Prof. Horst Aschermann 27. April 1932 – 20. Juli 2005
Ein großer Purkersdorfer
GR Dr. Christian Matzka
Prof. Horst Aschermann, geboren am 27. 4. 1932 in Ilmenau (Thüringen), verließ nach dem Krieg die DDR und studierte nach der Ausbildung und Tätigkeit als Keramikmodelleur in Wien an der Hochschule für angewandte Kunst bei Prof. Hans Knesl, an der er auch in den sechziger Jahren Lehrbeauftragter für Bildhauerei war.
Nach der Eheschließung mit Gabriele Guschall, einer Purkersdorferin, siedelte sich Prof. Aschermann in Purkersdorf an, gründete eine Familie und schlug für immer in der Wienerwaldstadt Wurzeln.
Prof. Aschermann engagierte sich bald künstlerisch in Purkersdorf. Die Restaurierung der Marienstatue "Madonna mit dem Strahlenkranz" (neben der Stadtpfarrkirche) führte ihn direkt in die Purkersdorfer Kulturszene. Die intensive Zusammenarbeit mit Franz Matzka, der in diesen Jahren das Heimatmuseum aufbaute, führte zu dem ersten großen Auftrag in Purkersdorf, der Neugestaltung der "Pestsäule" in der Tullnerbachstraße. Dieses, aus Purkersdorfer Granit aus dem Waldviertel gearbeitete Werk, kostete sicherlich viel Substanz. Bald darauf begann die Krankheit, die Prof. Aschermann das ganze Leben begleitete. Mit viel eigener Kraft und der Pflege durch die Familie war es Prof. Aschermann möglich, Jahrzehnte mit der Krankheit in künstlerischem Schaffen zu leben.
Horst Aschermann lebte ab den späten sechziger Jahren als freischaffender Künstler. Dies war nicht immer leicht. Aufträge mussten gefunden, die Werke verkauft werden.
In Purkersdorf fand Horst Aschermann weite Anerkennung. Werke im öffentlichen Raum, wie "Der liebe Augustin", Linzerstraße 14, fünf Glasfenster mit Motiven aus der "Genesis" in der Stadtpfarrkirche, der "Entenbrunnen" im Passagenhof oder der Brunnen "Heiliger Fridolin" in der Wienerstraße (Unterer Hauptplatz) sind Zeugnisse der weiten Akzeptanz.
Horst Aschermann war weit über Purkersdorf hinaus bekannt. Seine Arbeiten in Wien, wie die sechs Relieftüren in der Wirtschaftsuniversität, der Reliefzyklus "Hetzendorfer Genesis" in der evangeliche Kirche in Wien-Hetzendorf, die Reliefkomposition "Lebensdiagramm" für die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt oder die Reliefs an der Fassade des Hotels Plaza am Schottenring sind Meisterwerke, die öffentlich zugängig sind. Aber auch außerhalb Europas sind Werke von Horst Aschermann zu bewundern. So stammt das Eingangstor der Österreichischen Botschaft in Dakar von ihm.
Wird heute viel von der Verbindung lokal - global gesprochen, dann muss Horst Aschermann als ein Pionier dieser Idee bezeichnet werden. Seine Ausstellungen in Purkersdorf, Preßbaum und Eichgraben finden ihre Entsprechung mit Ausstellungen in Budapest, Paris, London oder Saarbrücken.
Seine überregionale Bedeutung zeigt sich auch in der Mitgliedschaft im Wiener Künstlerhaus, im Oberösterreichischen Kunstverein und bei der Interessensgemeinschaft Bildende Kunst.
Die große Anerkennung für das Werk sind durch Drucke seiner Bilder, Bildbände, wie zur Hetzendorfer Genesis, oder durch erschienene Ausstellungskataloge dokumentiert. Auszeichnungen, wie der Preis der Stadt Wien 1962, der Förderungspreis der Stadt Wien 1970, die goldene Ehrennadel der Stadtgemeinde Purkersdorf 1976, gipfelten 1987 in der Verleihung des Titels Professor.
Horst Aschermann ist modern, aber nicht modernistisch. Seine Formen erscheinen abstrakt, sind aber immer im gegenständlichen Kontext zu sehen. Jedes Zeichen hat seine Bedeutung. Für den Betrachter sind jederzeit Anhaltspunkte, die weiterhelfen, sichtbar. So gelingt es Horst Aschermann alle Generationen anzusprechen.
Seine von ihm entwickelte Arbeitstechnik bei der Entwicklung seiner Werke zeigt die großartigen künstlerischen Fertigkeiten. Horst Aschermann fertigte sofort die Negativformen an. Welch unbeschreibliche Vorstellungskraft, Wissen und Können müssen hinter dieser Technik stehen.
In seinen Werken sind auch autobiographische Züge festzustellen. Der Dudelsack spielende Augustin, der seinen linken Fuß auf dem Tod stehen hat und sich nicht unterkriegen lässt. Auch er hat sich nie unterkriegen lassen. Die schwere Krankheit, die er Jahrzehnte ertrug, aber auch mit eisernem Willen bekämpfte, konnte ihn zwar in seinem täglichen Leben einschränken, aber er ließ sich dadurch nicht hindern, unermüdlich sein künstlerisches Schaffen weiter zu führen. Host Aschermann selbst sagte zu diesem Werk: Das Thema entsprach ganz und gar dem Fatalismus meiner Lebenseinstellung jener Zeit. (Horst ASCHERMANN, Arbeiten in Purkersdorf, Manuskript (o. J.).
Bis in die Gegenwart ist Horst Aschermann mit seinen Werken präsent. Der seit 1998 jährlich vergebene Pflegepreis der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt an Angehörige von zu pflegenden Personen besteht aus einem Urlaub, einer Urkunde und dem Relief Sonnenstiege von Prof. Horst Aschermann.
Seinen Lebenswillen und Lebensmut dokumentierte Horst Aschermann als er mit seiner Frau Grete nochmals eine Familie gründete, die ihn liebevoll pflegte aber auch viele Reisen mit ihm unternahm.
Horst Aschermann lebte familiär eingebettet, er war Vater von vier Kindern, und umsorgt die ganze lange Zeit seiner mehr als dreißig Jahre andauernden schweren Krankheit.
Im Jahre 1970 stellte Horst Aschermann im Purkersdorfer Heimatmuseum im Rahmen einer Sonderaustellung den Kreuzweg der Öffentlichkeit vor. In der Zeitschrift "Die Postkutsche" wurde sein Werk angekündigt. Franz Richter schrieb darin folgende Zeilen: (Die Postkutsche. Sonderausgabe 28. November 1970. Hrsg. Franz MATZKA (Purkersdorf 1970) 3.)
Im täglichen Gebet, in dem Ausbruch der Verzweiflung, im flehentlichen Ringen hat der von Krankheit heimgesuchte Bildhauer diese Stationen geschaffen: Möge der Herr über Leben und Tod ihm den Leidensweg in schöpferischer Freiheit und als eine erlösende Bahn der Selbstverwirklichung, somit als Beispiel einer in der Wesensfrage unsicheren Menschheit gehen lassen.
Horst Aschermann ist am 20. Juli 2005 am Ende dieses Weges angelangt. Mit und in seinen Werken lebt der große Purkersdorfer Künstler weiter.
Dieser Nachruf ist auch in der "Purkersdorfer Rundschau " erschienen.