Und so wurde in aller Heimlichkeit die Schließung der Purkersdorfer Pfarrkirche beschlossen und auch schon mit den Spitzen der Gemeinde eine Verwertung des freiwerdenden Grundstücks festgelegt:
Das Purkersdorfer Zentrum soll in Zukunft durch ein Hochhaus dominiert werden. Was auf den ersten Blick vielleicht absurd klingen mag, bringt doch bei näherer Betrachtung einige faszinierende stadtplanerische Aspekte:
Als erster natürlich Monsignore Guber:
"Natürlich schmerzt es mich, dass unsere gerade erst renovierte
Kirche abgerissen werden muß. Aber ich verstehe, dass aus Gründen
der Geheimhaltung es nicht möglich war, die langfristig geplante
Renovierung zu stoppen. Das wäre aufgefallen. Mir wurde jedenfalls
ein Andachtsraum im obersten Stockwerk zugesichert, mit direktem
Blickkontakt zum Wiener Stephansdom. Die Sonntagsmessen werden nun
in der Pfarrkirche Gablitz abgehalten, wodurch sich die Möglichkeit
ergibt, von 7 - 11 h jede Stunde eine Hl. Messe abzuhalten. Ich
betrachte das als wesentliche Verbesserung unseres Services."
Verkehrsstadtrat Baum:
"Wir werden Sonntag Vormittag natürlich sofort ein KIST
(Kirchensammeltaxi) installieren. Da es in diesem Zeitraum bisher
keine Sammeltaxis gegeben hat, können wir die vorhanden Fahrzeuge
verwenden, die dadurch besser ausgelastet werden. Ich erwarte mir
dadurch eine Verbilligung auch von AST und TAST."
Baustadtrat Liehr:
"Gott sei Dank brauchen wir keine Umwidmung vornehmen. Das
Kirchengrundstück ist natürlich schon jetzt für turmartige Verbauung
gewidmet. Ich bin mir nur noch nicht im Klaren, ob ich eine
froschgrüne Fassade im Stil des Gymnasiums befürworten soll."
Szenewirt Niki Neunteufel:
"Die Bezeichnung 'gegenüber vom Dom' kann ich natürlich nicht mehr
verwenden, aber schon allein durch die unterschiedlichen Öffnungszeiten
hat sich das Kirchenpublikum nicht sehr stark auf meine
Besucherfrequenz ausgewirkt. Ich erwarte mir eine Belebung."
So sind praktisch alle zufrieden. Und das Opfern kirchlicher Bauwerke hat ja in Purkersdorf lange Tradition, wenn man an die Deutschwaldkapelle denkt, die im Jahre 1959 dem Bau der B44 weichen mußte.