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Natur pur – Costa Rica


Du warst gleich dabei, als ich Costa Rica als Reisedestination vorgeschlagen hatte; eigentlich so nebenbei, meine Freundin von dort lebt nicht mehr und so ist der direkte Draht zu dem Land verloren gegangen, aber nicht zu den Bildern, die sie mir geschildert hatte. Und weiters: ein sicheres Land, in dem man selbst gut voran kommt ohne Reisegruppe.

 

Weißt du noch, als ich den Vorschlag machte nach Ostional an der Pazifikküste zu fahren, um die ganz seltene Meeresschildkrötenpopulation zu sehen? Da warst du sehr interessiert daran.
Vorher beäugelten wir noch die 2 Costa-Rica-Badeorte, die man nicht missen sollte, Playa Hermosa hieß einer von ihnen; doch sie luden uns nicht zum Bleiben ein und so gings gleich weiter, es war ja erst mittags. Bald kam die Schotterstraße, die Schlaglöcher häuften sich, das Tempo reduzierte sich auf max. 40 km/h, die Kurven häuften sich und wir schienen nie an zu kommen. Du sahst gen Himmel, die Wolken verdichteten sich und der Regen kam.
Die Straßen wurden nässer, die Wassermassen auf der Fahrbahn viele und dann standen wir, in ein graues Tageslicht gehüllt, vor dem Nichts, genauer: vor einem reissenden Bach, der unsere gerade noch Straße kreuzte. Kein Schild, das uns den Weg zum Refugio Nacional de la Vida Silvestre wies, niemand, den man fragen konnte. Du warst leicht nervös. So weit gefahren, es war schon 17 h und kein Ende in Sicht? Wir kehrten um und fragten 2 LKW-Fahrer in der Nähe. Ja, der Weg ist richtig, immer weiter geradeaus. Weiter? Mitten durchs Wasser? Wie tief könnts denn sein? Ein heran nahender Mopedfahrer half uns aus der Überzeugungs-Bredouille – er fuhr durch den Strom und wir hinten nach. Na super! 1. Feuerprobe bestanden. Dein O-Ton: „Wenn ich das zu Hause erzähl“…
Unser Geländewagen kleinster Klasse hatte es geschafft. Nun noch weiter zu einem Schild, aber bald war das Dörfchen Ostional da, keine Straße aus Schotter mehr, nur mehr roter Erdschlamm, der das Gehen in Flip Flops zum Drahtseilakt machte…
dauernd blieb man picken…

Costa RicaWo waren nun die Schildkröten? Ein Straßenschild, dass diese queren könnten, empfing uns.
Der Regen ließ nach, es wurde heller und wir fanden Felipe, einen der Nationalparkwächter: um 19 h startet die Tour mit Guide zu den Schildkröten; ja, es könnten welche an Land gehen, obwohl – die Arrivada ist seit 2 Wochen vorbei – da konnte man sich am Strand gar nicht bewegen, sonst hätte man einige Kröten zertrampelt – aber jede Nacht sieht man hier welche…fragt doch Jorge, er kommt um 19 h, dort, in das Häuschen am Straßenrand, ihr könnt es nicht verfehlen… Und dann die jungen Amerikaner am Strand, die meinten, ihre Tour gehe in der Nacht und gestern sei eine Tortuga gesehen worden…
17.30 h – das Tageslicht nur mehr 30 min lang… Du warst schon sehr ungehalten, der Ausdruck in deinem Gesicht trieb mich zu Sofort-Entscheidungen: wir fragen dort bei „Cabinas“ nach… ja, eine Cabina sei frei, das Auto kann im Hof geparkt werden, es war muffig drin, spärliches Lämpchen von der Decke baumelnd, aber 4 Betten und eine nicht zu kalte Dusche… Um 19 h war kein Jorge im Häuschen…
Ich ließ nicht locker, ging ins Haus gegenüber, ja, er kommt um 20 h, kommt doch noch mal vorbei…;also mal Abend essen, um 20.30 h war Jorge dann da – „oh, die Tour beginnt um Mitternacht“. Dein Kommentar: „Na herrlich“. Schnelle Entscheidung wieder: wir gehen schlafen mit Wecker und dann los!
Um 24 h waren auch unsere spanischen Nachbarn unterwegs, also, wir waren richtig, mitten in der Dunkelheit, doch 1 Stunde lang kein Jorge! Dann, wir wollten schon am Strand zurück gehen, die Amerikaner mit Guide! Also doch!
Wir gingen weit, viele Schildkröteneier waren zu entdecken, eingedrückt durch die Hunde, die sie ausgesaugt hatten, und dann noch weiter über ein Süßwasserflüsschen: eine Fast-Rad-Spur! Eine Schildkröte riesigen Ausmaßes, leider tot. Sie hatte es nicht geschafft, ihre Eiablage lebend zu beenden.
Wir gingen weiter, weißt du noch? Als wir zurückkehrten, fehlte bereits der Kopf der Kröte, wir leuchteten mit der Taschenlampe hin und sahen 2 Golfball große weiße Eier im Inneren. Die Hunde waren schon wieder am Werk gewesen…
Man hatte viele sterilisiert, aber sie kamen wieder in großer Zahl, eine Laune der Natur.

Ich war überwältigt von diesen Bildern, den Informationen, du ließest es über dich ergehen…
Am nächsten Tag dann das Frühstück, das mehr als die Zimmermiete kostete…

Das macht ja Costa Rica aus:
die vielen tollen Tiere!
Am Strand damals, einfach ein heran trabendes Pferd, ohne Reiter. Trank Meereswasser, schnüffelte an uns…
Als wir zu Abend aßen in Cahuita an der Atlantikküste, kamen sie dann angetrabt, die 2 Pferde vom Strand, hintereinander, bogen in unsere Gasse ein und gingen nach Haus … ohne Eile, ohne Begleiter, einfach geduldet …

Costa RicaDer Kater Mitzi in der österreichischen Tropenstation La Gamba: der ernährte sich von Geckos statt von Mäusen, musste sich vor giftigen Schlangen und Spinnen am Gelände hüten so wie wir.
Standen wir mal in der Wiese mit Dschungelführer, betrachteten vor uns einen Daumen großen roten giftigen Frosch, platzierte sich 1 m hinter dir schon ein weiterer giftiger, diesmal brauner, vom Laub nicht zu unterscheidender Frosch.
Und Abends um 20 h die Night-Dschungeltour im Esquinas-NP! Mit Ernesto und toller Taschenlampe.
2 h durch die stockfinstere Nacht. In der Nähe der Lodge nervtötendes Froschgequake, das man für Töne von Computerspielen halten konnte – I ong-I ong-I ong, dann ein Leuchten mit der Lampe nach vorne, der Schein fixierte sich an 2 kleinen Kreisen, wir gingen lange darauf zu und entdeckten einen weiteren Frosch-Lärmmacher. Ruhig blieb er, gebannt vom Licht, vor uns sitzen.
Weiter, einer senkrechten Lehmwand entlang –kletterte plötzlich Thekla malerisch aus ihrem Wandloch! Wunderbar an zu sehen, rabenschwarz, nur in der Nacht zu beobachten.
Tiefer im Wald wurde das Licht abgeschaltet – wenn Ernesto umgefallen wäre, wir wären nicht mehr zurück gekommen, zumindest nicht vor Tagesanbruch, hätten wir ihn erlebt. – Doch in diesem Moment betrachteten wir fluoreszierende Pilze am Boden.

Tagsüber im Nationalpark Manzanillo, im äußersten SW-Zipfel von Costa Rica, wurde uns von einer gelben, natürlich giftigen, Schlange an einer Wegkreuzung berichtet. Unser Guide führte uns dorthin, ließ uns im Umkreis von 5 m gucken und wir sahen nichts. Dann, auf Hinweis, erspähten wir eine kleine knallgelbe Schlange, eingeringelt in Augenhöhe auf einem Baum. Sie blieb dort. Lange. In der gleichen Pose wie 2 Stunden zuvor. Unscheinbar. Hoch gefährlich. Anlehnen wäre nicht ratsam gewesen.
Am Teich 300 m weiter suchten wir den Kaiman und die kleinen Wasserschildkröten, allerdings unsichtbar.

Und im Braulio Carillo-NP fuhren wir mit der Skytram durch die Wipfel des Regenwaldes und retour auf halber Höhe, um die unterschiedlichen Tiere und Pflanzen zu sehen und zu hören. Du hast doch tatsächlich eine Spinne am Baum und ein Schlange entdeckt! Hinauslehnen aus dem Fahrkorb war nicht empfohlen.

Das war eben so ein Phänomen: die Tiere, die wir bewusst „besuchten“ und „buchten“, sahen wir nicht! (s.o. Meeresschildkröten).
Z. B. den Quetzal auf 2.700 m Höhe, entlang der N-S-Verbindung durch CR. Wir übernachteten in neuen Holzhütten, mit warmem Abendessen, um 6 h nach Teekredenzen dann Quetzal-Erkundungstour. O-Ton des Guides: „Gestern flog einer gleich beim Restaurant vorbei“… . (eh klar).
Aber heute, komisch, wo sie sich wieder verstecken, in luftigster 30m-Höhe, so groß wie ein Kanarienvogel – erkennbar nur am langen Schwanzgefieder. Auch die Lockrufe von Antonio halfen nichts.

Und die Tiere, die wir nicht erwarteten, kamen dann plötzlich daher: Geier, äsend mitten auf der Straße, knallrote Aras über unseren Köpfen, grellgrüne Kanaris, bunte Meereskrabben, eine Kolonie Nasenbären, im NP Manuel Antonio Kapuzineraffen zu Hauf, Leguane, die über die Badetücher krochen und einige Faultiere, malerisch drapiert in den Astkreuzungen. Und überall die tollen Blattschneiderameisen: jede trägt ein Stück leuchtend grünes Blattwerk auf den Ameisenstraßen neben unseren Dschungelwegen in den Bau.

Das Beeindruckendste für mich jedoch: die Krokodile!

Das war ja auch wieder so eine Last-Minute-Aktion, würdest du sagen. Wir fuhren von Punta Arenas gen Süden, es war wieder mal 17 h; dann die lange Brücke über den Rio Tarcoles, von der im Reiseführer stand, man solle einen Blick hinunter zum Fluss werfen.
Trotz Nieselregens blieben wir stehen, wanderten auf die Brücke und sahen genau eine Rinderherde neben dem Wasser grasen. Wieder reingelegt, dachten wir doch! Standen so herum, schauten wieder hinunter – und ich erstarrte fast: die Natur hatte mich perfekt getäuscht! Da lagen sie, sich am Ufer räkelnd, 6 Riesenkrokodile! Neben der Rinderherde, nicht eingezäunt… toll, das Schauspiel, das sich einmal wie beschrieben für uns ebenfalls ereignet hatte, andererseits hoch gefährlich, weiß man nichts davon und geht in die Nähe des Flusses!
Die 6 Katzenarten, die in CR heimisch sind, sahen wir im Las Pumas Cat Zoo bei Las Canas.
Pumas, Ozelote, Jaguare, Wieselkatzen, Berglöwen schnurren uns entgegen. Und oben auf den Käfigen eine Kolonie Brüllaffen, die ihrem Namen alle Ehre machen.

Wir durften auch interessante Menschen kennen lernen: auf dem Weg zum Esquinas NP gabs eine kleine Abzweigung nach Boruca. In ein Indiodorf. Also hinan mit uns! Wieder 17 h, 20 min Fahrt berechnete ich. Die Straße war noch so ausgewaschen vom Regen, dass wir schon bei der 1. kleinen Steigung hingen! Erinnere dich, da wollte ich schon umkehren um uns nicht unnötig in Gefahr zu bringen. Ein Abrutschen in den kleinen Straßengraben und wir wären nicht mehr weg gekommen. Aber ich war froh, dass wir es schafften und wurden doch mit einer Fahrt auf luftigen Höhenstraßen, immer dem Bergkamm entlang, 30 m dauernd, belohnt! In 1.800 m Höhe erreichten wir dann Boruca, von dem wir als erstes die Betrunkenen an der Wendeltreppe der Bar lehnen sahen – ein Bild wie aus einem schlechten Wildwest-Film. Eigentlich wollte ich doch gar nicht übernachten, womöglich im Haus der lärmüberfluteten Bar… aber dann erhielten wir eine nette ruhige Cabina im Nebengebäude mit sicherem Parkplatz für unser Auto!
Wir waren mitten unter Indios mit eigener Sprache, Kultur, Kunsthandwerk. Die bunte Maske von dort ist in deinem Vorzimmer zu bewundern! Maria sperrte uns sogar noch das Museum auf, wir plauderten in ihrem Bauernhof, lernten 3 Franzosen kennen, die bei ihr campierten und vereinbarten einen Frühstückstermin um 8.30 h bei ihr: Gallo Pinto - rote Bohnen, Reis, Fladenbrot, Maissaft.
Besser konnts doch gar nicht gehen! Und auch du warst entspannt!

Anders fühltest du dich allerdings, als ich auf der EsquinasRainforestLodge entdeckte, dass eine freundschaftliche Verbindung zu Plinio, einem Indio, in Ngoube (Panama) bestünde, und man dort in einem Tagesausflug hinfahren könnte …
1 Tag bereitete ich dich auf mein Ansinnen vor, überlegte die beste Reisemöglichkeit und du brauchtest nur mehr zur Grenze fahren! Nachdem wir voller Freude unabsichtlich die panamesische Grenze mit unserem Auto überschritten hatten und zurückgepfiffen wurden, ließen wir unser Mietauto am bewachten Parkplatz am Grenzort Paso Canoas stehen, stiegen nach 2 Kontrollen in ein panamesisches Taxi um nach David, der nächst größeren Stadt, zu fahren. und dann der Taxler, der uns bis zum Dorf Ngoube bringen könnte – ohne Umsteigen, wie er über Handykontakt erfuhr.
Es war schon richtig, Zeit hatten wir nicht viel, es war 10.30h, in Panama war die Uhr 1 Stunde vorgestellt – es wurde früher dunkel…. Und du dachtest dir, was müssen wir dort denn machen? Ein Indiodorf ist das nicht genug??? Jedenfalls landeten wir dann auf der Schlammpiste in der Richtung des Dorfs , wo wir doch umsteigen mussten und zwar auf einen Pickup. Ich wusste, was uns erwartete – mühsamste Straßen bergan. Wir konnten bei der Cousine des Taxlers warten, nach 5 min (!!!) war das Gefährt da, die SchülerInnen kletterten aufs Planendach um uns Platz zu machen und zu dritt, gemeinsam mit dem Taxler, gings bergauf. Man sah kaum hinaus, es begann, in Strömen zu regnen, sobald wir los gefahren waren, dein Magen und deine Stimmung waren flau.
Oben angekommen, sahen wir einige Bretterhütten durch den dahin flutenden Regen, sonst nichts. „Was möchtet ihr sehen?“ die Frage eines Ortsansässigen war für mich fast ein Hohn. Nichts da, du in verkaterter Stimmung, eingehüllt in Regenpellerinen. „Wollt ihr Kunsthandwerk sehen?“ das war ein guter Ansatzpunkt. Also dies angeschaut, dann mein Einwand, ob sie Plino kennen. Na klar, der wohnt weiter oben im Dorf, wir hätten mit dem Auto fahren sollen, oh, so weit ist das … na ja, mal sehen. Vorher stoppten wir bei der Mutter des Einwohners. Sie zeigte uns einheimische Häkelkunst im fahlen Licht des Dauerregens, Kinder umringen sie, ich kaufe eine Minitasche um US 3,-- (!) und wir stapfen hinan. Vorbei an weiteren häkelnden Mädchen ohne Licht- „Fürchtet euch nicht!“ ruft ihnen der Guide zu, „es passiert Euch nichts!“, über eine Hängebrücke, ich rutsche samt Pellerine in den Schlamm. Dann sind wir bei Plinio. Seine 8 Geschwister begrüßen uns und dann er, in einwandfreiem Deutsch (Goetheinstitut). Er pflanze Orchideen und diverse einheimische Pflanzen um sie vorm Aussterben zu bewahren, er hat das gar nicht gelernt. Kennt ihr niemanden, der kommt und meine Pflanzen bestimmt? Er hat schon eine Hütte eingerichtet mit nagelneuen Matratzen, 3 Stück, für etwaige Studenten und Forscher. Unglaublich, am Rande des Urwalds, am Rande der Zivilisation solch ein Projekt an zu treffen. Gib mir deine email-adresse, ich schick dir unseren Projektplan! Dann zurück zum Sammeltaxi, die Greißlerin schenkt mir eine Halskette, retour, diesmal am Vordersitz, die Straße kann eingesehen werden, ein Abenteuer. Es ist dunkel, als wir ins Grenztaxi umsteigen. Aber wir können auf der Forschungsstation La Gamba die Nacht verbringen und von Regengüssen und fahlem Licht träumen …

Costa RicaAuf weiteren Bergstrecken haben wir eine Auswahl der zahlreichen Vulkane des Landes besucht.
Zuerst Volcan Poas, im Osten von San Jose, so zu sagen der Hausberg. Von unserem Quartier ging die Straße direkt nach oben. „Es ist möglich, den Krater zu sehen, die Wolken reißen immer wieder auf – doch bis auf 2 Sekunden, in denen sich 300 m tiefe und 1.300 m im Durchmesser weite Krater erahnen ließ, blieb es ein Mysterium. Dann Volcan El Arenal. Von der Ferne ist er perfekt zu sehen, Kegelform, wie auf dem Straßenschild. Je höher man kommt, desto teurer die Unterkünfte. Von U$ 5,-- bis 100,-- ist alles zu haben. Wir genießen die Aussicht bei U$ 55,-- mit Frühstück auf der Terrasse – wie immer: im Nebel! Auch keine frische, leuchtende Lava in der Nacht… Aber dann: zum Ende der Reise Volcan Irazu, 3.432 m hoch, durch Wolken zum Gipfel, der wirklich frei war! Ein herrlicher Blick in die wilde Natur, 2 Krater nebeneinander, Schluchten hinunter, dazwischen Forscher.

 

Im Internet unter „Regenwald der Österreicher“ habe ich wieder 2 Zertifikate über je 100 m2 Regenwald als Geschenke zu Weihnachten bestellt. Mit eigenen Augen habe ich mich davon überzeugt, dass es Sinn macht, den Regenwald und seine von ihm abhängenden Arten zu bewahren.

Susanne Wallner


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