Einige Male hatte ich schon Asien bereist, von Indien über Indochina bis nach Japan – ein Land wurde in den Reisekatalogen jedoch nie beworben: Malaysia.
Immer mehr begann mich zu interessieren, wieso nicht? Ein muslimisches Land am Äquator – war es schwierig zu bereisen, eventuell für Frauen?
2017 buchte ich dann die Flüge mit Quatar Airways über Doha, um einem Zwischenstopp in Istanbul auszuweichen, obwohl teurer als Turkish Airlines; ein Visum für Malaysia war bei der Einreise zu erhalten.
Eine Freundin, selbst Tourguide, berichtete mir 2 Monate vor der Reise, dass ihre Kinder Malaysia unlängst 1 Monat lang bereist hätten; sie hätten für Unterkünfte das Portal „Homestay“ genutzt und seien sehr zufrieden gewesen.
Nun, bei solchen Angeboten muss die malayische Gesellschaft ja Fremden gegenüber offen sein!
Ich buchte für die Hauptstadt KL – Kuala Lumpur – auch 3 Tage lang ein Quartier. Peter Xavier meldete sich für diese Zeit in einem Vorort von KL.
Super!
Als ich nach sehenswerten Gegenden in Malaysia im Internet suchte, traf ich auf diverse Blogs von Frauen und Männern, erfuhr über die Leichtigkeit des Fortkommens und auch des Touren-Buchens.
Ich hatte also für eine 2-wöchige Reise folgende Route im Kopf: KL – Georgetown – Hochland – Taman Nagara NP – Südküste.
Verkehrsmittel? Busse, keine Flüge.
In Doha gelandet, erwartet uns ein gigantomanischer Flughafen – bereit für die 2022 stattfindende Fussball-WM. Selbst für kurze Strecken gibt es einen Skytrain, die vielen Transitpassagiere verlaufen sich.
Dann müssen wir über Persien einen Umweg fliegen, da sich Quatar kurz nach dem Buchen dieses Fluges im politischen Streit mit Saudiarabien befindet (dadurch wäre auch dieser Flug noch billiger geworden …).
Einfach dann die Einreise; Peter riet uns den Airporttrain nach KL Sentral zu nehmen und dann Grabcar, die malayische Form von UBER, zu ihm. In der schwülen sonnigen Morgenluft verlassen wir die Hochhäuser ringsum und gleiten in einem normalen Taxi in den niedrig, mit Einfamilienhäusern bebauten Vorort Petaling Jaya, in die „Housing Area“.
Das Tor ist geschlossen, es gibt keine Glocke, jedoch der Fahrer weiß Rat: er öffnet das Metalltor von innen und Xushu, die chinesische Besitzerin, kommt uns mit lauten Mandarin-Begrüssungsworten entgegen. Sie ruft Peter, er ist quasi der Verwalter. Er spricht Englisch, zeigt uns die beiden einfachen, mit Klimaanlage und kleinem Fenster ausgestatteten Zimmer, wo wir sofort in Schlaf verfallen.
Zu Mittag begleitet Peter uns in ein typisches indisches Restaurant; wir essen vom Bananenblatt mit der linken Hand Reis mit diversen Saucen und Gemüsen. Scharf oder mild. Dazu Fruchtsäfte oder Masalatee.
Wir streifen dann durch die nette Nachbarschaft, finden ein hippes Café für die Gutverdienenden, wo uns auf Nachfrage gleich Auskunft über weitere Tourmöglichkeiten ins Umland gegeben wird. Sowieso interessiert man sich für uns, woher wir kämen und warum gerade in diesen Vorort?
Abends essen wir in einem offenen buffetähnlichen indischen Lokal, dessen Theke nur zu 1/5 mit Speisen befüllt ist. Es schmeckt vorzüglich und ist gut besucht – jedoch 2 Tage später, so erfahren wir, schließt es mangels Besuchern.
Am nächsten Morgen führt uns Peter zum kleinen Frühstücksstand gegenüber, wo wir aus diversen Behältern Fleisch, Gemüse, Saucen und Süßes auswählen könnnen. Dies wird wieder in ein Bananenblatt verpackt und zu Tee im eigenen Haus verzehrt. Köstlich! Doch es ist zum Umgewöhnen, dass in der Früh Pikantes am Speiseplan steht.
Am nächsten Morgen kommt eine sehr dunkle ältere Inderin ins Haus, Jarmila, sie ist die „Confinement Lady“ für Gabriel, Peters 4 Tage alten Sohn. Sie wird ihn 1 Monat lang täglich morgens 45 min betreuen und auch seiner Mutter die richtige Massage- und rituelle Reinigungsart beibringen.
Nach 20 min Warten wage ich zu fragen, ob ich dabei sein könnte – no problem for ladies!
Was für ein Geschenk für mich! Im 1. Stock sitzt Jarmila auf einem kleinen Schemel mit Gabriel auf ihren Unterschenkeln im Badezimmer und begießt ihn mit warmem Wasser. Sie dreht ihn, mal Kopf oben und unten, spült das Shampoo aus seinem Haar. Dann hält sie ihn kopfüber an den Füßen um gleich darauf in Normalposition in Nase und Mund zu blasen. Das meiste ist Gabriel schon gewohnt, manchmal quengelt er. Zum Schluss wird seine Haut geölt und nach der Pampers wird er gepuckt. Sehr zufrieden wird er mir und dann seiner Mutter in die Arme gelegt. Jarmila hat diese Tradition als einzige der 5 Schwestern von ihrer Mutter gelernt und wurde auch schon 1 Monat lang in Australien dafür engagiert.
Am Abend nützen wir den Nachtmarkt, um uns zu laben. An winzigen, teilweise fahrbaren Ständen werden Fisch, Suppen, indische Köstlichkeiten usw. angeboten; auf großen Schautafeln sind die Gerichte fotografiert und die Beschreibung in Bahasa Malaysian oder Mandarin hinzugefügt. Das Licht ist dürftig, es wird kaum Englisch gesprochen, oft die Kinder der Verkäufer zum Erklären herangezogen - und so müssen wir uns auch auf Geruch und Aussehen der Speisen verlassen. Wir nehmen eine der typischen Nudelsuppen mit Gemüse und Sambal (Chilipaste), einmal scharf, einmal mild.
Kaum sitzen wir an den Plastiktischen und auf den Plastihockern, setzen sich selbstverständlich 2 Malayen zu uns und eröffnen sofort das Gespräch. Wie wir in diesen Vorort als Touristen kämen? Ja, Homestay ist bekannt! Nach einigen Reisetipps und guten Wünschen haben sie fertig gegessen und verlassen uns wieder.
Auf dem Rückweg sehen wir Rentner im Park, die in der Abendkühle Qi Gong ausüben. Nachbarn führen ihre Hunde aus. Immer muss man auf offene Kanaldeckel und Baugruben achten, welche nur wenig gekennzeichnet sind. An den Hauptstraßen sind keine Gehwege vorgesehen.
Irgendwie nehmen uns dann die so nahen Petronas Towers, die einst mit ihren 452 m bis zum Jahr 2004 das höchste Gebäude der Welt waren, in Beschlag. Sollten wir doch ganz „touristenmäßig“ hinauffahren? Ein Ticket erhalten wir ob des großen Interesses erst 2 Tage später, an unserem letzten Tag in KL, wir nehmen die 1. Tour um 9 h, um gleich danach mit dem Überlandbus nach Georgetown fahren zu können. Bis zur Brücke der Towers können wir mit dem Lift fahren und haben eine fantastische Aussicht auf diese wunderbare Hauptstadt, umringt von Bergen, gefüllt von Einfamilienhäusern, ebenen Friedhöfen, 6-stöckigen Kolonialgebäuden und Hochhäusern. Mich faszinieren die Rooftop-Pools im 10. Stock der Hotels, auf die wir jetzt hinunterblicken können.
Um 17 h sind wir in einer der ehemaligen Britischen Kolonialstädte auf der Halbinsel Penang angekommen. Eine Touristin bemüht sich gerade zu einem Taxi, ich sprinte hinterher, ob sie auch ins Zentrum wolle? Nun, dann alle zusammen – 3 mal Koffer und Handgepäck zwischen und auf uns verstaut und Geld gespart.
Wir wandern durch die von Chinesischen Wohnhäusern gesäumten Straßen von Georgetown und suchen eine Übernachtungsstätte. Beim 3. Guesthouse klappt es: 2 Einzelzimmer mit Dusche, Perfekt!
Frühstück nehmen wir in einer riesigen Halle eines benachbarten alten Chinesischen Handelshauses, das Leben wirkt feudal.
Unser Hauptausflug führt uns in den Penang-NP, wo sich ein meromyktischer See befindet. Salz- und Süßwasser mischen sich nicht miteinander. Da wir auch an diesem Tag am Nachmittag den Überlandbus nehmen, der uns in kühlere Gefilde bringen soll, haben wir 3 h Wanderzeit zur Verfügung.
UBER bringt uns um 8.30 h schon zum Eingang des Nationalparks, es regnet und die Wolken hängen tief. Unsere Tour ist jedoch möglich, da sie durch den Regenwald führt. Touren mit Boot sind leider nicht durchführbar. Durchwachsene Wurzelgebilde müssen wir überwinden, steile Lehmstufen mit Regenwasserpfützen, welche die Füße angenehm kühlen, jeder Schritt eine Herausforderung. Die Luftfeuchte nässt unsere Oberteile und der Schweiß legt sich auf unsere Haut. Unser Gehör wird vollgedröhnt von den ohrenbeätubenden Grillen.
Und dann, nach strammem 1,5 h Stundenmarsch endlich die Brücke mit Blick auf das Zusammenfließen des Salz- und Süßwassers zu diesem kleinen See. Ein Eisvogel fliegt drüber hinweg.
Pitschnass erreichen wir rechtzeitig den Ausgang, doch wie zu einem Taxi kommen? Da entdecke ich einen Taxiwagen, der indische Fahrer isst gerade zu Mittag. Ich bahne sanft den Kontakt an, der Restaurantbesitzer weist auf die Ruhepause des Taxlers hin und ich auf unseren Zeitdruck! Der Fahrer versteht, lässt sich sein Essen geschäftstüchtig in ein Plastiksackerl einpacken und auf Wunsch ohne Klimaanlage fährt er uns 45 min zum Hotel.
Essen wird in Malaysia auch gekocht, um nach Hause genommen zu werden! Plastiksackerl, doppelt gesteckt, können auch Suppen transportieren. Sehr praktisch.
Dann beginnt unsere 5-stündige bequeme Busfahrt ins Hochland nach Tanah Rata. Die Straße schlängelt sich durch dichte Farn- und Bergregenwälder sowie Tee- und Erdbeerplantagen nach oben bis auf 1.400 m.
In Tanah Rata suchen wir ein Hotel. Ein „Scout“ möchte uns gleich beim Aussteigen abfangen und mit der Lobpreisung der unterschiedlichen Quartiere zutexten, doch wir wollen selbstständig unterwegs sein und uns vor allem einmal „umschauen“ in der neuen Gegend!
Nachdem ich 3 mal 2 Stockwerke in die schmalen Indischen Hotels hochgestiegen war, entschieden wir uns für das 2. Jeder hat ein Einzelzimmer, ich mit Balkon, mein Partner mit Gangfenster.
Am 1. Abend genießen wir das hier typische Abendessen „Steamboat“ – verschiedene Speisen werden am Tisch serviert, roh, diese muss man nach einem bestimmten Ablauf in kochendes Wasser tauchen. In der etwas kühleren Luft angenehm!
Am nächsten Tag machen wir einen geführten Ausflug zu den diversen Plantagen: Erdbeeren (die in Töpfen mit Bewässerung wachsen), Honigzucht, Schmetterlingsfarm und die berühmte Boh-Teeplantage. Ich krieche unter einen Teestrauch, um sein verwinkeltes, festes Holzwerk zu studieren.
Wir hätten auch tiefer in die Bergwälder eintauchen können, um z. B. die riesige Rafflesia kennenzulernen, die bis zu 11 kg schwer wird und bis zu 1 m Durchmesser hat, doch nach unserem Besuch des Penang NP waren wir´s zufrieden mit Über-Wurzelklettern und über Nasses-Erdreich- Schlittern.
Das ist auch der Grund, warum wir nicht weiter ins Landesinnere zum Taman Negara NP und seinem 130 Mio. Jahre alten Regenwald fahren. Es wäre eine weitere 5-stündige Fahrt, teils mit Bus, teils mit Boot. Es müsste eine Lodge gebucht werden und weitere Tagestouren...
Da ziehen wir es vor, doch die 2. Kolonialstadt Malaysias zu besuchen: Malakka, an der bekannten Straße von Malakka, ihrerseits Nährboden für zahlreiche Piraten.
Wieder 5 Stunden mit dem Bus, mit einmal umsteigen in KL, retour ins Flachland.
Eine Frage stellt sich nun: sollen wir schon jetzt ein Over-Water-Resort an der Küste ansteuern oder dieses nur buchen und weiterfahren? - Meine Vorabrecherche in Österreich hat mir nämlich eine Bungalowanlage mitten im Meer in den Kopf gepflanzt; das Wasser glitzert rund ums Haus... Das müsste doch zu machen sein, kurzfristig und die Überzeugung von meinem Partner noch dazu...?? - Im Internet machen wir 3 Resorts an der Ostküste ausfindig: Hibiscus Resort in Port Dickson, Bagan Lalang Resort und Gold Coast Resort. Nummer 1 ist für unseren Geist erschwinglich (Malayische 5 Sterne) und so reservieren wir online für 1 Nacht, wenn wir von Malakka weiter ziehen.
In Malakka suchen wir wieder 2 nette Zimmer... mit Zuversicht und Ausdauer erreichen wir ein nettes, mit geräumigem Foyer gebautes Chinesisches Haus. Frühstück wird im Wohn-/Küchenraum gemeinsam mit einigen anderen Gästen eingenommen (an einem 4er-Tisch), eine Dusch-/WC-Kabine befindet sich auch nebenan. Wir sind entzückt. Direkt im Zentrum in den alten Straßen...
Gleich ums Eck befinden sich der Tempel Cheng Hoon aus dem 17. Jahrhundert, die Moschee Kampung Kling und die protestantische Christ Church am Hauptplatz aus dem 18. Jahrhundert.
Am Wochenende besuchen wir den Nachtmarkt, der direkt vor unserer Tür stattfindet. Neben Gadgets und Handwerk wird auch regionale Küche angeboten; mit Deuten und Englischbruchstücken gelangen wir zu leckeren Fleisch- und Gemüsespießen und Pfannengerichten. Man quetscht sich zu den gefühlten 1.00 anderen Essenden an einen Plastiktisch und genießt. Sofort entwickelt sich ein Gespräch; die Dame ist Englischlehrerin und freut sich, dies mit uns praktizieren zu können.
Am Malacca River entlang wandern wir 30 min, um einen traditionellen Kampong (malayisches Dorf) zu besichtigen. Ein Holzbau aus den 1920er-Jahren auf Stelzen, in mehrere Räume gegliedert, in jede Himmelsrichtung sind ein Fenster oder eine Tür geöffnet, das ist die Klimaanlage.
Bei einem Regenguss geht es nach diesen 3 städtischen Tagen wieder mit UBER ans Meer, genauer gesagt: in unser Hotel IM Meer, nach Port Dickson, „P.D.“, ins Lexus Hibiscus Resort, das einen Preis für das beste Overwater-Resort des Landes gewonnen hat: die Nationalblume, ein Hibiscus, ist ins Meer gebaut. Eine riesige Empfangshalle erwartet uns und mit Elektrobahn werden wir zu unserem Bungalow am Ende der Hibiscusblüten chauffiert. Das Badezimmer hat am Boden einen Glasauslass mit Blick ins tobende Meer unter uns; auf der Terrasse wartet ein Swimmingpool im Ausmaß von 3x3 m.
Gegenüber, am Ende der Bucht, der immergrüne Urwald, darüber der sich schemenhaft abzeichnende Vollmond…
Ich bin fasziniert. Entspannung, trotz Hitze…
Am nächsten Tag können wir einen Hotel-Bootsausflug mitmachen und täglich gibt’s Frischwasser und Snacks kredenzt.
Schon an diesem Abend weiß ich, 1 Nacht hier ist zu kurz, um alles ausführlich genießen zu können…
Wir wollen zum Leuchtturm am Ende der Bucht und stoßen
nach einem Strandspaziergang bald an Zäune. Zurück geht es nicht, der kleine Bach neben dem Hotel ist durch die Flut angeschwollen.
Wie die Affen handeln wir uns an einer Grundstücksgrenze neben dem Urwald entlang und sind im Niemandsland noch immer weit weg vom Ziel. Da öffnet sich das Tor eines Bankgebäudes, ein dunkler Wagen fährt heraus – Check meinerseits, wieviele Leute drinnen sitzen – leider 4! – doch er bleibt stehen, fragt, wohin? Und schon wird mein Partner hinten hineingequetscht, ich schief darauf auf ihn verfrachtet und statt nur bei der Landstraße landen wir wieder unter unseren 5 Sternen. Das nächste Mal werde er in US$ kassieren, meint der Fahrer…
Nach dieser Anstrengung essen wir an den einheimischen Buden an unserem Strand, der Teller um € 1,--, lecker. Alles ist sehr ungezwungen, obwohl die 5 Sterne gleich nebenan sind…
Dann buchen wir die 2. Nacht im selben Zimmer, kein Problem!
Am nächsten Abend zu meinem Namenstag werden wir das internationale Buffet in Anspruch nehmen ;-)
Am nächsten Tag ist also wieder der Leuchtturm dran. Das Problem: zu Fuß zu weit, für UBER zu kurz. Also marschieren wir los, diesmal über die Landstraße. Der Schweiß rinnt in Strömen, doch auf unserem 1-stündigen Weg liegt auch ein Naturpark. Schon von weitem werden wir von Schüler/innen eines Technikums begrüßt: Fotos mit ihnen zu machen, die Ausstellung lokaler Tiere anzusehen, Infos anzuhören. Ein tolles Eintauchen in die lokale Welt! Die vermeintlich jungen Mädchen entpuppen sich als 19-jährige Damen.
Dann noch weiter bergan zum Leuchtturm, wo sich viele junge Pärchen ein Stelldichein geben.
Die Infotafel vor Ort mit Bildern ist ausführlich, jedoch nur in Malayisch…
Der Retourweg sollte für uns angenehmer sein, also halte ich Ausschau am Parkplatz: ein Pärchen steigt gerade in sein Auto und ich sprinte hin. Ob sie uns wohl zur Hauptstraße mitnehmen könnten??
Nach kurzer Überraschung sagt der Mann: „Ja, steigt doch ein!“ Die junge Frau ist anfänglich mit ihrem Handy beschäftigt, aber ich eröffne doch das Gespräch: es stellt sich heraus, dass sie in Irkutsk studiert – und schon sprechen wir ein wenig Russisch miteinander, Selfies werden geschossen und überschwänglich Abschied genommen.
Beim Frühstücksbuffet entdecken wir einen Reindling in Reinform! Auch die Schwammerlsoße am Abend war ein Gedicht – ich habe sie tellerweise pur gegessen unter den erstaunten Blicken des Kochs, da diese nur als Chinesische Suppen-Zutat gefertigt wurde… Die örtlichen Köche werden immer wieder von Deutschen/Schweizer Chefs unterwiesen und kochen/backen dann nach deren Rezepten.
Trotz dieser lukullischen Genüsse muss ich unsere Reise weiter planen.Wieder ist mir Sepang, der Malayische F1-Kurs in den Sinn gekommen und der liegt nur 45 min von hier entfernt!
… also noch eine Luxusnacht anhängen und Partner überzeugen, dass F1 unumgänglich ist...!
Und dann noch sichern, dass wir auch eine Tour mitmachen können! Die Rezeptionistin ruft für uns an; wir sollen am darauffolgenden Tag, 14 h, vor Ort sein. Prima! - - -
Auf der Fahrt mit der Elektrobahn höre ich neben mir sehr gutes Englisch von einer Araberin und frage sie, woher? Aus Saudiarabien, sie ist Lehrerin! Sie hat ein Kind dabei und hinter ihr sitzen dunkelhäutigere zu ihr gehörende Saudische Damen. Was ich mache? Auch in der Schule tätig. Sie mache Spezialpädagogik – ich auch. Eigentlich Gehörlosenpädagogik – ich auch. Habt ihr auch Kinder mit Downsyndrom? Sie ist fasziniert. Arbeitet in Jiddah, am Meer. Ein Selfie zum Abschied und eine herzliche Umarmung unter Berufskolleginnen folgen.
Wie nah doch die ferne Welt ist!
Während wir in der Hotellobby auf unseren UBER-Driver warten, ruft gerade die Chinesische Reiseleiterin mit Megaphon ihre Gruppe zusammen, ein schrill gekleideter Haufen von Teenagern.
Das Warten zieht sich in die Länge und wir wollen an der Bordsteinkante sitzend warten. Dies macht den Hotelboy nervös, wir mögen doch Platz nehmen in der Lobby, woher wir kämen, ob es uns hier gefalle? (das hatten wir schon am Vortag mit ihm besprochen) – und immer lächelt er dazu, ich leider nicht mehr, er verstellt mir die Sicht auf die hereinkommenden Fahrzeuge.
Wir erreichen mittags Sepang, das dem riesige F1-Gelände, wo wir erst den Eingang suchen müssen. Anmeldung zur Führung für mich, ein Mittagessen im Café auch für meinen Partner.
Das Gepäck bleibt selbstverständlich gut aufgehoben bei den netten Damen des Empfangs.
Ich kann den Tower des Flughafens sehen.
2 Malayinnen mit VW-Bus erwarten unser 8-köpfiges Grüppchen aus Europa. Beide tragen Kopftuch. Wir finden einander sympathisch und so klären wir in 10 min alles Wissenswerte über familiäre Strukturen und Auflagen, das Leben als Frau allein, die Suche eines Freundes usw. unterwegs stößt noch ein junges Wiener Pärchen zur Gruppe! Sie in Hotpants und T-Shirt mit Ausschnitt. Ob ich auch so unter der plumpen Anmache der Inder zu leiden habe? - -
1, 5 kurzweilige Stunden. Im Oktober 2017 findet das letzte F1-Rennen hier statt, da sich die einheimische Bevölkerung die Tickets nicht leisten kann und so die weitere Finanzierung unmöglich ist. Die Rennstrecke wird weiterhin für die in Malaysia so beliebten Motorradrennen genützt werden.
Als wir wieder auf unseren UBER-Fahrer warten, quert 50 cm von mir entfernt gemächlich ein ¾ m langer Leguan die Straße. Woher war er gekommen, wo doch eine dichte Umzäunung vorhanden ist? – Früher war hier Urwald, so die relaxte Antwort der Einheimischen…
In zwei Tagen fliegen wir retour und benötigen noch eine Bleibe für 2 Nächte in der Nähe des Flughafens... wir fragen unseren UBER-Driver, was er vorschlagen würde. Günstig erweist sich die kleine Stadt Seremban, knapp außerhalb von KL. Ein Indisches Hotel mit 2 Einzelzimmern ist über Booking.com schnell gefunden, ein begehrtes, wie das Schild „Room full“ vor Ort erahnen lässt…
Unser Fahrer soll uns dann am Sonntag um 6 h früh zum Flughafen abholen.
In Seremban lassen wir unsere abwechslungsreiche Reise ausklingen. Abends besuchen wir den nahen Straßenmarkt und laben uns an kleinen Köstlichkeiten, mit Zeichen und wenigen Englischen Wörtern erklärt…
In der Früh ergänzend zu unserem Lobby-Frühstück (Kaffeeautomat, Donuts, Toast, Marmelade) vom kleinen Frühstücksstand gegenüber einige scharfe Häppchen.
Tagesbeschäftigung in einer nicht touristischen Gegend: mit dem Lokaltaxi zum nächsten Einkaufszentrum. Shopping, Mittagessen unter Ventilatoren im Freien und vorm Heimfahren noch ein Besuch bei einer Karaoke-Veranstaltung eines Telekom-Anbieters. „Yes, please come, do have a seat, do you want to sing?“ Aus gefühlten 1.000 englischen Titeln wähle ich „Blowing in the Wind“, da dies sowohl in männlicher als auch weiblicher Stimmlage für mich singbar ist. Sofort klatschen die Zuhörer mit, die Stimmung ist fein. Dann folgen noch einige Runden der Malayinnen, welche kess ihre Hüften schwingen und auch Lieder der Männer. Am Ende eine Verlosung eines Preisausschreibens; der letzte übrige Preis geht an: „Lovely Susanne from Austria!“. Ich bin gerührt.
Abends unterbricht ein Wolkenbruch unseren Spaziergang in der Nachbarschaft und so landen wir in einem kleinen Malayischen Familiy-Restaurant.
In der Morgenfrische (sie existiert auch hier!) warten wir auf Chang, unseren letzten UBER-Driver. Und warten…
Nach 20 min müssen wir ein örtliches Taxi rufen; und wider Erwarten kostet uns dieses für 45 min Fahrt auf der Autobahn nach KLIA nicht mehr als von Wien nach Schwechat…
Asien für Einsteiger würden Reisekundige dieses schöne Land bezeichnen. Leichtigkeit verspürt man, Erholung stellt sich ein, man ist Entdecker und Erforscher.
Susanne Wallner
Februar 2018