Die Wienerwaldkonferenz

 

Bericht  von einer Veranstaltung der Wienerwaldkonferenz

Hangrutschungen im Wienerwald
 und ihre potenzielle Zunahme im Zuge des Klimawandels
 
 
Die Univ. Professoren Bodo Damm und Birgit Terhorst aus Deutschland waren von 2006 bis 2008 als Gastprofessoren an der Universität Wien tätig und forschen seit vielen Jahren in Tirol und Oberösterreich und Niederösterreich. Sie haben im Zuge jüngerer Forschungsarbeiten den Flysch- Wienerwald als eine Region ausgemacht, die im Zuge des Klimawandels in Zukunft stärker von Hangbewegungen betroffen sein kann.
 
In ihren Arbeiten dokumentieren sie Beispiele und Teilbereiche, die aktuell von Rutschungen betroffen sind, warum es im Wienerwald zu einer Zunahme von Rutschungen kommen kann, und sie zeigen mögliche Gegenstrategien auf. Sie zeigen das „ Zusammenwirken von natürlichen Faktoren und menschlichen Eingriffen“ eine häufige Ursache für die Entstehung von Rutschungen auf. Allgemein „lässt sich festhalten, dass aufgrund der Reliefbedingungen, dergeologischen Verhältnisse, der klimatischen Charakteristika, der Klimaprognosen und der menschlichen Eingriffe die Flyschzone Niederösterreichs ein ausgesprochensensibles Geosystem mit hoher Rutschungsanfälligkeit darstellt.“Flyschgesteine zeichnen sich durch instabile Wechsellagerung von harten, durchlässigen Sand- sowie weichen, undurchlässigen Ton- und Tonsteinen aus. Kommt nun schubartig mehr Feuchtigkeit in dieses System, sind Rutschungen, abhängig von der konkreten Situation, vorprogrammiert.
Schadensereignisse in der Flyschzone Niederösterreichs treten insbesondere in den Winter- und Frühjahrsmonaten zahlreich auf. Allein im Zusammenhang mit den
Niederschlagsereignissen Anfang März 2009 traten in Niederösterreich rund 200
Hangrutschungen auf.
 
Erfreulicherweise kam übrigens ein paar Tage nach dieser Veranstaltung die Mitteilung, dass in Mauerbach nach einer (illegalen) Rodung und BürgerInnenprotesten nun die Bebauung
auf einem Rutschhang zunächst von der BH gestoppt wurde.
Ob dies nun zufällig nach dieser Veranstaltung der Wienerwaldkonferenz
über Hangrutschungen war, wo auch dieser Fall besprochen wurde, oder nicht damit zusammenhängt, Weiterdenkende sind darüber erfreut.
 
Die Veranstaltung war mit über 80 TeilnehmerInnen gut besucht. Es war eine bemerkenswerte Mischung von ExpertInnen und diversen Interessierten oder auch Betroffenen. Der beabsichtigte Mix aus Wissenschaftlichkeit und praktischer Verwendung war allerdings auch eine Gratwanderung: denn wo zu wenig Informationen in einer komplexen Situation verfügbar sind, lassen sich echte WissenschaftlerInnen auch nur auf sehr vorsichtige Aussagen ein. Unmittelbare einfache Antworten kann es zunächst bei Unsicherheit keine geben. Es gilt jedenfalls das Vorsichtsprinzip:
Klimawandel als komplizierte Entwicklung
 
Denn umfassende Untersuchungen über Hangrutschungen in Österreich und vor allem zu ihrer Entwicklung fehlen bisher (In Deutschland wird allein in den Mittelgebirgen von jährlichen ökonomischen Schäden in Höhe von 150 - 200 Mio. Euro ausgegangen.)
 
Untersuchungen zu den Ursachen und der Verbreitung von Hangrutschungen in der Flyschzone Niederösterreichs werden seit 2007 in Niederösterreich durchgeführt.
 
Klar ist, dass „als Folge des Klimawandels Rutschungen in Zukunft regional häufiger auftreten können“. Dies gilt zum Beispiel für Mittelgebirgsregionen, in denen auf der Grundlage von regionalen Klimamodellen mit einer Zunahme der Niederschlagshöhen und/oder der Starkregenereignisse und folglich einer insgesamt höheren Bodenfeuchte gerechnet werden muss. Hier gibt es aber eine Unsicherheit. Während für die meisten Mittelgebirgsregionen eine Zunahme der Niederschläge festgestellt wurde, war dies für den Wienerwald BISHER noch nicht der Fall. Die Frage ist, ob es also in Zukunft im Wienerwald mehr Niederschläge geben wird, bzw. ob bei insgesamt ähnlichen Niederschlägen wie bisher mehr Extremereignisse bei Niederschlägen anzutreffen sein werden. Der Wienerwald gehört nun allerdings zu den Regionen Österreichs, für die eine winterliche Niederschlagszunahme um 15 bis 30 % bis zur Mitte des Jahrhunderts prognostiziert wird, und genau in dieser Zeit traten bisher auch häufig Schadensereignisse auf.
Das Ganze ist insoferne schwierig abzuschätzen, als die globale Klimaerwärmung und auch die Erwärmung für Österreich bisher zwar eindeutig ersichtlich ist, aber es geht insgesamt eben nicht unbedingt überall in die selbe Richtung, sondern lokal kann es auch gegenteilige Tendenzen geben; es geht um einen KlimaWANDEL, der chaotische, im einzelnen nicht leicht prognostizierbare Entwicklungen zeigen kann.
 
Auch wenn jeder Häuslbauer nun aufgrund dieser Situation nicht eine eindeutige Antwort auf sein spezielles Problem bekommen konnte, ist es gerade bei von Unsicherheit und Kompliziertheit trotzdem nützlich sich mit den Grundlagen der Entwicklung zu beschäftigen.
 
Den Bundesforsten sei nochmals für die Zurverfügungstellung des Raumes und die Beistellung von örtlichen Experten für eine Fachexkursion gedankt, der Gemeinde für die Finanzierung des Buffets.
Die Zusammenfassung eines ähnlichen Vortrages beim 11. Österreichischer
Klimatag (daraus auch die Zitate) finden sie jedenfalls auf:
http://www.austroclim.at/fileadmin/user_upload/ppt_11.Klimatag/Tagungsband_upload.pdf-auf Seite 16
Josef Baum
 
Bilder von der Exkursion vor der Veranstaltung: <hier>

Weitere Bilder der Veranstaltung:<hier>

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Letzte Änderung: 2010-11-26 - Stichwort - Sitemap

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