Ziel der von den Bürgerinitiativen Rechenfeld - Tullnerbachstrasse und Deutschwald veranstalteten Podiumsdiskussion war es, interessierte BürgerInnen über Probleme bei der Errichtung von Sendestationen und eine mögliche Gesundheitsgefährdung durch deren Inbetriebnahme zu informieren.
Diskussionsleiter war Dr. Roland Pumberger, der für einen sachlichen und konstruktiven Ablauf der Veranstaltung sorgte.
Die erste Gesprächsrunde diente zur Problemdarstellung aus medizinischer, technischer und rechtlicher Sicht.
Dr. Hutter und Dr. Klaus Wihlidal, Allgemeinmediziner in Wolfsgraben, sprachen übereinstimmend von einer möglichen Beeinträchtigung der Gesundheit (Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Erhöhung des Ruheblutdrucks bis hin zu Langzeitfolgen wie Krebs), wobei es aber noch viel zu wenige wissenschaftliche Studien gibt. Faktum ist, dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass elektromagnetische Wellen, die von Mobilfunkanlagen ausgehen, krank machen.
Solange es keine gegenteiligen Untersuchungsergebnisse gibt, so Dr. Hutter, müsse also das Vorsorgeprinzip gelten, das heißt: die Gesundheit und das Wohl der Bevölkerung muß Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen haben.
DI Paul Karacson, Vertreter der Landesregierung, führte den technischen Teil aus. So konnte man erfahren, dass höhere Masten zwar das Ortsbild stören, aber weniger Belastung für die Anrainer bedeuten. Weniger Masten wiederum ziehen eine grössere Belastung der Handytelefonierenden nach sich, wobei es sich hier um eine kurze, freiwillige Exposition handelt und nicht wie bei Basisstationen um eine unfreiwillige "24 Stunden-Dauerbestrahlung."
Zur rechtlichen Seite nahm Eva Marsalek von der Plattform Mobilfunk - Initiativen Stellung.
Sie sprach von fehlenden Grenzwerten für die auftretende Strahlung, von Entwertung der Grundstücke und Wohnungen im Umkreis der Sendeanlagen und von der Ohnmacht der Anrainer, die weder Recht auf Information noch auf Intervention haben.
Die Vortragenden waren sich einig, dass die jetzige Situation (18 Sendemasten in Purkersdorf) aber erst die Spitze des Eisbergs ist, denn für die neue UMTS-Technologie werden mindestens doppelt so viele Anlagen benötigt, um die Fülle der Daten transportieren zu können.
Der zweite Teil der Diskussion befasste sich unter Einbeziehung des Publikums mit möglichen Lösungsvorschlägen zur Verbesserung der zur Zeit für Gemeinde und BürgerInnen misslichen Situation.
Am Vortag der Veranstaltung wurde im Gemeinderat ein Antrag von Bürgermeister Mag. Karl Schlögl und Finanzstadtrat Pleischl beschlossen, der vorsieht, im Rahmen des Raumordnungsplanes ein Konzept für den weiteren Ausbau des Mobilfunknetzes zu erstellen.
Es soll dann, laut BGM Schlögl, Zonen geben, wo keine Masten errichtet werden dürfen und im übrigen Gebiet könnten Konsensstandorte mit der Bevölkerung, Fachleuten und den Betreiberfirmen erarbeitet werden, wobei eine rechtliche Prüfung des Modells noch ausständig ist. Auch bestehende Masten müssten in das neue Modell einbezogen werden, neu überdacht, optimale Standorte gesucht oder gegebenenfalls durch geringfügige Veränderungen umweltverträglicher gemacht werden. Hier ist auf die Mitarbeit der Betreiberfirmen zu hoffen,die leider auch auf mehrmalige persönliche Einladung der Veranstaltung ferngeblieben sind.
Laut Dr. Hutter gibt es im Bezug auf Sendeanlagen weder Anlass zur Verharmlosung noch zu übertriebener Angst. Aus medizinischer Sicht wird ein Grenzwert von 1mW/m² gefordert (die EU-Ratsempfehlung liegt bei 4.500 bzw. 9.000mW/m²), der die Beeinträchtigung der Bevölkerung möglichst gering halten und als gesetzlicher Grenzwert gelten soll.
Weiters wurde die Parteistellung der BürgerInnen im Bauverfahren und eine regelmäßige technische Überprüfung der Anlagen gefordert.
Abschließend ist zu betonen, dass sich alle anwesenden Politiker für die Ausarbeitung eines sinnvollen Konzeptes zum Ausbau des Mobilfunknetzes ausgesprochen haben.
Sehen wir es als Beginn einer hoffnungsvollen und beispielhaften Zusammenarbeit von Gemeinde und BürgerInnen zur Erhaltung und zum Schutz unseres Erholungs- und Lebensraumes.
Susanne Masetti