Eine Winterreise, über Silvester.
Fein wärs, wenns etwas wärmer als bei uns wär...
und man auch etwas ansehen könnt...
An die Algarve!
Dieses Gebiet ist mir von Sommer-Erzählungen bekannt; heiß, Strand, Meer...
Doch sie ist nicht nur Küste. Sie ist die südlichste Provinz Portugals.
Der gesamte Landstrich von der Meeresgrenze bis hinauf zur Serra de Monchique mit der höchsten Erhebung Pico da Foia von 902 m.
Eine sehr gute Entscheidung, wie sich herausstellen sollte!
Bis 18°C täglich, mit Wind natürlich, Grün kommt schon durch.
Die Knospen warten schon an den Mandel- und Feigenbäumen auf ihren Auftrag im Jänner und Feber!
Unser österreichisches Wintergefühl ist hier vorbei.
Wir beziehen ein Appartment in einem 6-stöckigen Wohnblock am Rande von Faro, der Hauptstadt der gesamten Region. Trotz Temperaturen von 14°C, lässt sich nur der Wohnraum beheizen ...
An der Ecke ein kleines Café, bei dem die Türen immer offen stehen.
Die eifrig plaudernden Damen und Herren hocken dicht an dicht an den runden Tischen, in Wintermäntel gehüllt. Trotzdem wirkt es gemütlich.
Ein Freund unserer Vermieterin verschafft uns ein Mietauto und einen ersten Eindruck von der Stadt. Die Sonne scheint und lädt ein, am Ufer auf den Bänken zu verweilen.
Die Urlaubstage gestalten sich leicht. Die Portugiesen sind freundlich, hilfsbereit, die Straßen gut beschildert; eine Autobahn zieht sich von der spanischen Grenze nach Westen.
Am ersten Nachmittag schon beziehen wir einen Sandplatz am Faro Beach, einer Faro vorgelagerten Landzunge.
Die hauptsächlich hier anzutreffenden Urlauber, Briten, flanieren schon in Shorts und Sommerkleidchen an uns vorbei.
Am Abend genießen wir eine Cataplana, einen portugiesischen Meeresfrüchtetopf.
Dann saugen wir die laue dunkle Abendluft ein.
Weiter zieht es uns gen Westen – daher auch der Ursprung des Wortes Algarve: „Al Gharb“ - arabisch für „der Westen“. Wir erkunden die Felsküste bei Praia Falésia, deren Sandsteinabbrüche von Ocker bis Rot erscheinen sowie eine durchlöcherte Formation in Algar Seco.
Den westlichsten Punkt, Cabo Sao Vicente, erblicken wir erstmals vom Castelo Ponta de Sagres. Eine unglaubliche Küstenlinie, hingemalt in Erdtönen im flirrenden Vormittagslicht.
An deren äußerster Kante hinter der Absperrung die Fischer, welche waghalsig ihre Angeln in die Tief gleiten lassen.
Am Rückweg finden wir uns in einem Einkaufspalast wieder mit Winterdeko im Patio und – offen stehenden Geschäftstüren bei + 10 °C … Wir genießen eine landestypische Kohlsuppe.
In Silves, im Hinterland, in welchem nur wenige Touristen die mittelalterliche Brücke überqueren, klettern wir die steilen Gässchen zu Kathedrale und Burg empor. Auf den Dächern sitzen die unterschiedlichsten Windtürmchen, welche im Sommer angenehme Kühlung versprechen.
Weiter fahren wir durch Korkeichenwälder und finden Erdbeerbäume an verträumten Weihern.
An der Tankstelle „Bomba“ das einzige Restaurant auf unserer Strecke, genießen wir Feijoado, den traditionellen Bohneneintopf.
Wir kommen bis an die spanische Grenze, nach Castro Marim, wo Salz verarbeitet wird.
In einem kleinen Gässchen verzaubert uns eine raumfüllende Krippenanlage aus Meeressalz!
Im verschwindenden Abendlicht um 18 h in Olhao an der Küste können wir noch den Weg zur Moinho de Maré beschreiten, welcher uns zu einer der seltenenen noch erhaltenen Gezeitenmühlen führt.
Einer der Höhepunkte unseres Aufenthalts ist die Silvesterfeier.
In jeder kleinen Stadt wird am Hauptplatz beim Karussell ein Fest gefeiert, alles ist auf den Beinen.
Auf Empfehlung fahren wir jedoch um 22 h die 41 km nach Albufeira, um am riesigen Silvester-Spektakel am Felsenstrand teilzunehmen.
Das Auto um diese Uhrzeit noch glücklich beim Supermarkt verstaut, wälzen wir uns in einem der Menschenströme zum Strand.
Für die VIPs, welche einen Silvesteraufenthalt gebucht haben, gibt es Musikevents direkt am Sand vor den Wellen. Wir sehen dem Treiben von der darüber gelegenen Felskante zu. Die Stimmung ist ausgelassen, auch viele Russen sind mit Wodka vor Ort.
Um Mitternacht dann ein fulminantes Feuerwerk über dem Meer mit leichter Brise. Der Sekt wird entkorkt und einander zugeprostet.
Danach geht es in die unzähligen Minibars, denn der Abend hat doch gerade erst begonnen...
Susanne Wallner
Jänner 2017