Hausbootfahrt Shannon-Erne-Waterways
Nordirland
Logbuch
Dublin
Shopping für Frühstück und Abendessen im Zentrum der Hauptstadt,.Wir finden nur kleine Sparmärkte, wo wir abwechselnd Obst und Gemüse finden.
Um 12 h Abholung am Dublin-Airport …. durch die generelle Vertretung aller Bootsanbieter im Shannon-Gebiet. 2 h fahren wir nach Bellanaleck, einem kleinen Dörfchen, 5 Meilen vor Enniskillen, der Hauptstadt des County Formanagh.
Einchecken: wir haben ein Boot der Klasse Carlow gebucht für 2 Personen, mit 2 Schlafgelegenheiten, die kleinste Klasse. Zusatzversicherung abschließen, Entgegennehmen von Fernglas, Adapter und Flusskarten.
Das Boot wird noch gereinigt, wir nehmen einen Lunch zu uns – Curry!! und eine gute Cremesuppe mit Sodabrot, die für eine Mahlzeit reichen würde.
Um 17.30 h Besteigen des Boots, Schlüsselübergabe, Gepäck aufs Boot. Es ist möglich, die sperrigen Hartschalenkoffer im Büro an Land zu lassen und mit einem Gitterwagen alle Reiseutensilien aufs Boot zu fahren. Wir nehmen unsere Koffer jedoch mit.
Ein Mitarbeiter von der Reederei Carrick Craft, bei welcher wir das Boot mieten, zeigt kurz die 8er-Schlingen am „Cleat“, macht dann die vordere Leine los, dann die hintere und springt aufs Boot. Er setzt sich hinters Steuer und zeigt mir, wie beim VW Golf Diesel, dass man am Morgen den Motor vorglühen muss, mit einer Drehung des Schlüssels nach links; zuvor muss ein kleiner Knopf unterhalb des Schalthebels herausgezogen, der Schalthebel nach vorn geschoben werden, gleich wieder retour, der Knopf nach innen gedrückt und der Schalthebel wieder nach vorn, um den Gang einzustellen. Dies alles erzählt er mir nicht in Reihenfolge und in einem Tempo, bei welchem man schwer mitschreiben kann. Mein Matrose Z. steht daneben und folgt den Ausführungen.
Der Motor wird angelassen und es geht los. Es wird nicht erklärt, wie man vom Steg wegkommt. Nach 3 min muss ich mich hinters Steuer setzen und mit voller Motorleistung über den Fluss fahren. Dann umdrehen und in den Hafen zurück. Geschwindigkeit drosseln, er gibt Lenkanweisungen. Dann muss Z. an Land springen und die Seile festmachen.
Es wird noch gefragt, ob man sich mit dem Gasherd auskennt; ja - ; wie die Dusche funktioniert – das Wasser sammelt sich am Boden der Toilette, dann muss ein Pumpknopf gehalten werden, bis das Wasser durch ein Loch im Boden abgelaufen ist. Bei der Toilette ist ein Hebel zu verschieben – nach links, um Wasser in die WC-Muschel zu füllen, nach rechts, um dieses wieder abzulassen.
Auf Rettungswesten wird hingewiesen und im Streckenbuch einige Sehenswürdigkeiten angezeigt. Dann sind wir auf uns selbst gestellt.
Zum Glück frage ich noch, ob ich das nach vorwärts längsseits festgemachte Boot wie ein Auto nach vorwärts ausparken könne. Nein! Ein Boot bewege sich doch nach anderen Kriterien. Man muss den Schalthebel nach vorn drücken, das Lenkrad nach links eindrehen und Motorschub geben, dann bewegt sich das Heck nach rechts außen.
Unsere heutige Strecke soll uns nach Enniskillen, in die nächste Einkaufsstadt, führen. Ich setze mich nach einem guten Ausatmen ans Steuer und will den Motor starten. Er springt nicht an. Der Mitarbeiter der Reederei steht noch am Steg und bekundet, man müsse bei diesem Schiff jedesmal vorglühen. Gute Information!
Dann legen wir ab. Z. liest im Bordbuch die Markierungen im Fluss ab; deren Nummern zeigen uns den jeweiligen Standort. Man muss immer an der weißen Seite vorbeifahren. Eine Herausforderung ist das Einbiegen in einen engen Kanal vor unserer Anlegestelle, welcher von Freizeityachten der Iren gesäumt ist. Dann in eine enge Bucht.
Ich entscheide mich für den letzten, am äußersten Ende, am Rande des Seegrases gelegenen Platz. Ich drifte langsam zum Steg, Z. macht sich bereit zum Sprung, das Heck schert aus, klassischer Spagat und er liegt im Wasser. Das Heck driftet weiter vom Steg weg, sodass Z. ungehindert an der gleich daneben befindlichen Leiter an Land klettern kann. Bekannte Bootsfahrende aus unserem Transferbus helfen uns, das Boot zu vertäuen. Sie bemerken erst gar nicht, dass Z. völlig durchnässt ist.
Er zieht sich um, es ist schlechtes, feuchtes Wetter, die Kleider werden lange zum Trocknen im engen Raum des Bootes brauchen.
Ich mache mich daran, den Reisepass, das Handy sowie die Banknoten des Geldbörsels im Boot zum Trocknen zu verteilen. Eine Lese- und eine Sonnenbrille liegen jedoch auf Grund.
Nach diesem Einstand machen wir ein ausgedehnte Shoppingtour.
Es regnet in Strömen und donnert aufs Dach. Man kann kaum die umliegenden Baumketten ausmachen. Durch das Dachfenster regnet es herein. Wir schieben den Vorhang darunter.
Z. macht sich ans Frühstück, kann jedoch das Gas nicht aufdrehen. Hilfe ist gefordert! In einem benachbarten Boot findet er nach einigem Suchen eine junge Engländerin, die auch keinen Rat weiß und meint, wir sollen die Firma (Reederei, Notfallsnummer, 24 h erreichbar), anrufen. Dies erscheint mir jedoch zu früh. Der Freund der Engländerin kommt hinzu und besieht die Gasflaschen. Diese sind nicht geöffnet! (wurde uns nicht gezeigt!). Problem gelöst.
Ich überlege einen täglichen Routenplan, abhängig von Restaurants und Shops, wo wir täglich ein warmes Essen bekommen können.
Dann das 1. selbstständige Losfahren. Ich kriege jedoch den Gang nicht rein (was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste) und so driftet das Boot vom Steg, ohne lenkbar zu sein! Unser Bootsnachbar eilt auf das Boot zu Hilfe, er sagt, der Gang ist nicht drinnen, schaut auch den Motor an und meint: „Call the company!“ (hatte ich heute schon mal gehört). Mit seinen beiden Söhnen zieht er unser Boot um den Steg herum und vertäut es einstweilen. Meinem Gefühl nach will ich den Motorstart jedoch nochmals probieren, mache es wie im Bordbuch angegeben, und siehe da, der Gang ist drinnen!
Wir müssen durch das Seegras wenden - was in mir Bedenken ob des Verstopfens des Propellers aufkommen lässt. Doch alles geht gut!
Die nächste Hürde sind 2 Brücken, doch sie sind angenehm breit.
Dann Portora Lock. Eine Schleuse. Im Bordbuch ist angegeben, dass die Tore nur bei Bedarf geschlossen werden.
Aus der Ferne sehe ich 2 riesige Bögen, doch beim Näherkommen sieht man, dass der Durchlass wegen Strömung untersagt ist und man sich durch den schmalen Wasserweg entlang der Kaimauer links davon durchzwängen muss. Man darf sowieso nur 5 M/h fahren. Es gelingt mir unser Schiff, ohne an einem der Ränder zu touchieren, durchzufahren! Eine Steinlast fällt von mir ab.
Es regnet immer wieder.
Auf Devenish-Island im teilweise strömenden Regen versuche ich, anzulanden. Da im gleichen Moment ein Schiff ablegt, muss ich noch eine Runde drehen. Dann helfen uns wieder andere Bootsmieter, das Schiff an den Steg zu ziehen.
Auf Devenish finden wir Ruinen aus dem 6. Jh. n. Chr.: Die Überreste alter Kirchen und eines Oratoriums sowie eines runden Turms aus dem 12. Jh.
es herrscht das typische irische Wetter: alle Jahreszeiten an einem Tag. Ich trage den ganzen Tag meinen Regenponcho, der mich auch vor dem heftigen Wind schützt.
Unser Mittagessen soll in Manorhouse, einem alten irischen Landhaus, statt finden. Dort gibt es eine Marina, wo man auch Frischwasser nachtanken kann.
Wir biegen wieder in eine enge Lagune, wo noch größere Boote als am Vortag liegen. Es gilt, den öffentlichen Steg zu erreichen. Wir machen längsseits fest.
Da der Platz begrenzt ist, legt unser Bootsnachbar mit Collie an Bord sein Seil über unseres am Steg.
Z. füllt mit unserem Wasserschlauch das Trinkwasser an Bord auf.
Nach dem ausgiebigen Mahl im Kellerpub bei irischen Hurling-Meisterschaften auf TV-Großleinwand will ich zu einer kleinen Insel fahren, Davis´ Island, um dort über Nacht zu bleiben. Z. weist jedoch auf den auffrischenden Wind hin. Ich frage meine Bootsnachbarin, diese empfiehlt, im Hafen zu bleiben.
Das tun wir dann.
Der Wind hat nachgelassen, wir machen uns um 9.15 h auf nach Inish Davor, wo wir allein anlanden können im Sonnenschein! Sehr ungewöhnlich nach den Regentagen.
Zwischen Schafen, uralten Eichen und mannshohen Pflanzen spazieren wir auf der Insel.
Dann noch ein wenig Sonnenbaden an Deck.
Heute führt uns die Route nach Archdale Castle.
Um dorthin zu gelangen, müssen wir das 1. Mal die „Demarkationslinie“ auf der Karte mit der Warnung für fallweise hohen Seegang überqueren.
Schon nach dem Passieren der nächstgelegenen Inseln, noch vor dem Eintreten in den Loch Erne, frischt der Wind merklich auf.
Das Boot beginnt zu schaukeln wie eine Nussschale. Gegen die Wellen werden wir auf und ab getragen. Das Steuern fällt schwer, da die Schiffsschraube nur wenig ins Wasser taucht.
Für Z.iIst es unmöglich, die Markierungen zu sehen oder zu lesen, außerdem fehlt die Lesebrille...
Ich habe Mühe, das Steuer zu halten.
Ich muss also nach Gefühl fahren, die Strecke, wie ich diese zuvor auf der Seekarte gelesen hatte.
Ich sage Z., er muss die Rettungswesten, die ich unter dem Esstisch verstaut habe, bringen, anlegen sowie das herumstehende Geschirr in den geschlossenen Kasten räumen.
Ob der tosenden Wellen muss ich schreien.
Wir sind noch nicht einmal im Gebiet mit dem fallweise hohen Seegang und trotzdem werden wir hin- und hergeworfen; das Boot fährt links, rechts – wir verlieren die Orientierung. Plötzlich finden wir uns an einem Marker in der Nähe unserer Insel vom Morgen wieder. Unerklärlich, wie dies passieren konnte.
Wir müssen nochmals einen Anlauf wagen, das großflächige unruhige Wasserstück zu durchqueren. Ich achte penibel darauf, immer links der weißen Markierungen zu schippern. Trotzdem höre ich mit Schock, dass wir über Felsen schrammen. Z. zieht ein schockiertes, mit Fragezeichen gespicktes Gesicht. Rechts von uns, hinter dem Marker, schauen die Felsen aus dem Wasser.
Der Seegang ist so stark, dass unsere Räder an Bord umgeworfen werden; die Sessel bleiben wundersamerweise stehen.
Ich beginne zu beten, jetzt kein Leck zu bekommen, irgendeinen Steg zu finden, um anzulanden. Gleichzeitig habe ich im Kopf das Szenario, dass wir über Bord gehen und an Land schwimmen müssten. Ich weiß absolut nicht, wie sich ein Leck solchen Ausmaßes anfühlen könnte – würde sich das Schiff völlig zur Seite neigen?
Ausserdem habe ich den Eindruck, dies könne auch durch eine einzige Welle geschehen.
Z. ist tapfer, hält sich eisern im Stehen fest und behält seinen Unmut für sich.
Würde ich nicht das Schiff fahren, würde ich, mich übergebend, an der Reeling hängen.
Es begegnet uns lediglich ein einziges, größeres Boot in der Gegenrichtung, deren Crew mit der Hand hohen Seegang andeutet, aber noch lächelt.
Ich MUSS Archdale Castle erreichen mit seiner sicheren Bucht und dabei nicht zu knapp am Ufer dahinfahren, um nicht wieder aufzulaufen. Ich stemme mich mit aller Kraft hinter das Lenkrad, was mir am nächsten Tag einen Museklkater beschert.
Es gelingt. Wir biegen ab, der Wind wird etwas flauer. Die nächste Hürde ist die 5 m breite Laguneneinfahrt. Ich muss es schaffen! Am Ufer schauen uns Fußgänger zu.
Wir sind drinnen! Eine ruhige Fahrtrinne erwartet uns und ein nicht übervoller Steg. Wir landen an, Z. fällt beim Sprung auf den Steg, wir vertäuen, verschnaufen.
So etwas kann ich nicht nochmal machen!
Wir erkundigen uns beim Bootsverleih wegen der Wettervorhersage. Die kommenden Tage soll der Wind nicht nachlassen. Mein Beschluss: sollte dies wirklich so sein, bleiben wir hier und lassen uns per Landweg am letzten Tag abholen.
Wir genehmigen uns ein ausgiebiges Mittagsmahl im Parkgelände und machen abends noch einen weiten Spaziergang über die naturbelassenen Weiden.
Die Windräder in der Marina drehen sich nach wie vor wie verrückt.
Um 6 h muss ich austreten und entdecke, dass sich der gegenüberliegende Windsack kaum bewegt. Das Wasser liegt ruhig. Gedanken schießen durch meinen Kopf. Z. ist schon wach.
Ich muss eine Entscheidung treffen.
Gelingt es uns jetzt, wieder die ruhigeren Gewässer zu erreichen, könnten wir es schaffen, unsere Bootstour fort zu setzen.
Um 6.30 h habe ich mich entschlossen: vor dem Frühstück und der Körperpflege fahren wir los. Über den Pyjama die Rettungsweste.
Eine ruhige Seefläche im milden Sonnenschein erwartet uns wie eine Entschädigung für die Unbill des Vortages. Das Boot schaukelt nur unmerklich. Ich bin erleichtert. Wir fahren in Richtung der Insel vom Vortag und passieren Inish McSaint, wo wir wieder allein anlegen. Was für ein Geschenk! Sonnenschein, Ruhe. Es gibt erstmal Frühstück – dabei entdecken wir, dass unser Gasanzünder leer ist – können jedoch noch 1 Kanne Wasser erhitzen.
Danach eine ausgiebige Dusche und ein Spaziergang über die hügelige Insel, wo wir eine riesige Graugansherde aufscheuchen.
Inzwischen hat ein Boot mit Amerikanern angelegt, welche uns bereitwillig eine Schachtel Zündhölzer abtreten!
Weiterfahrt nach Carrickreagh. Wir sind vorerst allein.
Mittagessen im örtlichen Golfclub, welcher auch eine Bootsanlegestelle hat. Ausgedehnter Spaziergang durch Uferwälder.
Ich überlege kurz, ob eine Übernachtung allein an dem kleinen Steg sicher wäre. Wir entscheiden uns dafür, jedoch kommt kurz darauf ein größeres Boot mit einer Familie aus Liverpool, welche bei 15° C baden gehen.
Der Wind frischt wieder auf.
Die englische Familie bestärkt uns, los zu fahren, dieser Wind hat keine hohen Wellen zur Folge.
Dies erweist sich als richtig und wir bestreiten das letzte Stück auf Wasser Richtung Bellanaleck, unserer Marina-Base.
Am Portoralock folgen wir einem deutschen, sehr langsamen Schiff durch den engen Wasserweg. Kurz touchiere ich an der Mauer, was aber die Fender abfedern.
Viele Boote werden mit den Flaggen der Mieter bestückt.
Bei den beiden Brücken in Enniskillen liegen lange Bojenleinen. Es ist nicht eindeutig, auf welcher Seite man passieren soll. Ich folge dem deutschen Boot, welches uns gut leitet.
Das Anlegen in Bellanaleck erfordert 3 Anläufe, da ich beim 1. Mal zu spät sehe, dass wir die Dieselpumpe verparken würden, beim 2. Mal nicht nah genug am Steg bin, damit Z. hinüberspringen kann. Beim 3. Mal fahre ich mit mehr Schub zum Steg und der Eisenbeschlag des Bugs schrammt etwas am Holz entlang. Im Entlangziehen des Bootes am Steg in die richtige Position haben wir jetzt schon Übung.
Frühsonne. Ein Ausflug nach Enniskillen steht auf unserem Programm, wo wir mit unseren noch nicht benötigten Rädern fahren wollen.
Jedoch ist unser Boot mit dem Heck am Steg vertäut, um anderen Booten mehr Platz bieten zu können. Wie bekommen wir die Räder, die am Bug stehen, herunter?
Das Ziehen des Bootes ist wieder einmal angebracht. Ich denke daran, die Fenderleinen zu ziehen, erinnere mich aber dann an unseren Enterhaken. Und so vertäuen wir das Boot längsseits.
Wieder Frühsonne!
Heute geht’s nach Belfast – eine wunderbare Stadt, nicht nur wegen des Titanic-Quarters.
Auschecken. Das Boot wird aufgetankt, der Treibstoffpreis bezahlt. Es gibt kein Beurteilungsformular. Wir treffen lediglich Österreicher wieder, die die gleiche Zeit gebucht hatten. Auch sie kamen in die hohen Wellen, allerdings mit Segelschein.
Fazit: die Bekundungen von früher mit einem Boot Fahrenden, dies alles sei keine Hexerei, es werde einem alles genau erklärt, es ist eine Wohltat, würde ich mir nicht mehr anhören.
Eine realistische, auf die jeweiligen Bootsmieter angepasste Herangehensweise und fundierte Einschulung sind absolut notwendig.
August 2014
Susanne Wallner