Der über lange Zeit schwer bereisbare Teil der „Insel der Aphrodite“ präsentiert sich nun mit all seiner Gastlichkeit:
Übernachten ist in guten Hotels, Ferienanlagen am Meer und privaten Ferienwohnungen möglich, die Gastronomie ist vielfältig – wenn auch sehr fleischlastig.
Die Anreise kann über Südzypern erfolgen, mit Direktflug aus der EU, oder über einen Zwischenstopp in der Türkei direkt nach Ercan, dem Flughafen Nordzyperns.
Die Nordzyprioten sind entspannt, sehr freundlich, hilfsbereit und sprechen oftmals gut Englisch.
Die Strände und das Meer sind sauber; der gesamte Inselteil wirkt „aufgeräumt“. Die EU unterstützt Tourismus-Projekte, wie zum Beispiel einen „Beachwalk“ in Lapta (Lapithos).
Es ist ein friedliches Leben hier; die Kriminalität ist minimal. Es gibt viele Rückzugsmöglichkeiten vom Gruppen-Tourismus.
Mehrheitlich trifft man Engländer und Russen als Gäste an. Briten sind historisch gesehen schon lange auf der Insel vertreten, unterhalten auch zwei Militärbasen im südlichen Teil der Insel. Deshalb auch der Linksverkehr.
Weiters findet man viele Student/innen aus dem arabischen und afrikanischen Raum. Diese besuchen die hier ansässigen amerikanischen Privatuniversitäten. Flüchtlinge sind hier nicht erwünscht, obwohl die syrische Grenze nur 80 km entfernt liegt. Es gäbe sowieso keine Jobs; die Menschen würden in andere Länder weitergeschickt werden.
Der Norden lebt von der Agrarwirtschaft; hunderte Meter weit fährt man an Zitrus- und Erdbeerplantagen vorbei. Diese verbrauchen das gesamte Wasser der Insel. Seit 2015 erhält Nordzypern zusätzlich aus einer in 250 m Tiefe im Mittelmeer schwimmenden 80 km langen Rohrleitung von der Türkei Nachschub.
Die Auswirkungen der Bankenkrise von März 2013 sind an den unzähligen unfertigen Hotelanlagen entlang der Küste zu bemerken. Häuser sind günstig zu erwerben.
Die Republik Nord-Zypern ist seit 2004 Mitglied der EU; der nördliche Teil wird aufgrund von immer wieder aufgeschobenen Verhandlungen nicht als EU-Land anerkannt. Nordzypern sieht sich als autonomer Staat, wird jedoch nur von der Türkei als solcher anerkannt. Bis zu einer Gesamtlösung des Zypernkonflikts lehnt die Türkei die Anerkennung der Republik Zypern (südlicher Teil der Insel) ab.
Die akzeptierte Währung sind die Türkische Lira und der Euro.
Zum Ausspannen ist der Nordteil Zyperns wunderbar: viel Natur, viel Küste, sauberes Meer, Geschichte und verträumte Städte. Ein Highlight ist die Halbinsel Karpaz. Man fährt mit dem Mietauto oder dem Fahrrad durch unberührte Dünenlandschaften, passiert zum Beispiel den breiten sandigen „Golden Beach“, dessen Lage traumhaft ist. Unterwegs trifft man die wilden Esel an, die überhaupt nicht aggressiv betteln, sondern freundlich durch die Windschutzscheibe „lächeln“. Ornithologen können sich 32 Vogelarten erfreuen, darunter der Häherkuckuck oder Schuppengrasmücke. Das dahinter liegende Troodosgebirge bietet Wanderungen durch Koniferenwäder und herrliche Ausblicke über die Küsten. Kulturhistorische Einblicke bietet zum Beispiel die Hafenstadt Girne (Kyrenia). Mächtig ist die Festung St. Hilarion mit Blick auf das kreisrunde Hafenbecken. Die Gässchen durch die Altstadt führen bergauf und –ab.
Weiters sollte ein Besuch des nördlichen Teils der Hauptstadt Nikosia (Lefkosia) nicht fehlen!
Die Altstadt ist umgeben von einer Venezianischen Festungsmauer mit 11 Bastionen. Viele der zypriotischen und venezianischen Häuser wurden restauriert, das Flanieren vorbei an diversen Moscheen, christlichen Kirchen und Hamams (zum Beispiel Büyük Hamam – das große Hamam) lohnt sich! Die Sophienkathedrale wurde in der osmanischen Zeit zur Selimliye Camii; einem gotischen Kirchenbau als Moschee. Beeindruckend!
Will man noch weiter in der Geschichte zurückgehen, findet man römische Ausgrabungen; so zum Beispiel in Soloi eine spätrömische Anlage.
Ich habe meinen vielfältigen Aufenthalt sehr genossen und kann einen Besuch des Nordteils von Zypern nur empfehlen!
Ostern 2016
Susanne Wallner