Purkersdorf Forum Archiv 2007
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Hans-Jürgen Gaugl ® sagt am 03.05.2007 13:48 zu manfred bauer ®:Erster Beitrag

Re: Re: Re: Re: armut hat konjunktur


Hallo Manfred, Christian und alle Übrigen, die hier Interesse an diesem Thread zeigen!
Ich muss Dir, lieber Manfred, ein Kompliment aussprechen. Denn Du bist unermüdlich in Deinem Bestreben, die Augen der Menschen im Allgemeinen und der PolitikerInnen im Besonderen für die Armut in Österreich zu öffnen. Sie ist leider ein Faktum, ein Faktum das wir einfach nicht tatenlos hinnehmen dürfen, vor dem wir die Augen nicht verschließen dürfen, das wir nicht schön reden dürfen, das wir schon gar nicht in Pausch und Bogen als selbst verschuldet bezeichnen dürfen.
Mein Zugang dazu ist, dass wir zunächst einmal Rahmenbedingungen schaffen müssen, damit es jeder selbst schaffen kann, aus der Armut herauszukommen. Es gibt für mich nichts schlimmeres, als darauf angewiesen zu sein, dass mir jemand was "schenkt". Und ich denke, es geht den meisten Menschen so: für das Selbstwertgefühl, das wir alle brauchen, ist es verdammt wichtig, einfach davon überzeugt sein zu können, es selbst zu schaffen.
Die Rahmenbedingungen fangen an in der Einstellung der Gesellschaft zu den Kindern und der Erziehung derselben über die verdammt wichtige Ausbildung - warum seid ihr von der Purkersdorfer SPÖ bloß dagegen, Englisch im Kindergarten für alle Kindergartenkinder in Purkersdorf zu ermöglichen, wo es sogar großzügige Förderungszusagen des Landes gibt? Auch das wäre ein kleiner Beitrag für unsere Jüngsten, eine bessere Ausgangsposition im späteren Berufsleben zu haben - bis hin zu den Förderungen beim Berufseinstieg, beim Berufswechsel sowie der Erhaltung der verdammt wichtigen Erfahrungswerte "älterer" Menschen im Berufsleben.
Darüber hinaus muss der Aufgabe der Sozialpartner, faire Kollektivverträge für die erwartete Leistung der Einzelnen abzuschließen, noch größeres Augenmerk geschenkt werden. Das oftmailge Verharren in alteingesessenen Positionen führt leider immer wieder dazu, dass Menschen in die so genannte neue Selbstständigkeit gedrängt werden. Da muss man verdammt aufpassen, dass nicht alte Errungenschaften der sozialen Absicherung - bezahlter Krankenstand, Uralubsansprüche, ... - verloren gehen, weil man sich einfach sturr gegen Wünsche der sich im globalen Wettbewerb weiterentwickelnden Wirtschaft stemmt. Die Zeiten des Miteinander der Sozialpartner, der ständigen Kompromisssuche müssen wieder verstärkt gesucht und gefunden werden.
Und schließlich gilt es, das historisch gewachsene System der sozialen Transferleistungen als Sicherheitsnetz auf Schwachstellen zu untersuchen. Es darf doch keine eigene Wissenschaft sein, welche Förderungen es gibt und wer da von den zahlreichen Stellen nun zuständig ist, über ein und denselben Sachverhalt, nämlich die drohende oder bereits bestehende Armut und den damit bestehenden Unterstützungsanspruch zu befinden. Das wäre mal ein lohnendes Projekt für den Sozialminister: Aufheben des Zuständigkeits- und Paragraphendschungels, Transparenz bei den sozialen Unterstützungsleistungen, Entbürokratisierung. Damit wäre nicht nur den Betroffenen geholfen, die sich oftmals als verzweifelte Bittsteller beim Buchbinder Wanninger fühlen, sondern es würden auch zig Millionen bei der Lichtung des Dschungels eingespart, die gleich für die Sozialleistungen selbst verwendet werden könnten.
Meine Sicht der Dinge. Ich hoffe, das war verständlich und nicht zuuuu lang ;-)
Hans-Jürgen

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