hinweisen. Er ist Lebensraum, Erholungsraum, Holzlieferant, Luftfilter und Wasserspeicher für Mensch und Tier. Aus diesem Grund gilt es den Wienerwald zu schützen und nachhaltig zu nützen", so Bundesforste-Vorstand Georg Erlacher. In nächster Zukunft soll der Wienerwald zu einem Biosphärenpark werden. Das bedeutet, dass in dieser Region Naturschutz mit schonender Bewirtschaftung und Erholungsmöglichkeiten verbunden ist. Biosphärenparks sind lebendige Modelle dafür, wie Menschen im Einklang mit der Natur leben und wirtschaften können. Mehr als drei Viertel der Kernzone des zukünftigen Biosphärenparks Wienerwald werden auf Bundesforste-Flächen liegen. "Mit unserer langjährigen Erfahrung in der nachhaltigen Naturbewirtschaftung und im Naturschutz können wir die optimale Betreuung des Wienerwaldes sicherstellen", so Erlacher.

Rückfragehinweis:
Bernhard Schragl, Österreichische Bundesforste AG
Tel. 02231/600-215
E-Mail: bernhard.schragl@bundesforste.at
Weitere Informationen zum WienERLEBNISWald finden Sie unter www.bundesforste.at/wienerwald

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5. Nachlese Wienerwaldpreis 2003

Dieses Schreiben erhielt ich schon Ende September. Spät aber doch leite ich es hiermit weiter.
Liebe FreundInnen!

Als Initiator und Organisator des Grünen Wienerwaldpreises 2003 der Niederösterreichischen und Wiener Grünen freue ich mich ganz besonders, dass dieses Projekt so erfolgreich war. Über die Preisverlehung wurde am Donnerstag, den 25. September im NÖ-Morgenjournal mehrmals berichtet. Im Internet gibt es Bilder vom Abend der Preisverleihung sowie einen Bericht über die Preisträger unter http://www.noe.gruene.at/wienerwald.php .

Mit lieben Grüßen
Sepp Wimmer

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6. Termine - Veranstaltungen

Dr. Matthias Mann: Dia-Vortrag und CD-Präsentation im Bezirksmuseum Mödling
Dienstag, 4. November 2003, 19.00 Uhr
Bezirksmuseum Mödling , 2342 Mödling, Josef Deutsch-Platz 2, Tel. 02236/24159

Dia-Vortrag:

Historisch gewachsene Kulturlandschaft am Rande des Wiener Beckens bis zum Anninger und Gaadner Becken.

Aus botanisch-vegetationskundlicher Sicht wird die Landschaft im Süden des Wienerwaldes einer Betrachtungsweise unterworfen, welche die Naturräumlichkeiten unter dem Aspekt des historischen Wandels in der Landschaftsnutzung bis zur Gegenwart beleuchtet.

Das geologisch bedingte Fundament bildet die Basis, die durch tektonisch bedingte Vorgänge das Relief liefert. Die natürliche Pflanzendecke ist vom klimatischen Wandel der Erdzeitalter geprägt. Durch die Kulturtätigkeit der Besiedler hat sich die uns umgebende Landschaft schließlich zu dem gewandelt, was uns jetzt umgibt - und liegt heute als eine der artenreichsten Regionen Mitteleuropas vor den Toren einer expandierenden Millionenhauptstadt.

CD-Präsentation:

Digitaler Verbreitungsatlas der wild wachsenden Farn- und Samenpflanzen im Gemeindegebiet von Gaaden.

Die Flora und Vegetation des Gemeindegebietes von Gaaden im südlichen Wienerwald, welches neben Teilen der Gaadner Bucht auch den Hauptanteil des Anningergebietes umfasst, wurde im Rahmen einer Dissertation detailliert erhoben. Zur Darstellung der lokalen Verbreitung von mehr als 930 Farn- und Samenpflanzen mit über 30.000 Einzelangaben wurde ein Computerprogramm entwickelt, welches erstmalig öffentlich vorgestellt wird.

Auf CD-ROM erhältlich mit folgendem Inhalt:

Dissertation Matthias Mann: Die Verbreitungsmuster der Gefäßpflanzen des Gemeindegebietes von Gaaden in Niederösterreich und ihre standörtlich-vegetationskundlichen Grundlagen (floristische Kartierung und statistische Auswertung), 321 Seiten, Universität Wien.

Digitaler Verbreitungsatlas: Programmpaket "Flora Gaaden". Windows-Programm, Datenbank, Installationshinweise, Manual mit über 40 Screenshots (26 Seiten), mehr als 500 Pflanzen-Abbildungen.

Dr. Matthias Mann, E-Mail: m.mann@utanet.at


Das nächste Netzwerk Treffen findet am 2. Dezember 2003 statt.

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Letzte Änderung: 2003-11-03 - Stichwort - Sitemap