Gasthof Zum Schwarz-blauen Eber
Wenn Schwarz-Blau ein Gasthaus hätten, würde der Wirt des Schwarz-Blauen
Ebers (Wolfgang S.) seinen Gästen täglich erklären, dass sie sein Lokal
wiederbesuchen sollen, weil er den Bierpreis in den nächsten 4 Jahren
konstant halten wird und die Belastungen im Gasthaus verträglich
halten möchte: Originalzitat Wolfgang S.: "Bierpreiserhöhungen wären
Gift für mein Gasthaus - Wirtschaft wie unsere liebsten Nachbarn im
gemeinsamen Europa zu sagen pflegen."
Tatsächlich bleibt der Bierpreis in den nächsten 4 Jahren konstant bei
2 Euro. Leider vergaß Wolfgang S. zu erwähnen:
Der Mann an der Zapfanlage (Martin B.) führte unterdessen weitere
Reformen in der Bewirtung der Gäste des Schwarz-Blauen Ebers durch:
- Um die "ökologischen Belastungen durch das Herunterkühlen des
Gerstensafts auf eine den Gewohnheiten der Gäste entsprechende
Temperatur" verursachergerecht umzulegen, wurde eine Kaltbierabgabe von
20 Cent je Glas eingeführt. Martin B.: "Selbstverständlich hat dies bei
umweltgerechtem Verhalten keine Auswirkungen auf den Bierpreis - wir
bieten künftig auch Bier in Zimmertemperatur an."
- Um den "zunehmenden Wasserverbrauch durch das ständige Spülen der
Gläser" zu begrenzen, wurde ein "Pril-Cent" von weiteren 10 Cent je
Glas angeboten. Martin B..: "Selbstverständlich bleiben wir auch hier
sozial ausgewogen und bieten einen absolut spülfreien Gläserpool an".
Der Kellner (Herbert H.) nahm sich unterdessen der Biernebenkosten an:
- es wurden eine Bierdeckelpauschale von 20 Cent eingeführt. Herbert H.:
"Durch diese einfache Maßnahme konnten aufwendige Reformen in der
langfristigen Getränkeversorgung erfolgreich verschoben werden."
- es wurde eine Trinkgeldpauschale von 50 Cent je Glas eingeführt. Herbert
H.: "Das bisherige System der individuellen Trinkgeldvergabe war sozial
unausgewogen - gerade die größten Bierverbraucher neigten dazu, ein im
Vergleich zur Biermenge nur unterproportional ansteigendes Trinkgeld zu
geben".
Der Kassierer (Karl-Heinz G.) sorgte unterdessen für eine Konsolidierung der
Kassenlage:
- Die Herausgabe des Wechselgeldes wurde pauschal um 20 % gekürzt.
- Die Spekulationsgewinne der örtlichen Tarock-Runde, die traditionsgemäß
im Schwarz-Blauen Eber zockte müssten jetzt zu 50% mit ihm geteilt werden
(zu Karl-Heinz G.'s Leidwesen zockt die Runde jetzt allerdings in einem
nahen
Steuerparadies - dem Dorfwirt)
- Ausnahmetatbestände (das Anschreiben der Rechnung) wurden ersatzlos
gestrichen.
- Als weiterer Ausnahmetatbestand wurde die bislang reduzierte
Toilettenbenutzungsgebühr für männliche Pissoirpinkler
("Stehpinklerrabatt") dem allgemeinen Satz für sitzende Verrichtungen
angepasst.
Am Ende der vierjährigen Pachtperiode verkündete die Mannschaft des
Schwarz-Blauen Ebers stolz:
Wir haben unser gesetztes Ziel erreicht: Der Bierpreis blieb konstant!
"Leider konnten wir uns dem allgemeine wirtschaftlichen Umfeld nicht
entziehen. Völlig unvorhergesehen trafen uns Gästeverschiebungen in
umliegende "Billig-Gasthäuser" ohne sozial/ökologisch ausgewogene
Gästekonzepte. Dadurch konnte die Zielvorgabe der Gaststätteninnung
(Wirte sollten nicht mehr als 3% ihres Biers selbst trinken) nicht ganz
erreicht werden. Wir sind aber bemüht, diese Ungleichgewichte dadurch
auszugleichen, dass wir unser erfolgreiches Konzept auch auf alle
anderen europäischen Gasthäuser übertragen."
Unterdessen bereitet Wolfgang S. die umfangreiche Werbekampagne für die
nächste Pachtperiode vor. Slogan: "Unser Schnitzelpreis bleibt fix".
Die Werbekampagne führt bereits zu ersten Erfolgen: Die Zahl der
Tischreservierungen steigt wieder deutlich an...
Onkel Michi