Hochwassergefahren in Purkersdorf
LIB-Presseaussendung + Rundbrief 1208-2002-08-10
Handlungsbedarf bezüglich Hochwassergefahren in Purkersdorf:
Neue Wientalwassersperrenregelung notwendig +Gefahrenzonenplanung erweitern
Die letzten dramatischen Hochwässer in Teilen von
Niederösterreich sollten auch für Purkersdorf einige Dinge
wieder ins Bewusstsein rufen:
- Vor allem ältere Menschen werden wieder bestätigt,
die wissen, dass das Wasser eine ungeheure Kraft entwickeln
kann.
- Nach wie vor gibt es keine befriedigende Lösung für
das Schleusenreglement des Wienerwaldsees. Beim letzten
großen Hochwasser in Purkersdorf 1997 war durch das
unbefriedigende Schleusenreglement des Wienerwaldsees das
Hochwasser durch Wasserschübe offenbar verstärkt worden.
Leider wurde diese Frage unter der damaligen Bürgermeisterin
trotz einer eindeutigen Stellungsnahme eines Landesexperten
nicht mit Nachdruck betrieben, nachdem die Wientalwasswerke
einfach "Njet" sagten.
Es besteht Handlungsbedarf für den Bürgermeister, hier schnell eine befriedigend Lösung zu finden.
- Für Purkersdorf besonders wichtig ist, dass durch veränderte
Wasserverhältnisse im Boden Hänge, die für sicher gehalten werden,
ins Rutschen kommen können. Das kann für viele BewohnerInnen von
Purkersdorf verhängnisvoll werden.
- Diese Frage sollte nun unverzüglich auf die Tagesordnung der
Gemeindepolitik gesetzt werden. Die Liste Baum wird in dieser
Frage initiativ werden.
- Noch 1997 wurde von österreichischen Wetterexperten die
globale und regionale Klimaveränderung zwar für relativ
wahrscheinlich, doch für noch nicht erwiesen gehalten.
Inzwischen ist dies praktisch wissenschaftliches Allgemeingut:
danach werden früher sehr unwahrscheinliche Ereignisse
jetzt viel wahrscheinlich. Die 100-jährigen,
500-jährigen und 1000-jährigen Hochwässer kommen nun
immer öfter. (Oder: "Seit Menschengedenken noch nicht
vorgekommen") So werden kurzfristig sehr
hohe Niederschlagsmengen - wie jetzt wieder geschehen -
viel häufiger auftreten. Das hat wichtige Konsequenzen:
die Gefahren, die auch von kleinen Gerinnen ausgehen,
sind größer einzuschätzen als bisher.
- Allgemeine Aktivitäten wie das "Klimabündnis" und
entsprechende Maßnahmen zur Energie- und
Schadstoffverminderung in Verkehrs- und Wärmesystemen
sollten forciert werden.
- Erfreulich ist, dass vom Land für Purkersdorf voriges
Jahr - von der LIB 1997 gefordert und zuletzt ausdrücklich gewürdigt
- eine "Gefahrenzonenplanung" für die meisten Gerinne
außerhalb von Wienfluss und Gablitzbach angefertigt wurde.
Das Wesen davon ist, dass hier "rote Zonen" der Verbauung
angegeben werden, die wegen Wassergefahren nicht bebaut
werden dürfen. Allerdings sind diese nicht vollständig
(die "Purkersdorfer Informationen" berichteten).
Es wäre sinnvoll im Eigeninteresse, wenn Anrainer
von Bächlein diese Planungen ansehen und mit den
eigenen Erfahrungen bei Überschwemmungen ev. ergänzen.
- Gleichzeitig sollte eine fachliche Auskunft
z.b. bei der Wissenschaftlergruppe Austroclim
(Univeristät für Bodenkultur) z.b. eingeholt werden,
ob die älteren diesbezüglichen Planungen und ausgewiesenen
roten Zonen für den Wienfluss und Gablitzbach den
jüngsten Veränderungen noch angemessen sind. Der Stadtplaner
sollte prüfen, ob diese Vorgaben eingehalten wurden und
welche Maßnahmen bei Nichteinhaltung zu setzen sind.
- Bei äußerst intensiven Niederschlägen ist Schaden fast
nicht auszuschließen, trotzdem muss auch auf die von
Bautätigkeiten herbeigeführte Boden-Versiegelung hingewiesen
werden, durch die Hochwässer mangels geringerer
Versickerungsflächen verstärkt werden. Ähnlich wirken u.a.
gewisse Methoden der Acker- und Waldbewirtschaftung über
die Bodenverfestigung. Und nicht zuletzt verursachen alte
Methoden des Wasserbaues, durch die Flussbeete
zurückgedrängt, begradigt und einbetoniert wurden,
einen beschleunigten Abfluss und damit eine höhere
Wasserkonzentration bei Hochwasser.
- Schließlich möchte ich darauf hinweisen, dass ich in einer Studie 1997 die damaligen Hochwasserereignisse in ganz NÖ (inklusive Purkersdorf) untersucht und einen Maßnahmenkatalog entwickelt habe. In Purkersdorf ist dies unter der damaligen Bürgermeisterin leider kaum beachtet worden. Offenbar bedarf es dazu eines neuerlichen Anstosses.
Rückfragen:
Josef Baum 02231 64759
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