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Urlaub auf den Fiji Inseln


Ein Blitzlicht der Reise: Der Kirchenbesuch

Die Kirche… “10.00 a.m. Sunday Service. ask Napoleon” war auf dem Activity-Board zu lesen.

 

Napoleon begleitete uns in die nächstgelegene Ortschaft Korolevu, im NW Fijis gelegen, in die “Methodist Church”.

Um 10 h gingen wir los, also würde die Messe um 11 h beginnen???

„Die Messe beginnt dann“, so Napoleon und wir setzten uns in eine der hintersten Reihen, gleich neben die Spendenbox aus Holz, in die wir sogleich Münzen warfen, die laut klappernd auf deren Boden fielen.

Links an der Tür, die immer offen zu stehen schien, kam in Abständen von 5 min der Haus- und Hofhund vorbei, als Späher. Rechts an der Tür, die immer offen zu stehen schien, kam in Abständen von 10 Minuten der Hahn vorbei, immer bedacht, nicht ein zu treten.

Die Luft war lau hier, wir waren die einzigen, jedoch nur 5 min lang, dann kam eine Alte, begrüßte uns mit Handschlag, entnahm ihrer bunten Tasche eine Schaumstoffunterlage, setzte sich in die 1. Reihe und kramte weiter das oft gebrauchte Gebets- und Liedbuch heraus, um sich darin zu vertiefen. Ihr grell buntes Kleid verdeckte ihren Nacken- und Ausschnittsbereich nicht, ihr ausladendes schwarzes Kraushaar bewegte sich nicht im Lufthauch.

Dann kam noch eine Alte, begrüßte uns mit Handschlag,…

FijisWir fühlten uns willkommen. Die Zeit bis 11 Uhr versprach interessant zu bleiben.

Ein kleiner Junge tauchte hinter uns auf, in der typischen Schuluniform: blauer Rock, weißes Hemd; spazierte zur Spendenbox, lehnte zuerst seinen Arm auf sie, um sie dann einfach zu öffnen. Er guckte hinein und schloss sie wieder.

Die Trommel vor der Kirche rief zum Gottesdienst. Kinder erschienen, sahen scheinbar nicht zu uns, gingen mit ihren Geschwisterchen an den Händen wieder. Sie mussten zur Sonntagsschule, dann erst durften sie wieder „Weiße schauen“ kommen.

Mein Versuch, die Menschen in der Kirche zu zählen, geriet dadurch immer ins Stocken. Es mussten an die 50 während der Messe gewesen sein.

So wie die ansässigen Gläubigen wollte ich in mich gehen, senkte meinen Blick und entdeckte so die schönen Spinnennetze zwischen den Bänken.

Die Natur hatte hier die Oberhand. Die Schuhe wurden vor der Kirchenschwelle abgelegt, barfuß trat man ein.

Um 10.30 h waren schon 8 Personen im Kirchenraum.

Einige Kinder kamen hinzu, manche erst 2 Jahre alt, leise, verhalten, verstohlen auf uns blickend…

Ein weiteres „weißes“ Paar betrat die Kirche, ebenso blond wie wir, Schweden, dachte ich. Sie wirkten sehr andächtig.

FijisDieses Bild für die Fijianer! Blond und helläugig sind sie also, die Fremden, die ein wenig Nicht-Insel-Gefühl auf das Eiland tragen.

Um 10.45 h wurden wir zwei Paare, als Teilmenge unter den anderen zusammengefasst, von einer anderen Alten eingeladen – sie legte ihre Handtasche auf ihren Schoß und bedeutete uns so, neben ihr in der 1. Reihe Platz zu nehmen, wie wenn diese unsere spezielle Sitzgelegenheit sei. Zurückhaltend und geehrt nahmen wir die Sitze ein.

Aus dieser Position der Kirchenmitte bemerkte ich die scheibenlosen Fenster, die ein laues Lüftchen einließen, wodurch ein angenehmes Raumklima entstand. Das Dach war leider aus Wellblech, von welchem brennende Neonröhren herabhingen.

Der Altarbereich bestand aus einem Holzkreuz, davor violette Stoffdraperie, links und rechts vom Rednerpult Blumen.

Es war still hier.

Die Ministrantin erschien. Mächtig, wie alle Frauen hier, mit ihrer kleinen Tochter, die sich artig neben sie setzte.

Dann erklang die Musik. Diese einfachen Harmonien, die einen so fein mit schwingen lassen, Entspannung ermöglichen. Und die Stimmen hinter der Ministrantin, die sich schlagartig vermehrt hatten, fielen ein. Mehrtöniger Gesang. Voll und stark.

Der Kleinen war die Kirchenbank doch zu unbequem und sie ließ sich zu Füßen der Ministrantin nieder, diese entnahm ihrer Handtasche ein Blatt und Bleistift, die Kleine nahm es und begann mit Innigkeit zu zeichnen.

Kurz nach 11 h erschien der Priester, er begrüßte die Gemeinde und besonders uns Fremde. „Seid uns willkommen!“

FijisDie nächsten Sätze erfolgten in Englisch, dann jedoch durchwegs in Fiji-Dialekt, derer es auf den 320 Fidschiinseln zahlreiche gibt.

Die Lesung hielt der Dorfälteste. Er saß im rechten Winkel zu uns, gegenüber der Ministrantin. Brief des Apostels Paulus an Kolosser, fein herausgeputzt im blau-weißen Hemd mit Krawatte und dem traditionellen Rock, mit einem Hosenbund am Bauch geschlossen.

Der Priester, der währenddessen hinter dem Pult nicht zu sehen war, kam danach in voller Größe zum Ausdruck. Das Lukasevangelium wurde verkündet. Er predigte mit Emotion, mit gewichtigen Worten, bei derem letzten  jeweils die Gemeinde wie einer Echolalie gleich mit einstimmte. „Nameni!“ war das am meisten wiederholte. Er beschwor die Gemeinde mit dem Schweiße seines Angesichts, mit großer Gestik und Händeklatschen, dass einem Angst und Bange werden konnte. Die Kinder lauschten gespannt, waren aber nicht von Furcht ergriffen. Die Augen des Pfarrers funkelten, unterstützten aber auch seine Freude. 15 min vergingen, 30 min, 45 min. Dann ein Schlusswort und ein Lachen. Die Anwesenden erschienen erleichtert auf zu atmen.

Alsbald wurden wir adressiert: ob wir uns wohl vorstellen könnten, bitte, der Reihe nach! Wir erwähnten unsere Herkunftsländer, unsere Namen. Eine nette Geste, selbstverständlich schien sie hier.

Zum Abschluss der Feier gab es wieder mehrstimmigen Gesang, auch die 2-Jährigen tönten mit.

Es war ein Tag voller Licht, Wärme, Entspanntheit; da wir die Sonne vom Inneren der Kirche her sehen und fühlen konnten, zog es uns gar nicht sogleich aus ihr fort.

Susanne Wallner


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Letzte Änderung: 2007-10-13 - Stichwort - Sitemap