Purkersdorf Online

Du großes altes Haus (2)


[ Teil 1 ]

Purkersdorf, am17.06.2002

Lieber Otmar!

Nach der turbulenten und gehässigen Mieterversammlung fragte ich mich: War es wert, vierunddreißig Jahre meines Lebens eingesetzt zu haben, um meiner Weltanschauung getreu und der noch lebenden Zeitzeugen und der Vision vieler MitstreiterInnen gerecht zu werden, daß eine bessere Welt möglich ist? Deiner lieben und ehrlichen Zeilen allein wegen, ist es wert gewesen und viele, die sie lesen, werden genau so denken wie Du.

Daher ist es mir ein Bedürfnis, Dir ebenso ehrlich zu antworten und die mühselige Entstehung des Dir so lieb gewordenen alten Hauses zu schildern, um für spätere Zeiten und Diskussionen Unterlagen zu besitzen.

Sowjetische Besatzung
Von 1945 bis 1948 unter sowjetischer Besatzung

Im Jahre 1948, als die sowjetische Besatzungsmacht das Gebäude mit den dazugehörigen Grundstücken, welches unter Deutsches Eigentum der USIA-Gebäudeverwaltung geführt wurde, geräumt hatte, wurde es, da wir noch zum 14. Wiener Gemeindebezirk gehörten, der großen Gemeinde Wien angeboten. Ebenso der großen Volks- und der Sozialistischen Partei Purkersdorf. Niemand hatte dafür Verwendung! Allein die K.P.Ö. sah die Möglichkeit, bei der zur derzeit herrschenden großen Wohnungsnot die Lösung: Ein Arbeiterwohnheim. Die Landesleitung der K.P.Ö. Niederösterreich, vertreten von Herrn Leopold Lichtenstein, schloß als Pächter einen Vertrag auf zehn Jahre (1948-1958) ab, monatlich Schilling 800.- auf fünf Jahre, weitere fünf Jahre 2.000.- Schilling Pacht.

Ein Aufruf an Wohnungsuchende, Räumlichkeiten um 60 Groschen pro m² plus Betriebskosten und 12 Schilling Baukostenbeitrag, sowie fünfzig Stunden freiwilliger, unbezahlter Mitarbeit, soweit möglich, waren die Bedingungen. Fünfundfünfzig vorwiegend junge Familien waren froh, ein Dach über dem Kopf zu haben. Viele gingen leer aus, denn nach dem Bedarf hätte eine dreimal so große Anzahl von Wohnungen nicht gereicht. So groß war die Wohnungsnot nach dem Krieg.

Deinen Zeilen über die Schwierigkeiten kann ich nur hinzufügen, daß auch damals schon nicht alle so selbstlos mithalfen. (Selbstbedienungsläden wurden erst viel später erfunden!) Dutzende Fensterflügel, deponiert im Kellerabteil, abmontierte Türklinken, Beschläge, Fliesen, Glas etc. waren begehrte Schwarzhandelsobjekte. Obwohl froh, weiterhin eine billige Bleibe zu haben, wechselten sie sehr bald zu anderen Parteien.

Abschied
Abschied von Bürgermeister Jaunecker

Um so höher war der Einsatz vieler Ehrlicher zu schätzen. Ein Hausverwalter ohne Bezahlung, Zinsinkasso und sämtliche Büroarbeiten freiwillig am Abend, Hausbesorger Künetten grabend, und die vielen freiwilligen Stunden, waren die Grundlage für jene Summe, welche für die acht wichtigsten Renovierungsarbeiten angespart wurden. 1955 kam leider der Staatsvertrag um ein halbes Jahr zu früh, denn die angesparte Summe mußte an die österreichische Finananzlandesdirektion abgeliefert werden. Die nötige Renovierung und die Beseitigung der russischen Beschriftungen unterblieben bis zum Amtsantritt von Bgm. Hans Jaunecker 1970. 1956 herrschte nicht nur große Wohnungsnot, auch die Volksschule hatte Wechselunterricht Vormittags-Nachmittags und litt unter Raummangel. Dem Ansuchen der Gemeinde zur Überlassung ebenerdigen Wohnräume für zwei Klassen (pro m² 96 Groschen, 138 Schilling insgesamt) wurde stattgegeben. Dafür durften unsere Jugendgruppen die Räume des Theatersaales kostenlos verwenden. Ab Ersten des nächsten Monats bekamen wir vom sozialistischen Bürgermeister Hein eine Vorschreibung von S 600.- Monatsmieteiete für die kostenfrei zugesagten Räume. Damit waren unsere Jugendgruppen auf die Straße gesetzt.

Versprechen wurden schon damals nicht eingehalten! Als nächstes ging es um die billige Miete (Friedenskrone 96 Groschen). Stadtamtsdirektor Franz Kuhlstrunk wurde als provisorischer Verwalter des Deutschen Eigentums eingesetzt. Seine erste Tat war, um die Friedenskronenmiete wegzubringen, die Vorschreibung des 5-fachen Hauptmietzinses. Am Bezirksgericht Purkersdorf mußte er jedoch zur Kenntnis nehmen, daß das Objekt unter dem Schätzwert von 3 Millionen Schilling um 1,5 Millionen gekauft wurde, und erst der restliche Betrag zu investieren sei, bevor eine Mietenerhöhung nach §7 zulässig sei. Der Rechtsanwalt des Mieterschutz verbandes Dr. Jaeger verbuchte einen großen Erfolg. Vierzehn Jahre warteten wir unter dem sozialistischen Bürgermeister Hein vergeblich auf die dringende Renovierung. Sporteinrichtungen wurden zugunsten einiger Parkplätzen geopfert, selbst die schöne, alte aber gesunde Trauerweide ereilte das gleiche Los, weil ein Ast abgebrochen war. 1966 wurde das Gemeindehaus Wintergasse 8 auf den Strachhorngründen, welche zu unserem Objekt gehörten, errichtet und bezogen, doch für Dich altes Haus gab es keinen Schilling. Erst 1970 nach dem Bürgermeisterwechsel an die ÖVP mit Hans Jaunecker gab es eine Änderung; allerdings nicht ohne Kampf.

1900
Ansicht 1900

Das Grundstück Dr. Hildgasse, ebenfalls ein Teil unseres Objektes, wurde von der Gemeinde an "Alpenland" um 1,4 Millionen Schilling verkauft, es sollen 70 geförderte Eigentumswohnungen erbaut werden. Den Mietern in der Herrengasse 8 wurden vom Verwalter Kust in Hinblick auf die künftige Renovierung der 9-fache Hauptmietzins vorgeschrieben. Bei der Vorsprache des Mieterkomitees bei Bgm. Jaunecker fanden wir mit unseren Argumenten einen echten Purkersdorfer Bürgermeister (siehe Abschiedsbild nach 13 Jahren als Bürgermeister). Nachdem die Mieter bisher aus eigenen Mitteln 22 Jahre ohne Hilfe der Gemeinde brauchbare Wohnungen geschaffen haben, sah er die moralische Pflicht der Gemeinde, Hilfe zu leisten bei der Sanierung des Hauses.

Der Vorschlag des Mieterschutzverbandes sah vor, die acht wichtigsten Punkte der schon 1956 geplanten Renovierung solle die Gemeinde übernehmen, und die Leistung der Mieter 5-facher Hauptmietzins (von 96 Gr. auf 4,80 S) auf 10 Jahre. Am 14.3.1974 wurde am Bezirksgericht Purkersdorf ein Vergleich abgeschlossen und jedem Mieter ausgehändigt. Wenn es auch nicht für eine komplette Sanierung gereicht hatte, ein geputztes Haus schaffte neue Wohnqualität. Besonders unter der Verwaltung der Brüder Hauss. Sie hatten für alle Belange ein offenes Ohr, der Hauptmietzins wurde bis auf den letzten Schilling ins Haus investiert. Die Zusammenlegung von zehn Kleinstwohnungen brachte eine weitere Verbesserung. Doch leider nicht für jene, die schon viele Jahre Gesuche eingereicht hatten und bei der Vergabe der beiden Kleinwohnungen auf Stiege 4 übergangen wurden, die Gründe dafür sind den Altmietern heute noch bekannt. Das "Einfamilienhaus" in der Herrengasse 8 schaffte später für Bgm. Matzka, sogar jetzt für Bgm. Schlögl Probleme und keine Freude.

1991
Ansicht 1991

Nach dem Rücktritt von Bgm. Jaunecker 1983 ging die fruchtbarste Zeit einer gedeihlichen Zusammenarbeit mit einem schönen, schmieseeisernen Tor als Abschiedgeschenk für Dich altes Haus, zu Ende. Für die Bewohner gab es das Aus für die Friedenskrone (96Groschen) als Miete. Der Erhaltungsbeitrag die A,B,C,D - Kategorie wurde Gesetz, doch der größte Eingriff war die Errichtung der Startwohnungen, weil Akademiker die Errichtungsbedingungen nicht richtig lasen. Du altes Haus wurdest ein Opfer für Wahlversprechungen. Erst 13, dann 11, dann 9 Wohnungen laut Plan sollten es werden, übriggeblieben nach hartem Kampf sind bloß sieben. Obwohl alle Mieter mit ihrer Unterschrift, nur von GR Czernoch unterstützt protestierten, begann die Zerstörung. Bgm. Jaunecker hätte dafür nie seine Zustimmung gegeben. Bei einem Rundgang mit Architekt Sita forderten wir eine statische Prüfung an zwei sensiblen Stellen. Ergebnis: Dippelbäume waren morsch, vier Mieter mußten ihre Wohnungen verlassen, und Architekt Sita verabschiedete sich von dem zweifelhaftem Startwohnungs-Projekt. 1986 bei der Schlüsselübergabe gab Staatssekretärin Eipeldauer bekannt, daß dies die teuersten Startwohnungen von ganz Österreich wurden. (Miete pro m² 45.-- Schilling)

Ein so großes Haus brauchte unbedingt eine ständige Betreuung. Freie Wohnung, Sozialversicherung waren Anreiz bei der Bewerbung als Hausmeister bei den Familien Herbster, Reich und Silhanek. Nach Köck sen., Schmatz, E. Köck und Steiner. ging es schon um mehr. Wohnungen, Parkplatz für den Nachwuchs, Besenkammerl, Schuppen und Garagen waren nach Kündigungen ins Eigentum übergegangen, sogar mit Hilfe der Gemeinde. Andere Zeiten, andere Sitten!! (Jetzt gab es Selbstbedienungsläden wirklich)

Noch unter Bgm. Jaunecker ergab sich im Gespräch über das Alter unseres Hauses (seit 1572), daß das Denkmalamt Interesse für die Innenansicht von Balkon und Loggia der Stiege drei zeigte. Unter Bgm. Matzka wurde eine Briefrecherche von Ing. Pemberger und Denkmalamt durchgeführt und die Stiege drei unter Denkmalschutz gestellt. Die Zerstörungen nach dem Bau der Startwohnungen machten eine neuerliche Renovierung nötig, es wurden nach Ansuchen um Förderung vom Land Niederösterreich 4,5 Mio. bewilligt, mit 1,2 Mio. aufgestockt und brachte Gasanschluß, Elektro-, Telefonkabelzuleitung, sowie Fernsehen zu jeden Mieter. Zusätzlich Kaminausschleifung, Dachübergehung und Straßenbau (jedoch nur bis zur Waschküche), war wieder eine echte Bereicherung an Wohnqualität für Dich altes Haus.

Und schon war wieder Not am Mann! Als Ausgleichsquartier für den Kindergarten wurde die ebenerdige Wohnung Stiege 2 umgebaut und um ein Haar wäre es Kletterturm und dem liebgewordenen Ringelspiel an den Kragen gegangen. Durch den Lärm des Traktors aufmerksam geworden, konnte dies noch verhindert werden. (Ketten waren schon angelegt) Begründung: Verletzungsgefahr für die Kinder!? In der folgenden Zeit allerdings war der Kindergarten unter diesen Tanten der eifrigste Benützer. (Unfälle unbekannt!)

Die turbulenten Jahre 1987-88 führten zur Ablöse von Bgm. Matzka. Mit dessen Ausscheiden ging die Ära der älteren Generation im Gemeinderat zu Ende, obwohl es in seiner Amtszeit für das Neue Purkersdorf die meisten Veränderungen gab. Hauptplatz neu, Umfahrungsstraße, Neue Post, Vergrößerung der Volksschule, Neuer Hort, Kindergarten, Stadtsaal usw. War die Zusammenarbeit in Hausangelegenheiten mit ihm nicht immer leicht, um so höher schätzten wir die Entstehung von Wildgansweg, Weinhebergedenkstätte, Sängerbrunnen, Schöffelstein, Rudolfshöhe und die schönen Wanderwege rund um Purkersdorf im Zusammenwirken den Gärtnern Elsinger und Schlosser. Diese Werke machten Purkersdorf liebenswert, und dämmern heute vernachlässigt dahin.

1922
Der Renaissancebauteil im Hof, ca. 1922

1989-90, nach dem Ableben von Bgm. Matzka, trat die Nachfolge für einJahr Vize-Bürgermeister Karl Schlögl an. Viele Seiten in der Ortschronik von Dr. Schlintner beschreiben im Abschnitt V die Ära Karl Schlögl! Bis die zwei Mandate für die Wahl 1990 von Liste Baum gesichert waren (leider gab es keinen Bgm. Jaunecker mehr, und die Startwohnungsbetreiber schieden von vornherein aus), gab es seitenlange Versprechungen.

1. Sanierungszusage 16.Mai 1989!
Die unter Bgm. Matzka begonnenen Sanierungsarbeiten wurden fortgesetzt, im Park gab es vier neue Tischbänke, neue Wohnung für die Hausbesorgerin und neun Parkplätze (mit dem neuen Preis S 300.-). Wegen der Auffassung des Mieterkomitees, daß dies zu Unstimmigkeiten führen würde, schlugen wir einen einheitlichen Mietpreis von S 120.- plus MwSt vor, wenn das restliche Straßenstück ab Waschküche ebenfalls saniert würde, sodaß alle Benützer die gleichen Bedingungen hätten. Sieben Jahre zahlen wir nun die erhöhte Gebühr, doch das Straßenstück wurde nicht saniert. Nichteinhalten von Versprechen: Erst recht ein alter Hut. Es folgten danach am 5. März 1992 und 29. März 1994 Sanierungsgespräche, im Wahljahr 1995 sogar schon der Plan von Architekt Beigelböck, Kostenpunkt 10 Mio. -doch leider nur am Papier. Denn im März 1995 wurde Bgm. Karl Schlögl in die Bundesregierung berufen, und als er 1997 Innenminister wurde, übernahm Vize Bgm. Traude Eripek das neue Amt!

Auf den restlichen, noch zu unserem Objekt gehörenden Strachhorngründen, wurde eine neue Wohnhausanlage mit 124 Wohnungen, insgesamt 156 gebaut, zusätzlich ein neuer Wohnblock in Herrengasse 6 und 8, aber unsere Sanierung wurde wieder aufgeschoben. Die Schäden an Haus und Fenster wurden immer unerträglicher.

Für unser Haus gab es eine gravierende Neuerung. Nach zehn Jahren gedeihlicher Zusammenarbeit, zum Nutzen für das ganze Haus, wurde Hausbesorgerin Frau Steiner für die Gemeindebetreuung abgeworben. Wie zum Hohn: von der Fraktion, die vor zehn Jahren mit oft "scho wieda a Köck" Familiendiskriminierung betrieb. Frau Steiner teilte uns dies mit, und hatte auch für uns eine brauchbare Lösung nach ihrer Kündigung: Ihr damals arbeitsloser Mann solle neuer Hausbesorger werden, die Arbeiten Haus und Gemeinde würden sie sich teilen. Die gesetzliche Abfertigung von S 40.000.- stand ihr mehr als zu, war sie doch die einzige Hausbesorgerin, in deren Dienstzeit kein einziger Mieter mit einer Klage zum Mieterkomitee kam!

Das Drängen nach der Sanierung wurde immer dringlicher. Als Wintergasse 8, Tullnerbachstraße 81, Linzerstraße, alle Gemeindehäuser und erst nach 1945 erbaut, bevorzugt wurden. Die Gelder für Kellerwiese, Bad und Sylvesterfeier ect. Flossen reichlich, und im Budget für 1999 waren sogar 20 Mio. für die Sanierung der Gemeindehäuser veranschlagt. Bei einer Mieterversammlung am 27, Mai 1999 bot Spitzenkandidat Dr. Fuchs Hilfe an. Außer einer schriftlichen Zusage von Bgm. Eripek für den Beginn der Renovierung ab Mai 2000 kein Ergebnis, wie eh und je ein leeres Versprechen mehr; "Wahlen 2000 lassen grüßen". Das Vorhaben eines Durchganges von der Wintergasse über die Herrengasse 2-6 wurde einstimmig abgelehnt und der Stadtgemeinde mitgeteilt. (Für das automatische Tor zahlen wir heute noch)

Die Auslagerung der Verwaltung ab 1.1.1999 an die "Wien-Süd" (rechtlich ausgeschrieben oder nicht) kann ich nur begrüßen, denn ab dieser Zeit unter Verwalter Herr Stich, gab es erstmals wieder eine korrekte Jahresabrechnung, unter Frau Wenzel vollständige Zinslisten, und nach zehn Jahren (1983-1993) eine Abrechnung über den gesetzlich vorgeschriebenen Erhaltungsbeitrag. (Katastrophal über 4 Mio. Schilling Schulden)

Bei einer Vorsprache von Bgm. Eripek und Mag. Schlögl am 19.6.1995 hieß es, nachdem eine Trennung Recht oder Unrecht nicht mehr möglich sei, bei Null zu beginnen. Doch die Jahresabrechnung 1998 ergab S 3, 252. 903.-- Schulden!! Erstmalig scheinen Zahlungen für Annuitäten über S 300.000 jährlich auf. Kurz vor seinem Abgang erhielten wir, auf Drängen, vom allseits beliebten Verwalter Herrn Stich eine Aufstellung aller Kredite, darunter S 6,2 Mio für die sieben Startwohnungen!!!

1991
Der Innenhof 1991

Am 3.10. gab es bei der Nationalratswahl einen Erdrutsch. Mag. Schlögl mußte einer Blau-Schwarzen Regierung sein Amt als Innenminister abtreten. Doch noch dramatischer war das Ergebnis am 2.4.2000 bei der Gemeinderatswahl. Verlust von acht Mandaten der SPÖ und Karl Schlögl stand als Spitzenkandidat wieder zur Verfügung. Der Verlust der absoluten Mehrheit erforderte eine andere Zusammensetzung: 12 SPÖ, 10 ÖVP, 4 Liste Baum, 2 Liste Liehr des Gemeinderates.

Hatte die Zusammenarbeit Hausbesorger-Mieterkomitee die ersten Jahre klaglos funktioniert, so änderte sich dies, als allmählich Beschwerde über mangelnde Hausbesorgerleistungen sich mehrten, und Verwalter Stich auch die Leistungen in der Wohnhausanlage Wintergasse 4-6 einstellte. (Mahnungen folgten) Als es dann zur leidlichen Wohnungsvergabe an Schmatz jun. und Steiner jun. kam, gab es eine Kündigung von Familie Steiner. Obwohl laut Verwalter mehrmals erfolglos versucht wurde, ein Gespräch über die Rücknahme der Kündigung herbeizuführen, wurde ohne Mieterkomitee ein Abkommen Gemeinde-Hr. Steiner getroffen. Bei der Durchsicht der Mieterlisten 2000 und 2001 gab es laut Verwaltung für Fam. Steiner keine Mietzinsvorschreibung, und keine Abrechnung der Betriebskosten für eine Wohneinheit von etwa 83m². Dies aufgrund einer freien Vereinbarung mit der Gemeinde. (Es gibt kein Hausbesorgergesetz mehr)

Nun zum allgemeinen Erhaltungsbeitrag. Nach dessen Überprüfung im Zeitraum von 1983 bis 1993 konnten nur mehr S 172,000.--zu unrecht verrechneter Beträge urgiert werden. Die Betriebskostenabrechnung 2000 und 2001ergibt eine Reduzierung der Haftpflicht von S 104.000.--auf S 79.000.--. Aufgrund überhöhter Prämienzahlung 2000 wurde das Guthaben von ca. S 30.000 im Jahre 2001 den Mietern refundiert. Auf Grund dieser Aufstellung haben die Mitglieder des Mieterschutzverbandes mit ihrer Unterschrift bekundet daß sie einverstanden sind, daß beim Bezirksgericht Purkersdorf eingereicht wird, daß die längst fälligen Reparaturen durchgeführt werden. Kurz darauf kam ein Brief von Architekt Beigelböck, der Sanierungsmaßnahmen und eine Grobschätzung der Kosten von 16 Mio. ohne Mehrwertsteuer (1995 etwa 10 Mio.) vorsieht.

1924
NÖ Landesjugendheim mit 150 Betten in den Jahren 1924 - 1938

Der chronische Geldmangel der Gemeinde brachte den großzügigen Bgm. Schlögl auf die absurde Idee, den Verkauf der Gemeindehäuser vorzuschlagen. Dies war VizeBgm. Fuchs und ÖVP- Mandataren doch zu viel, ein Teil des Grundstückes Herrengasse 8 mußte jedoch daran glauben. Ist es der Gemeinde gelungen, Renovierungskosten der Gemeindehäuser Tullnerbachstraße 81 und Linzerstraße den Mietern aufzulasten (laut Gemeinderat Prohaska freiwillig!!), so muß in der Herrengasse 8 die Einheit der Mieter erst beseitigt werden, und so die Unwissenheit zu einer Unterschrift zu bewegen. Bisher konnten fast alle Anschläge mit dem Mieterschutz abgewehrt werden. Doch die Kündigung des Hausbesorgers ist bereits die erste schrittweise Beseitigung der jahrelangen Einheit der Mieter. Der wahre Grund dürfte wohl wo anders liegen (Ansuchen an die Gemeinde um Einstellung als Gemeindearbeiter nicht berücksichtigt), nicht der "endlich freie Sonntag" oder das Gerücht, das im Haus kursiert!!

Herr Weinzinger, ab 1.1.2002 neuer Hausverwalter nach Herrn Stich, mußte die Reinigung des Hauses ausschreiben, und dem Bestbieter, der Firma Kunz, den Auftrag erteilen. Nach den unberechtigten Anschuldigungen gegen einen Teil des Mieterkomitees (Zurücklegung zweier Mandate) versuchte Herr Weinzinger bis September noch weiter mitzuhelfen, die Anfangsschwierigkeiten der Reinigungsfirma zu bewältigen. Die Mithilfe der Mieter ist bis jetzt, bis auf wenige, noch ausständig. Plötzlich gibt es fast keinen Biomüll und in den Gelben Säcken befindet sich, was die Mülltrennung untersagt.

Vielleicht bedarf es erst einer saftigen Nachzahlung wie im Sozialbau Wintergasse
4-6 (S 2000.-- bis 5000.--) um einen Vergleich anzustellen und zur Einsicht zu gelangen, daß Mithilfe billiger kommt als Quertreiben. Die drohende Mietzinserhöhung nach der Renovierung von 1,5 bis 1,7 Euro pro m² sollte zu denken geben!!

Innerhalb von fünfzig Jahren ist es gelungen, aus der ehemaligen Ruine eine in ganz Purkersdorf einmalige Wohnhausanlage zu schaffen. Sind die Wohnungen, je nach finanzieller Möglichkeit nicht immer nach dem neuesten Standard, so ist es mit Ausnahme der Startwohnungen und der nach Kategorien Neuvermietungen noch immer ein leistbarer Mietzins.

Unsere Vision vom Arbeiterwohnheim war nicht Utopie

Wenn heute bis zur vierten Generation Familien es vorgezogen haben, lieber hier zu wohnen als im benachbarten "Sozialbau", so war es auch die Parkanlage, die vom Säugling bis zur Uroma das Wohnen lebenswert gemacht hat und Vandalismus und Gendarmerie nicht zur Tagesordnung gehören. Stiegensitzer werden nicht geboren, sie werden dazu gemacht. Ein Korbballständer oder Tischtennistisch wäre sicher billiger gekommen als Nachzahlungen in Tausenderhöhe!!

Wenn heute die neue Ablöse des alten Mieterkomitees schon ungeduldig in den Startlöchern scharrt, so sei ihnen für die nächsten fünfzig Jahre mitgegeben, daß ohne Gesetzeskenntnisse und nur mit Protektion es keine Verbesserungen zum Wohle aller Mieter geben wird. Nicht an Worten, sondern an Taten werden sie gemessen werden.

Getreu den Grundsätzen des ersten Mieterkomitees, unter Handl Richard, Svoboda Ernst, Hugo Tupy, Bräuer Adolf, Haas Ernest und den vielen freiwilligen Mitarbeitern verabschiedet sich

Hilda Svoboda
Leopoldine Fuchs (Handl)

ohne für sich und ihre Kinder persönliche Vorteile verschafft zu haben, recht herzlich.

Purkersdorf im August 2002

Nun, lieber treuer Freund, ich hoffe, daß ich Dir wahrheitsgemäß berichten konnte über das Zustandekommen des von Dir so lieb beschriebenen Großen Alten Hauses geben konnte.

In alter Verbundenheit

Hilda Svoboda


AnfangZum Anfang der Seite
Letzte Änderung: 2002-10-17 - Stichwort - Sitemap