Ein paar Anmerkungen zum Beitrag „Weinheber und sein Lebenswerk (selektiv) im Schatten der NS-Zeit“ von Dr. Kurt Schlintner
Dr. Schlintner spricht bereits im Titel an, worum es in seinem Beitrag dann geht: Um eine „selektive“ Betrachtung von Josef Weinhebers Leben und Werk in der Zeit der Diktatur des österreichischen Ständestaates und der nationalsozialistischen Herrschaft. Um das Unterfangen also, seine Fertigkeiten als Dichter gegen seine tiefe Verbundenheit mit beiden Ideologien aufzurechnen.
Schlintner wirft mir vor, in meinem Beitrag „Dichterfürst und NS-Poet“ pamphletisch argumentiert zu haben; es ist dies ein Vorwurf, der ins Leere geht, zumal sich Weinheber nachweislich mit dem Austrofaschismus identifiziert hat (die Ode „Der Gefallene“, eine geradezu hymnische Würdigung von Engelbert Dollfuss, ist nur eines von vielen Beispielen). Er gerierte sich überdies als rabiater Antisemit mit einem ideologisch hoch aufgeladenen faschistoiden Frauenbild und verstrickte sich in einer Weise in den Nationalsozialismus, die sich fast organisch jedwedem Versuch nachträglicher Reinwaschung verweigert (vgl. dazu z.B. Albert Berger: „Josef Weinheber. Leben und Werk – Leben im Werk“. Verlag Otto Müller, 1999, 367 Seiten, ISBN 3-7013-1003-3).
Ich habe im meinem Beitrag versucht, Weinhebers wechselseitige Beziehung zwischen seinem Leben und seinem Werk herauszuarbeiten. In seiner Polemik gegen diesen Beitrag reduziert Dr. Schlintner den Dichter auf ein „großes und vielseitiges Formentalent“. Weinhebers Talent indessen, sich mit unmenschlichen Ideologien und Systemen einzulassen, bleibt dabei bis an die Grenze literaturhistorischen Revisionismus` unterbelichtet. Diese Methode erinnert an die politische Strategie, Engelbert Dollfuss etwa zum Widerstandskämpfer gegen den Faschismus hoch zu stilisieren.
Wenn Schlinter mein „Gutachten“, wie er schreibt, als „inappellabel“ (= keine andere Möglichkeit mehr bietend) in Misskredit zu bringen versucht, so sei darauf verwiesen, dass dies auch und gerade auf seinen Befund zutreffen muss.
Ich bin durchaus der Ansicht, dass Josef Weinheber ein Denk-Mal verdient – eines indes, das weniger der Verklärung als der Erklärung dient.
Manfred Bauer