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Barcelona - Formel 1


Die Gerüche des Hotels, anfänglich noch im Nachtgewand gefangen, verblassen in Wien;
ein wenig bleibt noch der Geschmack der Gazpachos haften.
Die Geräusche jedoch, die kehren wieder – spätestens 2 Wochen darauf in Folge –am Sonntag um 14 h MEZ… via TV.

Barcelona – Gran Premio F1 de Espana– einmal live dabei!

Ein Mail-Angebot fand ich eines Tages in meinem EmailAccount, modifizierte es ein wenig (kein 5*-Hotel nötig) und ließ mich überraschen.

Barcelona Formel 1Mit Flyniki am Freitag Morgen hin und Sonntag Abend retour, sowie viele F1-Fans. Nur, dass ich dies einmal in meinem Leben absolviere, viele andere jährlich oder öfter. Der Zufall wollte es, dass ich neben Vater und Sohn aus Oberösterreich saß, welche ich auch als F1-Fans enttarnte. Die ersten einschlägigen Gespräche fanden statt. Sie hatte über Internet gebucht; teilweise kann man direkt am Racecourse anrufen und Tickets bestellen. Am besten sieht man sich die Sitzmöglichkeiten am Streckenplan an und entscheidet dann, welchen Ereignissen man nahe sein will – die beiden hatten sich für Plätze innerhalb der DRS-Zone entschieden, da dort die Überholmanöver hautnah erlebbar sind.

Meine einzige Sorge, es könnte fad werden während der täglichen 7 Stunden an der Rennstrecke, war schon am Freitag wie weg geblasen.
Erstens, weil man sehr leicht nette Leute zum Unterhalten kennen lernt und zweitens, ob des interessanten täglichen Programms!

F1, F2, F3 und Porsche-Rennen werden abgehalten.
Freitag ist Training, Samstag u. a. Qualifiying und Sonntag die jeweiligen Rennen.

Als Zuschauer ist man eher gefordert – man muss schauen, dass man rechtzeitig an der Rennstrecke ist; dass man das schmackhafte spanische Buffet nicht versäumt, dass man aufs WC kommt und Fotos aus verschiedenen Blickwinkeln schießen kann.
All dies erfordert einen guten persönlichen Tagesplan!

Mein Hotel war im Zentrum, ich konnte zu Fuß 15 min zur Schnellbahn gehen; halbstündlich fuhr der Zug 30 min nach Montmelo, wo sich die Rennstrecke befindet. Von dort noch 30 min Fußmarsch, teilweise bergauf und dann noch innerhalb des Race-Course Fußmärsche zur jeweiligen Tribüne.

Barcelona Formel 1Gleich Freitag nach Mittag treffe ich John, einen Briten, am Fahrplanaushang des Zuges nach Montmelo. Wir verbringen den Renn-Nachmittag zusammen. Er erzählt interessante Details und „führt“ mich quasi ins Live-Renngeschehen ein! Wir besichtigen auch die Haupttribüne an der Zielgeraden, der gegenüber sich die Glasboxen für das Catering der VIPS befindet. An diesem Tag ist der Aufgang unentgeltlich. Darunter die Boxengasse der jeweiligen Rennteams. Rechts davon die Siegertribüne, winzig inmitten des Ensembles, aber im Fernsehen macht sie was her. Dann noch Blicke von diversen Wiesenplätzen an unterschiedlichen Kurven.

Am Abend, hundemüde an den mit Erkern besetzten Altbauten entlang schlendernd, entdecke ich an der Ecke unseres Hotels einen kleinen Laden, der handverlesen Churros produziert und dazu heiße Chocolate anbietet. Ein perfektes Abendessen für mich, das mich in alten Spanien-Erinnerungen schwelgen lässt…

Samstag Morgen möchte ich mich frühzeitig zur Rennstrecke aufmachen, möchte um 7.30 h frühstücken, doch leider, am Wochenende gibt’s Frühstück erst ab 8 h. Auch wenn F1-Renntage sind! Aber der Rezeptionist schlägt mir für Sonntag ein Frühstückspaket vor, immerhin! So ergibt es sich, dass ich eine Reisegruppe aus Münster/Deutschland, kennen lerne. Sehr nette pensionierte Damen, welche zu allererst denken, ich führe selbst einen solchen Boliden auf der Rennstrecke!

Heute steigt also das Fanaufkommen. Es sind die meisten Zuschauer schon angereist, hauptsächlich aus Europa, aber auch Australier kann ich am Akzent ausmachen. Viele Italiener und Franzosen kommen mit dem eigenen Auto und belegen einen der tausend Parkplätze außerhalb der Rennstrecke.

Es gibt überall Sicherheitskräfte und alle strömen ruhig zu Fuß von der Bahn durch den kleinen Vorort Montmelo, genehmigen sich einen Cafe Leche (Kaffe mit Milch) und ein Bocadillo (Riesensandwich) zur Einstimmung. Die Katalanische Flagge hängt aus den Fenstern.

Ich begebe mich gezielt zu meiner Silber-Tribüne, überdacht, überwachter Eingang mit Blick zur Zielgeraden und von rechts kommend eine bergab führende S-Kurve. Gegenüber eine Riesenleinwand mit Kommentar.
Gleich am Eingang steht ein Riesen-Automat, bei welchem man sich die Ohropax runterdrücken kann (wie früher als Kind die Kaugummis), ohne wäre es sehr unangenehm, die 3 Tage durch zu stehen (nichts desto trotz gibt es Hartgesottene, leider auch Kinder, die keinen Gehörschutz tragen). An dem Punkt, an dem die Boliden an mir vorbei kommen, spüre ich einen stechenden Schmerz am Trommelfell ohne Ohropax.
Deshalb herrscht Schweigen auf den Tribünen! Die eingefleischten, oftmals gut durchtrainierten Fans, tragen Trikots ihres Idols, färbige T-Shirts mit unzähligen Aufnähern  der Sponsoren darauf. Dazu das passende Käppchen wie es der Rennfahrer trägt – in einem unkonzentrierten Moment meine ich, die Fahrer themselves säßen vor mir in der Reihe! Handzeichen werden zur Kommunikation verwendet und den Leinwand-Kommentar hört man trotzdem durch! John verwendete auch den Livestream auf seinem Handy, um die aktuellsten Infos über das jeweilige Rennen zu erhalten. Weiters gibt es Kopfhörer mit Radio-Empfang. Bis vor einigen Jahren konnte man auch Tablets erwerben, welche das Renngeschehen via TV übertrugen. Leider hatte sich Bernie Ecclestone mit dem Firmenbetreiber überworfen, wodurch das Projekt Geschichte ist.

Es ist wirklich aufregend. So viel gibt es zu entdecken, verschiedene Autotypen, Porsche fährt sowieso eigene Modelle (mich erinnern sie an die VW-Käfer von der runden Form her). Mit meinem kleinen Fernglas bin ich gut bedient. Hubschrauber kreisen permanent über das riesige Gelände, um Luftaufnahmen zu machen.
Hier fällt mir die Geschichte meines Reisemanagers ein, wonach Alonsos Ferrari am Donnerstag Abend 1 h lang quer über Barcelona per Helikopter transportiert worden war. Ein Spektakel sondergleichen!

Am nächsten Tag, Sonntag, steigt also das Finale: Punkt 14 h rasen die Schnellsten der Welt über die Rennstrecke.
Der Racecourse in Barcelona ist sehr weitläufig, auch bergig, was man vor Ort gut sieht, es gibt keine Gefahrenzonen wie z. B. in Monte Carlo am City-Course, wo auf Grund der Lage fast immer Unfälle passieren.
Da es möglich ist, öffentlich direkt von hier zum Flughafen zu fahren, komme ich mit meinem Koffer, der zuvor an der Sicherheitskontrolle auf Dosen gecheckt wurde, zum Eingang meiner Tribüne (mangels Schließfächern an den Bahnhöfen, welche wegen Terrorgefahr aufgelassen wurden). Freudig nehme ich an, diesen dort stehen lassen zu können, doch werde ich enttäuscht. Ich überlege, „Kann ich ihn mit hoch nehmen?“ “Si, no hay problema!“ Na sehr fein. Ich schleife ihn über die Metallstufen hinauf und stelle ihn neben meinen Sitz, vorerst. 

Die Streckenposten reinigen noch eilig mit Besen und flinken Handgriffen die Fahrbahn vom Gummiabrieb der Reifen.
Noch schnell zu Mittag essen, dann defilieren um 12.30 h schon die Piloten der Formel 1 in Oldtimern im Schritttempo über die Rennstrecke, sodass man sie gut fotografieren kann. Um 12.45 h startet die Reifenpräsentation: jeder Rennstall karrt seine Wägelchen mit den aufgetürmten Reifenmodellen auf die Startstrecke.

Dann positionieren sich die Fahrer auf der Startstrecke in ihren Boliden.
Hübsche Damen in knallrotem Kostüm und knallroten Highheels nehmen an den jeweiligen Startpositionen der einzelnen Fahrer Aufstellung und präsentieren die jeweilige Startnummer auf einem Täfelchen im Stehen. Die Rennstallbetreuer halten den bekannten Sonnenschirm über den Helm des Fahrers und besprechen letzte Anordnungen.
Eine Proberunde wird gefahren und dann geht es wieder an die jeweiligen Startpositionen.
Warten. Die roten Punkte an der Startlinie leuchten auf, 1,2,3,4 – erlöschen - und das Rennen beginnt!

Schon nach einigen Runden wetzen einige Zuschauer nach draußen, um Bier nach zu tanken und Chips zu holen. 2 Stunden sind lang. Man sitzt nicht die ganze Zeit gebannt wie bei einem Fussballspiel, wo es eine Pause gibt, sondern bewegt sich häufig.
Mein Koffer, den ich mittlerweilen, da wegen Ausverkaufs der Tickets fast alle Plätze besetzt sind, an dem spärlichen Platz unter meinem Sitz verstaut habe, wird demnach mehrmals überquert, was jedoch nicht moniert wird.

Die Zeit vergeht schneller als gedacht und kurz vor 16 h gewinnt der Spanier Fernando Alonso das Rennen. Vettel, mein Favorit, leider nur Vierter. Die Zuschauer springen auf, nur wenige geben sich die Siegerehrung. Die meisten machen sich auf zum Flughafen.

Die Massen bewegen sich kontrolliert und mit ca. ½ Meter Abstand zwischen den einzelnen Personen, zu den Ausgängen. Donauinselfest-erprobt, fühle ich mich sogar wohl auf dem Weg zum Bahnhof. Ich muss nochmals an der Bahnhofskassa anstehen, da es nicht möglich war, ein Retourticket zum Flughafen am Morgen zu erstehen… doch es gibt fast keine Wartezeiten.

Viele Besucher meiner Tribüne treffe ich an den Flughafengates wieder.

Zum Schluss bleibt eines:
...der Wunsch, einmal mit einem Ferrari auf der Autobahn unterwegs zu sein…

Susanne Wallner


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Letzte Änderung: 2013-07-02 - Stichwort - Sitemap