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Die Mongolei


Dorthin, wo der Mongolenherrscher Dschingis Khan seine Reiterheere über die Steppen trieb, dort kann man heutzutage eine wunderbare naturbezogene Reise machen.

In ein Land in 1.400 m Seehöhe, welches im Norden alpenähnliche Landstriche zu bieten hat (man meint, man sei in der Schweiz), dann in Grasland übergeht, weiter in Steppe bis endlich rund ums Altaigebirge Wüste auftaucht, die Gobi.

In ein Land, das in der Mitte des eurasischen Kontinents liegt und somit einem extremen Klimawechsel von Sommer zu Winter unterworfen ist. In den warmen Monaten von Juni bis September gibt es viele Niederschläge, welche den Sandboden in Schlammmassen verwandeln, bei Temperaturen von 15°C bis 35°C in der Wüste. Im Winter vereist der Boden. Temperaturen bis -30°C sind üblich, in strengen Wintern, wie 2001 einer war, ein so genannter "ZUD", sogar bis -40°C.

In ein Land, das aus Natur pur besteht und nur eine "Groß"stadt aufzuweisen hat, Ulaan Baatar, die Hauptstadt der Mongolei. Ein internationaler Flughafen, ein Häusergewirr ob versäumter Stadtplanung entstanden, rundherum Jurten (Rundzelte der Nomaden), Fabriken, grau in grau. Mit der Entwicklung der Stadt ziehen auch Armut, Kriminalität und Prostitution ein. Um sich das Studium finanzieren zu können, warten Studentinnen in Inlokalen auf ausländische Freier, welche sie in ihre winzigen Mietwohnungen im Plattenbau um eine Handvoll US-Dollars bitten. Die Globalisierung hat bereits deutsche Bierstuben sowie ein Wiener Cafe hervorgebracht mit Apfelstrudel und Melange.

Rotel

Wir fuhren mit dem Rotel-Bus durch die endlosen Weiten. Eine Gruppe von 20 Personen in einem zu einem fahrenden Hotel umgebauten Bus. Alle 3 Tage eine warme Dusche mit fließendem Wasser, sonst nur spärliche Flüsschen. Es tauchen immer wieder sogenannte "Camps" auf, wo derlei Annehmlichkeiten, mit einem kleinen Restaurant oder Shop geboten werden.

Die 3 täglichen Mahlzeiten werden aus lokalen Produkten gefertigt; was möglich ist, wird aus der Hauptstadt mitgeführt (Kartoffeln, Eier, Gemüse), Fleisch wird zugekauft (Yak, Kamel), den Rest darf man sich dazu denken. In Arwajcheer, auf dem Weg in die Gobi, erstand ich auf dem Wüstenmarkt zu trockenem Brot und Tee lediglich Fruchtzwerge und Apfelmus - Aber dies war auch schon eine Aufwertung des kargen Speiseplans in den Tiefen der Gobi. Abends gab es oft Lagerfeuer und jeder verschwand zur persönlichen Toilette hinter einem der zahlreichen Hügel. Wer zu weit ging, musste sich am Feuerschein orientieren, so einer vorhanden war - Aber es kehrten zum Glück alle heil heim!

Rotel

Zur Toilette tagsüber sei angemerkt, dass die Hügel nur abends angefahren wurden. Sonst ist die Mongolei eben, ohne Strauch oft, um sich zu verstecken - Da wurde dann vom Reiseleiter eingeteilt, die Männer haben sich vor dem Gefährt zu drapieren, die Damen an der Hinterseite - Die Interpretation der Bitte sah dann so aus, dass die Männer in einem weiten Halbkreisbogen um den vorderen Teil des Busses standen. Eine weitere Auflage kam zum Tragen, als einem Teilnehmer ein Toilettenpapier direkt vor die Linse seiner Kamera flog - man musste ein kleines Steinchen finden (mühsam!) und selbiges beschweren.

Immer wieder konnten wir bei sogenannten Auls Halt machen, um mit der örtlichen Bevölkerung Kontakt aufzunehmen. Ein Aul ist eine Jurtenansammlung mit Viehkobel für Pferde, Schafe, Ziegen. Mehrere Familien wohnen zusammen und verrichten die täglichen Arbeiten gemeinsam. Es sind Nomaden bis Seminomaden, die fast Selbstversorger sind. Lediglich das Kamel oder Pferd als Transportmittel haben sie eingetauscht gegen stabile Pickups. Im Inneren der Wohnjurte befinden sich hübsch bemalte Truhen, Spiegel, Schlafstellen an den Wänden. In der Mitte der Ofen, darüber das Fleisch zum Räuchern. Im Sommer gibt es eine Filzschicht als Aussenhaut der Jurte, welche durch Anheben derselben gelüftet werden kann. Im Winter werden bis zu 7 Schichten Filz übereinander über das zusammenklappbare Holztragegestell gebreitet.

Rotel

Wir werden oft zu den üblichen Milchprodukten wie Quarkstückchen und Yakbutter, Milchtee und natürlich auch zum Knabbern am zähen Fleisch eingeladen! Es wird viel gelacht, Fotos werden hergezeigt, über die Lebensgeschichte berichtet. Wir fühlen uns sehr wohl! Zur sicheren Hygiene spült man mit einem Schluck Arak nach, so wie die Mongolen auch - da kommt dann eine gehörige Menge Alkohol zusammen.

Die Tiere lagern rund um die Hütten und in strengen Wintern kann es vorkommen, dass sie mit ihrer dicken Fellschicht am Boden fest frieren.

Eines der schönsten Erlebnisse in der Mongolei sind die freilebenden, ohne Zäune herumziehenden Tierherden. Viele der Herden gehören den Nomaden (mongolische Pferde, Kamele, Yaks, Schafe, Ziegen), doch es gibt unzählige wilde Pferde sowie ebenso wilde Kamele.

Die Pferde sind vorzügliche Reittiere, stämmig, nicht sehr hoch und werden mit Holzsätteln gezäumt. Ein Ritt auf solchen ist also mehr ein Erlebnis rauher Natur und bringt den Ungeübten blaue Flecken ein! Ein Kleinkind von 3 Jahren, Mädchen wie auch Jungen, beherrscht das Reiten bereits perfekt - Fahrräder etc. gibt es ja nicht.

1 mal jährlich wird in verschiedenen Teilen des Landes das Nadaam-Fest veranstaltet. Es ist dies ein Treffpunkt für Jung und Alt. Bogenschießen, Ringen und Reiten stehen auf dem Programm. Ersteres wird von beiden Geschlechtern ausgeführt, Ringen ist Männersache und geritten werden die Pferde von 4 - 6-jährigen Mädchen und Jungen. Das Haupt-Nadaam findet im Juli in UB statt und dem Sieger erwachsen hohe Ehren.

Rotel

Unterwegs trifft man immer wieder auf sogenannte "Ovoos", Steinhaufen auf Hügeln oder markanten Punkten von Straßenrouten. Es sind dies heilige Steintürme, welchen Gegenstände des Alltags, wie Autoreifen, Fett und Geldscheine als Opfer bei gegeben werden. Man umfährt oder umgeht solch ein Ovoo 3 mal, um den jeweiligen örtlichen Berggottheiten Ehre zu erweisen.

Die zahlreichen Klöster, die unter der kommunistischen Ära fast zur Gänze zerstört wurden, erstehen wieder in altem Glanz und Glaube wird wieder gelebt.

Wir haben auch 2 mal die Möglichkeit, die künstlerische Seite der Mongolen kennenzulernen: der traditionelle, viel verehrte Obertongesang der Männer ist beeindruckend; die Sänger sind Idole und werden ob der Anstrengung, 2 Tonarten gleichzeitig hervor zu bringen, nicht alt. Weiters sahen wir die typischen "Schlangenmädchen", welche ihre Glieder unnachahmlich verrenken sowie einen Tanz mit lebensgroßen Masken. Es war ein farbenfrohes Schauspiel. Danach wurden wir alle zum Feiern und Tanzen eingeladen, es war ein schönes Miteinander!

Mongolische Umweltschützer warnen vor den tiefgreifenden Veränderungen, welche im letzten Jahrzehnt in der Natur des Landes stattgefunden haben. Für uns westliche Reisende bedeutet die Mongolei nach wie vor wildes Terrain, Natur pur, Freiheit, Selbstbestimmung.

Viele Mongolen ziehen nach einiger Zeit des Lebens in der Hauptstadt in die Steppe zurück, um dort ihr traditionelles Leben wieder aufzunehmen.

Susanne Wallner


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Letzte Änderung: 2004-01-31 - Stichwort - Sitemap