Unter-Tullnerbach im Jahre 2007
Ein wunderschönes Tal, ein Naturjuwel, unweit der Großstadt Wien, im Herzen des idyllischen Wienerwaldes gelegen, das ist das Irenental. Mischwälder umstehen das Hügelige Gelände, mal durchzogen von Wiesen und Kleinen Ansiedlungen. Wir, die wir hier leben, sind stolz auf unser geliebtes Tal, sei es das malerische Landschaftsbild oder aber auch die hier vorhandene gute Luft. Unsereins schätzt auch sehr die lokale Gastronomie welche für jeden etwas zu bieten hat, gepflegte Restaurants mit Hotellerie sowohl wie auch die Mostschenken.
Wander- und Spazierwege, ja sogar tolle Mountainbikestrecken auf den Troppberg welcher mit einer Aussichtswarte "bekrönt" ist, bietet unser Irenental für Jung und Alt in allen Varianten um die uns viele beneiden. Oft schon hatte ich bei meinen Spaziergängen oder Radtouren das Glück die Wildtiere zu sehen welche sich ebenso bei uns sehr wohlfühlen.
Auch möchte ich nicht vergessen die anderen Sehenswürdigkeiten der Umgebung zu erwähnen, sei es der unweit vom Tal gelegene Wienerwaldsee, das Schloss in Rappoltenkirchen, das ÖBF-Naturaktivzentrum wo der Bogenschütze seiner Leidenschaft frönen kann, der Bibelerlebnisweg auf den Sagberg, die Wilhelmshöhe von welcher man eine schöne Aussicht über das ganze Tal genießen kann sowie unzähligen weiterem Sehenswerten, mit anderen Worten "Herz was willst du mehr".
Doch nun kommen Bagger und Motorsägen und zerstören aus Profitgier unser Idyll. Ein Parkplatz für zirka 80 Personenkraftwagen mit Kassahaus und Kiosk wird errichtet wo einst Fuchs und Hase ihr Auslangen fanden. Dies alles nur, damit genervte Großstädter und Adrenalinjunkies um den stolzen Preis von 18 Euro über Strickleitern, Seile und Netze wie die Affen auf Bäumen in einem Kletterfunpark herumkraxeln können. Ihr alle könnt sehr gerne zum Wandern und Radfahren zu uns kommen, das kostet nichts, wir teilen gerne unsere Natur mit allen anderen Menschen die sie lieben und genießen wollen. Aber wir brauchen keinen Kletterfunpark einer auf Profitgier ausgerichteten Betreiberfirma.
Es schmerzt die betroffenen Anrainer des Tales um so mehr, dass auch die Österreichischen Bundesforste (ÖBF) mit der Betreiberfirma gemeinsame Sache machen und keiner, seien es diverse Gemeinderäte umliegender Orte oder auch Anrainer im Vorfeld informiert wurden.
Im 21. Jahrhundert wird "einfach drübergefahren", wer genügend Kleingeld zahlt und sich legistisch im Vorhinein absichert, kann tun und machen was er will.
Erst vor wenigen Jahren wurde seitens der Europäischen Union ein nicht kleiner Teil des Wienerwaldes zum Biosphärenpark erklärt. Er umfasst weite Teile des Niederösterreichischen Waldgebietes, aber auch einige westlich gelegene Randbezirke von Wien. Kann man sich vorstellen welche Aussagekraft allein im Wort Biospähre steckt, ökologischer Schutz, Natur und Landschaft erhalten und bewirtschaften. Sicherlich aber nicht Grünland an Firmen, deren einziger Zweck darin besteht, fest abzusahnen zu vergeben.
Der westliche Sagberg wo jenes Projekt errichtet wird liegt auf dem Gemeindegebiet der "Besonderen Stadt im Wienerwald" wie Purkersdorf auf seinem Logo genannt wird. Auch steht auf dem Schöffelstein, dem Hausberg der Stadt, das Schöffeldenkmal. Jenes großen Mannes welcher schon im Jahre 1870 gegen ein im damaligen Reichsrat verabschiedeten Gesetzes "betreffend den Verkauf der sogenannten isolierten Teile des Wienerwaldes im Ausmaß von 5000 Joch, des sogenannten Anniger Forstes, der sich so trefflich zur Parzellierung eignete" ankämpfte und letztendlich im Jahre 1872 "einen glänzenden Sieg der Wahrheit und Redlichkeit über Lüge und Betrug" feiern konnte. Unterstützung fand er dabei durch den Schriftsteller Ferdinand Kürnberger.
1872/73 war Josef Schöffel (geb. am 29. Juli 1832 in Brünn, Böhmen, gest. am 7. Februar 1910 in Mödling) Bürgermeister der Stadt Mödling, sein Leitsatz aus damaliger Amtszeit lautete:
"Ich wünsche mir nur, dass, wenn der Wienerwald, was nicht unmöglich ist, wieder einmal von Spekulanten bedroht werden sollte, sich zur rechten Zeit ein Mann finde, der den selben mit Erfolg verteidigt."
Nach nunmehr über Hundert Jahren lässt eine Stadt die sich dieses großen Sohnes unserer Heimat rühmt derartiges auf ihrem Gemeindegebiet zu, es ist nahezu unverständlich.
Verfasst von Robert Uridil, ein Bewohner des Irenentales