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Sprachkurs für Arabisch


Immer schon wollte ich in Anknüpfung an meine zahlreichen Sprachaufenthalte in aller Welt auch meine Arabischkenntnisse bei einer Gastfamilie in einem arabisch sprechenden Land vervollkommnen. Lange Überlegungen gingen voraus; soll ich mich als Frau allein trauen, z. B. nach Tunesien, zu fahren?
Dann kam Ostern 2008. Wo könnten wir in wärmere Gefilde hinfahren?
Eine Nacht hatten wir zuvor im Sommer Stopover in Dubai, welches uns sehr beeindruckt hatte. Und so kam die Idee, diesen Urlaub nützlich für mich, zu verbringen!
J. fand eine Sprachschule, ich buchte Einzelunterricht für eine Woche; der Aufenthalt gleich beim Lehrer war möglich.
Als ob er schon etwas vorausahnte, hörte ich J. mehrmals sagen: „Das wird ein Urlaub mit vielen Unbekannten!“… woraufhin ich ihn beruhigte, wir hätten doch alles fixiert: Flug, Adresse, Kurs. Was könnte uns da schon passieren? - -

Obwohl unser Heim nur 10 min von Dubai Airport entfernt lag, buchten wir einen Transfer in unser Familiendomizil.
In Dubai erwartete uns eine schwarze Dame, die sich nicht gleich namentlich vorstellte, aber mit eigenem PKW vorfuhr. Sie war Suhem, meine Lehrerin und Quartiergeberin. Die US$ 50,-- pro Person für die 8-minütige Strecke streifte sie also schon ein …
Wir zogen in ihr Schlafzimmer; sie wohnte im Gästezimmer bzw. Raum ihrer äthiopischen Haushälterin Selma. Das Haus lag ebenerdig im Stadtteil Mirdif, direkt in der Abflugschneise des Airports. Wie alle arabischen Häuser war es von einer Betonmauer als Sichtschutz zu den Nachbarn umgeben. Der Parkplatz befand sich vor dem Eingangstor, dahinter öffnete sich der Patio, ungenützt, zum Haus. Küche, Bad, eine Eingangshalle = Wohnzimmer mit Fernseher sowie ein kleiner Hinterhof erwarteten uns. Solch eine Villa kostet US$ 2.000,-- monatliche Miete.
Die Luft war lau, es war Ende April; es roch nach Wüstensand und gleich gegenüber, am unbebauten Grundstück, wehte er uns vom Boden entgegen.
So wohnten wir also: eine Muslimin, eine Koptin und 2 Christen. Meine Frage nach diesem evidenten trauten Zusammenleben wurde mit einiger Unwirschheit beantwortet, „das sieht man doch, dass das funktioniert“…

Am Morgen und vorm Zubettgehen, betete Suhem, in die östliche Ecke ihres Zimmers gewandt, einen durchsichtigen Schleier ins Gesicht gezogen, ca. 10 min lang.
Es störte nicht, dass wir ein unverheiratetes Paar waren. Solche Fragen standen nicht zur Debatte.
Aber was aufs Tapet kam, waren ökonomische Vermehrungen seitens Suhem in allen Bereichen: Ausflugsfahrten nach Sharjah mit dem Kusin eines ihrer Bekannten im eigenen Auto, zeitlich berechnet, US$ 100,-- für 8 Stunden; die Mitnahme in die Innenstadt von Dubai, nach Deira, als Suhem in ihr Büro fuhr (wurde von ihr bewusst nicht berechnet, aber uns vor die Nase gehalten);
3 Jobs von Suhem: als Journalistin bei einem Lokalblatt, als Arabischlehrerin bei einer Sprachschule, als Kauffrau beim Transport von Waren aus ihrer Heimat Sudan – Arbeiten rund um die Uhr also - und ohne Handy war man ein halber Mensch.
Einmal versäumten wir eine Journalisteneinladung ins Burj Al Arab an einem Abend, da wir kurzfristig nicht erreichbar waren… wer kommt schon als Normalsterblicher ins Burj (ohne arabische Geldvermehrung, wohlgemerkt)? – wir hätten uns also doch ein Wertkartenhandy anschaffen sollen…

Strukturen für den Unterricht waren insofern vorhanden, als sie von mir besprochen und in Folge um 30 min nach vor oder hinten verschoben wurden und auf Basis meines eigenen Arabischlehrbuches (!!!) basierten. Es gab keine Unterrichtsmaterialien und keine didaktischen Vorbereitungen seitens Suhems. Ich diktierte quasi den Stundenplan, achtete auf Lese- und Schreibgeschwindigkeit (sie schrieb in Schreibschrift, wo ich doch schon Mühe hatte, Arabisch in kleiner Schrift entziffern zu können) und las in einem Tempo, dass ich die Zeilen nicht verfolgen konnte). Wir einigten uns darauf, die meiste Zeit meine Tageserlebnisse zu formulieren und nieder zu schreiben.

Weiters war es ja unabdingbar, alle Terminvereinbarungen in Arabisch ab zu fassen, da Suhem (in diesem Fall glücklicherweise) des Englischen kaum mächtig war!
Eine richtige Herausforderung für mich!
Als ich einmal nicht zum Punkt kommen konnte bei einer Abmachung und mich mit den Worten auch mit J. im Kreis drehte, wiederholte Suhem einfach drei englische Worte von J. und die Sache war geritzt. Fazit: was musst du denn so umständlich in Arabisch herumreden, es ist doch eh alles klar? – und beide lachten.

Auf jeden Fall entspannte ich mich so sehr, dass ich bei geöffnetem Fenster in Wüstenluft 9 Stunden im Fluglärm durchschlief, ohne Ohropax zu verwenden und alle meine diesbezüglichen Gewohnheiten Lügen strafte!

Dubai Saßen wir beim Frühstückstisch, dachte ich des öfteren, wir könnten genauso in New York, Melbourne oder Wien sitzen – es gab keinen Unterschied im Angebot.
Lediglich ein Weihrauchbrenner am Couchtisch im Wohnzimmer verriet Gepflogenheiten aus 1001 Nacht. Selma kochte für uns, wenn sie da war – das war 3 mal pro Woche. Sonst durften wir selbst Hand anlegen – hatten wir nicht Vollpension gebucht?? ---

Eines Abends, es war der besagte „Burj Al Arab“, kamen wir heim und die Tür war verschlossen. Wir hatten keinen Schlüssel, also was tun? J. murrte. Ein Einfall war nötig! Im Erdgeschoss gelegen, probierte ich einfach, das Fenster zu schieben. Ich sagte J. Bescheid, wir könnten schon rein! – als ich dann vorauskletterte, dachte er an einen schlechten Scherz…
Es war kein Abendessen gerichtet und so ging J. um 21.30 h schlafen.
Ich lernte noch im Wohnzimmer. Um 23 h kamen die Damen nach Hause, ich labte mich am köstlich zubereiteten Fleisch von …; J. verweigerte. Um 23 h! Ich solle doch bitte keine Witze machen!
Dann hatten wir Arabischstunde von 23.30 h bis 1 h früh… - dies war nur ob der Zeitverschiebung von 3 Stunden möglich…
Da ich nur mit vielen Mühen in dieser kurzen Aufenthaltszeit etwas ändern hätte können, machte ich das Beste daraus und trainierte auch J. darauf. Wir haben ein nettes Quartier, sind frei, zu unternehmen, was uns gefällt – ich konnte trotz der gravierenden Unterrichtsmängel profitieren!

Ich nahm also vormittags 1,5 h Unterricht und abends nochmals 1,5 h. J. saß derweil im Hinterhof in der Sonne, die schon um 10 h unerträglich wurde. Dann machten wir uns auf nach Deira, Jumeirah Beach, Sharjah usw. Es gab so viel zu erkunden. Entweder wir fuhren mit dem Bus oder per Taxi, was leistbar war.
80% der Bewohner von Dubai sind Ausländer, vorwiegend Pakistani und Inder. So kamen wir mit Englisch ganz gut voran.
In Deira z. B. holte ich mir Informationen bewusst in Arabisch bei Arabern, welche verstanden und gerne in Englisch antworteten.

Wir aßen in verschiedensten Restaurants; Arabisch, Indisch, Pakistanisch und Sudanesisch in Sharjah! Das Schild „Cafe“ war zwischen Mülltonnen und verfallenen Marktständen schwer aus zu machen, aber zwischen Theke, 2 Tischen und einem Getränkeautomaten eingezwängt wurde unsere Gesundheit in die Hände des Chefs persönlich gelegt!

Wir buchten auch eine Wüstentour in einem Reisebüro eines Libanesen. Dieser ließ uns gleich am firmeneigenen Büfett teilhaben, lud uns zu Tee in seinem Büro ein und plauderte munter von der Leber weg. Dubai sei das fortschrittlichste und liberalste der 7 Emirate. Sheikh Rashid Al-Maktoum zeichnet dafür verantwortlich. So wenig Kontrolle wie nötig, um alle ein zu laden an der Opulenz teil zu haben: den im Bau befindlichen Burj-Al-Dubai mit seinen geplanten 800 m Höhe zu bestaunen; die Palmeninsel mitten ins Meer hineingebaut mit seinen Nobelpreisen und natürlich das Burj-Al-Arab, 7-Sterne-Palast aus 1001 Nacht mit Helikopterlandeplatz (der Hubschrauber versinkt im Landeplatz wie eine Biene im Kelch einer Blüte) …
Der bemerkenswerteste Ausspruch des Reisebürochefs war, „wenn du hier lebst, dann kannst du nicht treu sein, glaub´ mir! Wer sind dann die dazu bereiten Damen? - -

Unser Fahrer im Wüstenjeep war Suleiman aus Ras al-Khaimah, 36 Jahre alt und Junggeselle.
Als wir 10 min lang die Dünen bestaunten, rollte er seinen fliegenden Teppich aus und betete.
Meine Arabischkenntnisse verhalfen mir zum Sitzplatz an seiner Seite und gegen Brechreiz.

Rast tagsüber machten wir in den verschiedensten Einkaufszentren, Deira City Centre, Burjuman Centre oder Wafi City, um nur einige der gigantischen Paläste zu nennen. Dort spielt sich speziell in den heißen Jahreszeiten (also ¾ des Jahres) das öffentliche Leben ab.

Dubai Emiratische Frauen in schwarzer Abaya und Gishwa, elegant mit Goldschmuck an den Händen, schwatzten die vor ihnen einher schreitenden Ehemänner nieder, Kinder liefen vom Eisstand Häagen Daz zu Mc Donalds und retour oder sie saßen auf den Bänken, die Einkäufe vor sich stapelnd.
Mich faszinierten die jungen emiratischen Männer, die in ihre Dishdashas gehüllt, Gutra und Agal auf dem Kopf, dahinschwebten – mit verstohlenen Blicken konnte ich die hübschesten, erotischen Gesichter erhaschen.

In den Seebädern von Jumeirah Beach Park und Al Mamzar Beach Park kann man um US$ 5,-- einen ganzen Tag im Meer planschen, Strandspiele absolvieren und sich sonnen. Herkömmliche Badekleidung ist erlaubt, fotografieren tabu.
Außer an den Montagen, welche ausschließlich für Frauen und Kinder reserviert sind, trifft man ein Gemisch aus Touristen und vielen männlichen Gastarbeitern aus Indien und Pakistan und Rudel von asiatischen Bewohnerinnen. Der Imbissstand ist leider amerikanisch.

Von dort den Heimweg ohne Taxireservierung antreten zu wollen, ist ein grober Faux-Pas!
In Dubai sind 6.000 Taxis auf den Straßen unterwegs und alle sind besetzt – Man wartet oft über 1 Stunde auf ein Transportmittel.
Auf diese Weise lernten wir auch Steffi aus Paderborn kennen, die in Dubai bei einer indischen Firma ihr Studienpraktikum machte. Sie lud uns ein, in ihrem gemieteten Taxi mit zu fahren und die Kosten zu teilen. Welch ein Angebot! Steffi wohnt mit einer asiatischen Praktikantin in einer Wohnung eines Engländers und wird vom indischen Chef, der sehr auf ihr Wohlergehen aus ist, betreut. Obwohl Dubai sehr liberal ist, achtet sie auf ihre Kleidung und ihre Körperhaltung, sonst gibt es immer wieder Probleme mit Missinterpretationen von Männern auf der Straße.

Als wir das 1. Mal nach unserer Ankunft mit dem Taxi nach Hause fuhren, kannte der Chauffeur die Gegend nicht und wir konnten ihm den Weg zu unserem Haus leider auch nicht beschreiben. Wir fuhren im Kreis, die Straßen sind schachbrettförmig angeordnet, doch niemand, auch im Supermarkt 5 Gassen weiter, wusste über unsere Straße Nummer 3 Bescheid!
Der Taxler war so nett und sprach über sein Handy mit Suhem, die ihn dann lotste. Diese Aktion kostete uns 1 h Zeit und das doppelte Taxigeld.

Dubai ist unserer westlichen Welt um einiges näher gerückt, jedoch bleibt das Leben der Emiratis eine der Geschichten aus 1001 Nacht, die Sheherazade erzählt, um zu beeindrucken und zu fesseln, nicht ahnend, was da noch kommen könnte…

Susanne Wallner


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