Wie es sich für eine Veranstaltung, die auf eine 33jährige Tradition zurückblicken kann, gehört, folgten der Beginn und die Eröffnung einem bewährten strengen Reglement. Alterspräsident Dewanger und Sekretär ("Typen-Sekretin") Johann "Schani" Eripek nahmen die neuen Mitglieder in den erlauchten Kreis der Typen auf: Für würdig befunden wurden Valerie Holztrattner, in Purkersdorf landauf-landab wohlbekannt durch ihren roten Oldtimer-Sportwagen; Dechant Guber, der leutselige Stadtpfarrer und das Typen-Urgestein Alfred Bollauf, dessen kabarettistisches Talent schon zahlreiche Typen-Kongresse bereicherte.
Durch die Veranstaltung führte - als Präsentator ("Präserldator") - diesmal nicht Feuerwehrhaupmann Victor Weinzinger; er war krankheitsbedingt verhindert; eine in Purkersdorf grassierende Grippe hatte ihn aus dem Gefecht geworfen. Für ihn sprang Eva Köck-Eripek ein. Ohne Vorbereitung! Denn sie erfuhr von ihrem Glück erst am Tag vor der Generalprobe. Offensichtlich stellte das aber kein Problem für Eva Köck-Eripek dar: Sie erledigte ihre Aufgabe gekonnt, mit Bravour und Witz.
Es gab auch beim diesjährigen Typenkongress keine Purkersdorfer "Ikone" und
keine Purkersdorfer Institution (mit Ausnahme der Kirche), die nicht "ihr
Fett abbekam". Da die Gemeinderatswahlen ihre Schatten schon vorauswerfen,
waren die Parteien und ihre Spitzenrepräsentanten natürlich bevorzugtes Ziel
der Satire. Und diesmal wurde auch keine der Gemeinderatsfraktionen
ausgespart. Bürgermeister Schlögl kam dabei natürlich die exponierteste
Position zu, als "Gemeindechef" in gewisser Weise aber auch die bequemste.
Franz Ille spielte ihn wieder gekonnt und - so mein Eindruck - auch mit
Genuss.
Weniger gut dran war Vizebürgermeister Toifl, der fast permanent durch den Kakao gezogen wurde. (Allerdings rechne ich es ihm persönlich hoch an, dass er, obwohl seit Jahren vielseitiger Akteur in den Typenkongressen, sich diesmal wegen des Wahlkampfs eines Auftritts enthielt.) Marga Schmidl kam eher locker weg, während Josef Baum die (fast schon gewohnten) kleinen Breitseiten einstecken musste.
Ausgiebig zerzaust wurde diesmal auch der FC Purkersdorf, der früher meist das Glück hatte, nicht ins Schussfeld der Kritik zu kommen.
Das Programm wies wieder eine gute Mischung von bereits etablierten und bewährten Sequenzen einerseits und neu gestalteten Szenen andererseits auf. Karl Fenböck bot bei seinem Trödlermarkt Reminiszenzen all jener Dinge und Personen an, die Purkersdorf im vergangenen Jahr verloren gingen: Vom Vanas und der "Obsthütte" bis zu Ex-Vizebürgermeister Joe Fuchs. Heinz Hiermaiers Auftritte zeichneten sich wieder durch gekonnten feinen Witz aus; seine Frau "Sopherl" bot auch diesmal den gewohnten Abschluss des Kongresses. Den "Gemeindehacklerinnen" Inge Nemec und Heidi Brandt scheint die Rolle mittlerweilen schon wie auf den Leib geschneidert: Ihr Blick auf Purkersdorf "von unten" entbehrt nicht der Schärfe. Nicht von der milden Seite zeigten sich - wie gewohnt - auch Alfred Bollauf und Andreas Tulach. A. Bollauf wirkt sehr professionell auch durch eine gewisse Hintergründigkeit seines Schmähs; "Duggy" Tulach hat mit dem "Hackstock" schon traditionell eine feste Rolle, die er auch diesmal wieder - in jedem Wortsinn - voll ausfüllte. Brillant - in ganz verschiedenen Rollen - war der junge Stefan Peschta, was das Publikum auch in seinem Abschlussapplaus gebührend honorierte. Ein Bravo verdient auch der musikalischen Dramaturgie; die Musik war diesmal wesentlich flotter als in den vergangenen Jahren. (An die "Verswingung" des Purkersdorf-Liedes muss ich mich aber erst gewöhnen.)
Damit nicht der Eindruck entsteht, hier würden den "Typen" nur Rosen gestreut, zum Abschluss eine kritische Anmerkung: Die Aufführung dauert nicht nur lange (bis halb Eins), sie weist auch einige Längen auf. Manches ließe sich straffen: Dass BGM Schlögl in eine Gletscherspalte stürzte mag durchaus Stoff für eine Szene geben; es ist aber nicht notwendig, es vier-/fünfmal zu erwähnen. Dass Vize-BGM Toifl etwas underdressed bei einer Veranstaltung am Aber, um ein Resumée zu ziehen: Purkersdorf kann wirklich stolz sein auf seine "Typenkongresse". Es gibt wohl kaum eine andere Stadt vergleichbarer Größenordnung, in der sich eine große Gruppe seiner Bürger mit Witz und kabarettistischem Können mit dem eigenen Umfeld auseinandersetzt.
Ich denke, wir können schon jetzt dem 34. Typenkongress mit Spannung entgegenblicken.
Rainer Kaltenbrunner