Fassungslos müssen wir die traurige Nachricht weitergeben, dass Manfred am 13. August 2012 gestorben ist.
Manfred Bauer wurde am 28. März 1957 in Wien geboren. Sein Lebensweg war vielfältig und bunt und immer vom gekonnten Umgang mit Worten geprägt. Bereits mit zwölf Jahren verfasste er Gedichte. Mit 17 Jahren begann er als Redakteur bei der Kulturzeitschrift „Trittbrett“, später schärfte er seine journalistischen Fähigkeiten bei der Wiener Tageszeitung „Kurier“, bei der „Wiener Zeitung“, den „Niederösterreichischen Nachrichten“ und bis zuletzt in der Redaktion der „Volksstimme“.
Manfred studierte an der Universität Wien sowie am Institut für Soziale Geschichte in Amsterdam Kommunikationswissenschaft, Philosophie, Pädagogik und Volkswirtschaft. 1983 promovierte er zum Dr. phil. Neben seiner journalistischen Tätigkeit war Manfred auch Mitarbeiter der Österreichischen Länderbank und von 1983 bis 1987 stellvertretender Pressechef dieses Geldinstituts. In Wien gründete er die Kommunikationsagentur „Trimedia“, die er bis 1993 leitete. In seiner Heimatstadt Purkersdorf war er von 1989 bis 1990 Gemeinderat und von 1990 bis 1995 Stadtrat für Finanzen und Betriebe. Von 1991 bis 1993 war er parlamentarischer Sekretär von Karl Schlögl, in den Jahren 2005 bis 2010 war er wieder als Gemeinderat in Purkersdorf tätig. 1992 wurde er Mitglied des Samariterbund Purkersdorf, 1993 übernahm er dort die Funktion des Kontrollobmanns und des Pressesprechers. Er war eines der Vorstandsmitglieder der Internetplattform purkersdorf-online.
Neben diesen umfangreichen politischen Aufgaben war Manfreds Herzstück aber das Schreiben. Als Schriftsteller verfasste er Romane, Theaterstücke und Sachbücher die von seiner politisch linken Überzeugung geprägt sind. Von der Darstellung des Niedergangs eines renommierten österreichischen Betriebes: „Ohne jede Chance – der Fall Semperit“; über die Beschäftigung mit der Entwicklung der Sozialdemokratie: „Friedrich Adler – Rebell der Einheit“, „110 Jahre Sozialistische Jugend“, „Otto Bauer und der Austromarxismus. Integraler Sozialismus und die heutige Linke“ bis hin zu Kurzerzählung oder szenischen Installationen bleibt sein Werk allgemein verständliche, kritische Auseinandersetzung mit dem Zeitgeschehen. 1)
In den letzten Jahren widmete sich Manfred dem Schreiben von Kriminalromanen im politischen Kontext. Die drei Landauer-Krimis erschienen im AutorInnenverlag „edition reizwort“, den er mitgegründet hat. Im Jahr 2007 erhielt Manfred Bauer für diese Arbeit den Förderpreis für Literatur und Kultur des Niederösterreichischen Kulturfonds.
Unser Freund und Mitstreiter Manfred Bauer wurde mitten aus dem Leben gerissen. Er hatte bis zuletzt unzählige neue Ideen für Projekte und Aktivitäten. So liegt etwa ein praktisch fertiger Roman in seinem Computer. Er hatte übernommen, die neue Vorlesung an der Uni Salzburg am Institut für Kommunikationswissenschaften über „parteiförmiges Schreiben“ zu halten genauso wie einen Schreibworkshop in der Zukunftsschmiede. Im Rahmen seiner Tätigkeit in der Stadtbibliothek in Purkersdorf hat er regelmäßig geführte literarische Reisen gestaltet, das Bücherkino im Kaffee „TinaSalettl“ eingeführt, kulturpolitische und antifaschistische Aktivitäten gesetzt – wie z.B. die Veranstaltung „Schwarze Milch“ im Gedenkjahr 2008. 2)
Egal in welchem Zusammenhang er aktiv war, hat er einen scharfen Blick auf die sozialen, demokratiepolitischen und antifaschistischen Missstände unserer Zeit behalten. Seine Kritik an den Zuständen und sein Engagement das zu ändern, hat er oft genug gegen das Desinteresse seiner engeren, zum Beispiel kommunalpolitischen Umgebung, behaupten müssen. Er ist diesen Weg, des dezidiert linken politischen Agierens, trotzdem gegangen. Und blieb damit als aktiver Marxist bis zum Schluss ein Grenzgänger zwischen der Sozialdemokratie, der er als Mitglied angehörte und der KPÖ in der er immer wieder aktiv mitarbeitete, wie etwa als ständiger Redakteur der Volksstimme.
Wir verlieren mit Manfred einen ständig umtriebigen Aktiven für eine solidarischere Welt, einen Menschen, dessen soziale Überzeugung in seiner täglichen Arbeit zum Ausdruck kam. Wir verlieren einen Kollegen, dessen menschliche Wärme, politische Weitsichtigkeit und journalistische Fähigkeiten bei uns eine große Lücke hinterlässt.
Wir verlieren aber vor allem einen herzlichen Freund, der uns mit seinem Humor auch viel unbeschwerte Zeit bereitet hat. Er war so voll Lebensfreude – es bleibt unvorstellbar, dass er nicht um die nächste Ecke, im nächsten Kaffeehaus wieder auftauchen und mit uns lachen, streiten und arbeiten wird!
Christiane Maringer, Liste Baum
1) Werkeliste:
„Heiteres SPECHTakuläres Purkersdorf.“ (Hrsg.: Manfred Bauer u. a., Schönbrunn-Verlag, Wien 1984)
„Kommunikation im Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis“ (Multi Art, Wien 1986); „Struktur lokaler Kommunikation“ (Multi Art, Wien 1990);
„Gamma Lex – eine Schattenreise“ (Roman, Bibliothek der Provinz, Wien 1997);
„Ohne jede Chance – der Fall Semperit“ (ÖGB-Verlag, Wien 2003);
„Friedrich Adler – Rebell der Einheit“ (Trotzdem-Verlag, Wien 2004);
„110 Jahre Sozialistische Jugend“ (Trotzdem-Verlag, Wien 2004);
„Otto Bauer und der Austromarxismus. Integraler Sozialismus und die heutige Linke“ (Dietz-Verlag, 2008);
„Saeculum saeculorum“, eine Kurzerzählung im „Bilanzbuch des 20. Jahrhunderts“ (Globus-Verlag, 2008); „Auf-Rechte Bürger“, eine Kurzerzählung in der Anthologie „Wir retten ein System“ (Globus-Verlag, 2008);
„Gnant – ein Dramolett gegen Neoliberalismus“ (edition reizwort, 2008)
„Lina Loos – Lügenlos leben“, eine szenische Installation (edition reizwort, 2010)
„Tod im Champagnerbad“, „Gute Reise, Miss Wellness“ und „Landauer und die Clowns“ (edition reizwort, 2006 – 2010, www.reizwort.at).