Ein Coming home ist diese Reise. Vertrautheit macht sich breit.
Es ist das Essen, das uns Tag für Tag Beständigkeit gibt.
Um 21 h Ortzeit gibt es für unsere eigentlich schon schlummernden Mägen eine Tomatensuppe aus der Dose mit Toastbrot. Weiss. Und Käse.
Dann fallen wir um.
Vor dem Frühstück träume ich: Pancakes, duftender Toast mit Marmelade – all das baut sich eine Stunde später auf dem Tisch vor mir auf: die Palatschinken sind zwar aus der Fertigmischung, die südliche Zugabe: Red Skin Potatoes macht dies jedoch wieder wett.
Syrup darf natürlich nicht fehlen.
Vorab wird von unseren Freunden eine indische Tradition eingeführt: Masala-Tee aus einer indischen Gewürzmischung vorab, mit salzigen Biscuits und kleinen Käseschnittchen.
Am Abend, am Fuße des Stone Mountain, gibt’s Picknick auf der Decke: jeder nagt an 2 Hühnerflügerln, dazu wird Coleslaw und Sweet Pickle Juice gereicht; Veggieburgers und schon weiche French Fries als 2. Gang. Die Nachspeise sind 2 Riesen-Chocolate Chip-Cookies, die wir mit „death by chocolate“- Augen durch 4 teilen. Die Schokolade ist flüssig drinnen...
rundherum wird geschlemmt: die 10 Vietnamesen vor uns futtern Vietnamesisches Essen aus den Pappkartons, die Chinesen hinter uns Chinesisches, die Jugend frönt Coca Cola-Orgien.
Beim nächsten Frühstück kriege ich endlich meine geliebten English Muffins – runde Weizenteiggebilde, die zerschnitten, in den Toaster gesteckt und mit Butter und Grape Jelly bestrichen werden.
Bereits am 2. Tag habe ich 10 dag zugenommen.
Zu Mittag gibt es zum ersten Mal hier für uns indisches Essen: klein geschnittenes gekochtes Gemüse mit indischen Gewürzen, mit Ei überbacken. Üppig!
Beim 3. Frühstück mein nächstes Highlight: Porridge, auch instant, mit Maple Syrup. Eine Schüssel ist nicht genug! Dann noch Cereals mit Milch.
Nachdem wir tagsüber den indischen Riesentempel aus Marmor, Sri Swaminarayan Mandir, in Atlanta – Lilburn durchwandert haben, warten zur Stärkung Veggie Burger auf uns.
Am Abend kommt der älteste Sohn Ash mit Frau Beth und Söhnen Will und Natie zum Dinner. Es gibt ein kleines indisches Büffet: Samosas, raita, ghee, alu ghobi,...
Als Nachspeise gibt es unter aanderem: Mannerschnitten!
Vor dem Aufbruch zu unserer Rundreise durch Tennessee, The Carolinas und Georgia – the Peachstate - nehmen wir ein typisches Southern Breakfast in der Fastfood-Kette „Chick Fil A“ ein.
In festem Knisterpapier wird ein dickes Biscuit belegt mit Eierspeis, Speck, Cheddar und Gravy serviert. Und das bei 33° C Außentemperatur um 10 h. Ein Frühstück für die ehemals hart arbeitenden Baumwollpflücker.
„Why so much bacon?“ - said no one ever - ist hier ein Leitspruch. Ich schaffe die Hälfte meines Biscuits. Unsere Nachbarn nuckeln nebenher an ½ l Cola, welches sie immer wieder nachfüllen.
Bevor wir in Memphis die Lamplighter Lounge für Countrymusic einfallen, machen wir uns noch über ein Jambalaya her. Stark gewürzt und übergroß macht es uns etwas behäbig...
Am nächsten Mittag gehen wir dem Vorschlag von Ash nach, „Prince´s chicken“ zu suchen. Obwohl eher Vegetarier, suchen wir es in der Vorstadt. Unscheinbar, ebenerdig, mit kleinem Schild versehen, wird es durchgehend frequentiert. Drinnen gibt es 5 schmucklose Tische mit Bänken und eine Essens-Ausgabestelle. Davor steht ein Poundcake-Tisch. Nach 20 min in der Schlange gibt man seine Bestellung auf, die man auf einer Überkopf-Plastiktafel lesen kann: Hendel gebraten in 7 Schärfegraden, von mild bis XXXL hot. Dazu Coleslaw, Toast oder Fries. Wir erstehen mild und XX hot, zum Glück. Dann warten wir 1 Stunde. Unsere Boxen werden nicht beschriftet. Bei unserem Autopicknick erhalte ich die hoffentlich einmalige Gelegenheit am eigenen Leib zu spüren, wie sich unerträgliche Schärfe in Mund und Rachen auswirken kann: Stillstand der Motorik, unkontrollierter Speichelfluss, Gesamterscheinungsbild nach außen: „Kurz vor dem Exitus“. Danach Boxentausch, mein mildes Huhn versöhnt mich dann.
In Nashville im Super 8 Motel ist das Frühstück inkludiert – ein Selbstgänger: eine auch für Europäer angenehme Auswahl: Toast, Jam, Cereal, Milch, Saft, Apfel, eine Teigmaschine für Waffles-Teig zum Herunterlassen sowie ein Waffeleisen zum Selbstbedienen.
Das Mittagessen nehmen wir unterwegs im Walmart ein. Ich nehme von den in rasantem American English erklärten warmen Schätzen der Vitrine jeweils die kleinste Portion, was die Verkäuferin unruhig werden lässt und trotzdem ist es zuviel für 2: Coleslaw, Cheese-Maccaroni (eine Kalorienbombe), Corn, Okra und als Nachtisch mein geliebtes Riesencookie.
Unser nächstes Frühstück findet im Wafflehouse statt, einer Kette – unsere indischen Freunde benannten es in „Awful House“ um (Gleichklang!).
Wir können diese Empfindung nicht teilen.
Auf der Plastikunterlage findet sich die Speisekarte – ein Teller umfasst 2 Spiegeleier, Toast (minimal), Maisbrei und zur Wahl: Speck, Schinken oder Wurst. Für deftige Frühstücker gibt’s auch Steak und Rösti, Tomaten und jede Menge Saucen.
Über die Smokey Mountains erreichen wir Cherokee, ein kleines Dörfchen.
Am Sonntag sind wir um 10 h spät dran fürs Frühstück, jedoch nicht das Publikum at Peter´s: der Platzanweiser ist nicht in Eile, wir sollen uns in eine Liste der Wartenden eintragen, wir wären an 10. Stelle; ist ein Tisch frei, sucht er in aller Ruhe die Gäste, drinnen, vor der Tür, neben dem Haus.
Ich erspähe 2 freie Plätze an einem 4er-Tisch. Der Einteiler hat nichts dagegen. Unsere neuen Tischnachbarn blicken 1/100 Sekunde irritiert, um uns dann willkommen zu heißen. French Toast gibt es heute! Lecker. Alles sofort fertig. Mit Zimt bestreut. Das Ehepaar betet, um uns dann unter anderem über Religion und politische Einstellung zu befragen. Sie haben selbstverständlich Waffen zu Hause und diese sind mangels Kindern: unverschlossen.
Nach österreichischer Manier begeben wir uns auf eine 2-stündige Wanderung in einen Wald aus Farnen und Magnolienbäumen in Sauna-Temperaturen.
Danach landen wir in einem Family-Restaurant, das ein Mittagsbuffet anbietet: ich schlemme bei Erdäpfelpüree mit Pfeffersauce, Maispüree, gebackenem Kürbis, Cheddar-Cheese-Maccaroni (bei den Kindern beliebt als „Mac´n Cheese“), Knödelfülle und Catfish. Kaltes Wasser mit Eiswürfeln wird endlos nachgeschenkt, ein Getränk muss nicht bestellt werden.
S. belässt es bei der kleineren Buffet-Variante: Salat mit diversen Käsen und Breadcrumbs und dicker Suppe.
Am nächsten Tag verlassen wir den Interstate 26 (I 26) Richtung Süden aufs Geratewohl, um in einem kleinen Städtchen zu Mittag essen. In Newberry rollen wir die Hauptstrasse entlang und das einzig geöffnete Lokal ist das von außen unscheinbare „The Grille on Main“. Drinnen finden wir bis auf einen alle Tische mit Leuten, die in der Mittagspause sind, besetzt. Die Architektur ist einladend: mit dunklem Holz getäfelte Decke und historische Bilder an den Wänden. Meine Spagetti mit Tomatensauce bestehen aus Suppennudeln.
An der Küste in Charleston nehmen wir um 22 h mangels anderer Essensmöglichkeiten mit einer netten, jedoch düsteren Bar vorlieb; ich esse Nachos an Guacamole mit Blauschimmelkäse.
Nach einer ausgiebigen Besichtigung der USS Yorktown, einem Flugzeugträger, welcher 1968 die zur Erde zurück gekehrte Mondkapsel aus dem Pazifik gefischt hatte, wollen wir zu Mittag ein typisches einheimisches Lokal aufsuchen, das Gumbo serviert. Es ist ein Eintopf der Südstaatenküche. Das gesuchte Café am 6-spurigen Coleman Boulevard ist leider aufgelassen, doch auf der gleichen Straße wird uns der Okra Grille empfohlen.
Ohne Reservierung haben wir Glück, mit Buzzer ausgestattet, nur 20 min in 35° C einigermaßen bequem sitzend vor dem Lokal auf unseren Tisch warten zu müssen. Dann biegt sich dieser ob der ausgewählten Köstlichkeiten: auf einem Beistelltisch werden gebratene Austern, Maisbrot mit Jalapenos, gekochte Okra, gebratene grüne Tomaten, Süßkartoffeln und Salat serviert. Danach darf ein Cupcake mit rosa Glasur und silbernen Perlen nicht fehlen. Getrunken wird hier Sweet Tea.
Aufgrund einer Empfehlung von zwei netten Amerikanerinnen, die wir an Charleston´s Waterfront in einer der öffentlichen Hollywood-Schaukeln sitzend kennen gelernt hatten, besuchten wir Hiltonhead-Island. Eine Ferieninsel, wie aus dem Film „Dirty Dancing“ entnommen.
Als eine der vier Sehenswürdigkeiten, neben Leuchtturm, Pinienwald und Dünenstrand, wurde uns das Salty Dog´s Café empfohlen.
Als wir uns dort einfinden, fällt mir eine Überkopf-Anzeige ins Auge mit 3 Zahlen und darunter jeweils einem Namen. Ich kombiniere, dass man auf einen Tisch ohne Reservierung im Lokal Land´s End Tavern 90 min, im Salty Dog´s Café 120 min und im Ice Cream Shop nur 15 min warten muss...
Da wir auch im Urlaub nicht die endlose Geduld der Amerikaner aufs Essen zu warten aufbringen, entscheiden wir uns für Jake´s Salty Dog´s Pizza to go und genießen diese auf den Bordplanken.
Das Frühstück in Savannah lockt uns in ein jüdisches Café namens Maté Factor, in welchem an lediglich 3 Tischen ein „organic breakfast“ serviert wird: riesige Sandwiches im bereits bekannten Knisterpapier, z. B. mit Spinat und Käse, oder Schwarzbrot (!!!) mit Truthahnfilet und Salat, dazu Kaffee im Pappbecher. Aber als Draufgabe, neben der Kasse platziert: Maple Syrup Sweet Potato Pound Cake – er wiegt wirklich fast ein halbes Kilo!
Diese kulinarische Grundlage befähigt uns, zumindest viertelstundenweise in diese wunderbare Stadt mit ihren restaurierten Häusern aus dem 19. Jahrhundert einzutauchen, dann flüchten wir in eine kühle Kirche oder ein Visitor´s Center.
Wir müssen unbedingt Paula Deen´s Restaurant besuchen, gab uns unsere indische Gastgeberin Aruna mit auf den Weg, sie ist eine Haubenköchin!
Meine Euphorie, für das Abendessen einen Tisch dort zu buchen, hielt sich ober der erfahrenen Wartezeiten und auch zu erwartenden Preise für die gehobene Küche in Grenzen.
Als wir jedoch um 16 h just vor dem Lokal landen, muss ich einen Versuch starten. Um diese Uhrzeit ist noch nicht voll besetzt und im 3. Stock bekommen wir einen 2er-Tisch.
Recht gemütlich, keine Schickeria, aufmerksames Personal, schon das Gedeck mit Maisbrötchen lässt den Gaumen hüpfen. Es gibt auch hier ein Südstaaten-Buffet, wir entscheiden uns jedoch á la Carte zu essen.
Die Tomaten-Dill-Suppe können wir in kleinen Schnapsgefäßen vorab kosten, um dann wieder einen „Superbowl“ kredenzt zu bekommen. Auch hier kann ein gegrillter Käsetoast dazugenommen werden („add a grilled cheese toast“).
Als Hauptgang nehmen wir einen Ceasar´s salad und ein Crabcake, welches mit der jeweiligen Garnitur mehr als ausreichend ist (Pico de Gallo, Fisolen, Couscous).
Ein Hauptgericht kostet U$ 25,--.
Auf dem Weg retour nach Atlanta stoppen wir in Macon, um zu frühstücken. Ich nehme ein PNJ – Peanut Butter Jelly-Sandwich, S. ein Hoecake – Pancake mit Maismehl.
Unsere gesamte Reise hat uns an den flächendeckend installierten Mickey D´s, so der Spitzname in den USA, vorbeigeführt
und Essensgenüsse nach der Conclusio unseres Freundes Arun: „Everything is BIG here in America“, beschert.
Susanne Wallner
November 2016