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Toth Dominik ? sagt am 26.09.2006 00:30 zu f345h6 ?:Erster Beitrag

Re: philosophische Grenzwanderung


Sozialdarwinismus führt - unreflektiert – leider zu Züchtungsideen und Eugenik. Aber dadurch unterscheidet sich ja der Mensch vom Tier, er ist eben in der Lage, gesellschaftliche Zustände und Herrschaftsverhältnisse zu reflektieren (die keineswegs Naturgesetz sind!), deren Komplexität zu verstehen und kann sein Verhalten danach ausrichten. Ob dabei eine transzendente Kraft ihre Finger im Spiel hat, bleibt dem Glauben jedes einzelnen überlassen. Angenommen, es gäbe keine Moral, kein Einfühlungsvermögen, kein Bewusstsein, keinen Gemeinschaftssinn, keine Liebe etc., würde Züchtung dann funktionieren? Vielleicht. Dann wären wir aber keine Menschen mehr, sondern Tiere.
Darüber hinaus glaub ich, dass Ideen wie diese ein Bedürfnis befriedigen, dass sich am ehesten mit "Probleme-möglichst-schnell-aus-der-Welt-schaffen" beschreiben lässt. Womöglich von jemand anderem als einem selbst. Man stiehlt sich also aus der eigenen gesellschaftlichen Verantwortung.

Schliesse mich diesem Text an.Wohl nur Tiere haben das "Privileg" schnelle Problemlösungen überwiegend allein aufgrund ihrer Instinkte, Triebe, eben aufgrund ihres genetischen Carakters zu geniessen indem sie einfach dem folgen was die Natur ihnen als Verhaltensprogramme mitgegeben hat.Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung, das eigene Schicksaal in allen Belangen selber in die Hand zu nehmen machen es dem Menschen unmöglich ebenso zu leben, diese seine Eigenschaften machen es ihm ja schon schwer die teilweise im Menschen noch aktiven Ur-Programme der Natur im Alltag zu managen, banales Beispiel : Fortpflanzung, nach spätestens 2-3 Tagen kommt der starke innere Trieb, das Verlangen es zu tun (jeder gesunde Mann weis von was ich hier rede).In der Steinzeit war das kaum ein Problem (nächstbeste...) aber heute gibt es hier Grenzen, Regeln, Rücksichtnahmen, etc. - finde das auch gut so (mal ganz abgesehn davon das es sonst eine untragbare Bevölkerungsexplosion gebe) - es gäbe sicher noch andere Beispiele (erinnert mich jetzt an Freud mit seiner Triebhaftigkeit des Menschen).
Aber vielleicht ist es ja genau auch das was der Mensch eigentlich braucht: Den ständigen inneren Kampf zwischen seinen Trieben, ihm nervenden Ur-Programmen aller Art und seiner barmherzigen Menschlichkeit.In diesem ständig fordernen Zwiespalt und Kampf entwickelt er sich erst zu einer erfahrenen, erwachsenen, starken Persönlichkeit, wächst er vielmehr erst zum Menschen heran. So ist also diesen ihm scheinbare "Gen-Klotz" am Bein auch das was ihn gegenüber Tieren über sie hinaus aufrichtet.Tiere werden diesen Entwicklungskampf nie haben, eigentlich dann gar kein (wie oben beurteiltes) zu beneidendes "Privileg" mehr (zumindest nicht aus menschlicher Sicht).
Und dann wäre es demnach auch genauso falsch Züchtungen durch Selektionen zu betreiben welche dem Menschen diesen oder andere innere Kämpfe erleichtern sollen sonst kommt es vielleicht wirklich noch zum Rückschritt statt Fortschritt, zur Verweichlichung, so als würde man ihm z.b. die Pubertät wegnehmen, er würde nie erwachsen.
Natürlich stellst sich dabei aber sicher auch immer die Frage inwieweit so ein innerer Kampf hinsichtlich den Belastungsgrenzen der menschlichen Psyche sinnvoll ist.Manchmal kann es ja auch gut sein einem Menschen Steine aus dem Weg zu räumen bevor er ansonsten unter dem Druck zusammenbricht (selbst dann jemand mit noch so starken genetischen Veranlagerungen) - man kennst das ja : Geniale Musiker die bei den Drogen landen u.s.w.
Ist ein verbessern (und dadurch sicher auch erleichtern) selektiver Prozesse in der Gesellschaft (z.b. durch Züchtigungen) dann mehr ein diesbezüglich zu verweichlichendes beiseite schaffen zu vieler Steine oder vielleicht doch ein sinnvolles weil im sinnvollen Masse.
Da wird die Sache auch wieder religiös : Darf ich als gläubiger Mensch überhaupt ändern (genetisch) was Gott (welcher auch immmer es sei) geschaffen hat ? Gibt mir meine Überzeugung damit nur gutes zu wollen das Recht dazu ? Warum hat Gott dem Menschen als einziges Wesen die Möglichkeit zur (theoretisch) grenzenlosen Selbstbestimmung gegeben wenn desen Inanspruchnahme dann aber Grenzen gesetzt sind ? Grenzen gibt es z.b. in den 10 Geboten, doch steht dort nirgends "Du sollst den Menschen genetisch nicht ändern".Ist die Tatsache das solch alte Gebotsschriften kaum hilfreiche Antworten geben und selbst bei einem angehängtem, intensiven Auslegungs und Interpretationsspielraum wohl auch kaum eine klare Antwort zu finden ist nicht der Beweiss dafür das der Mensch sich die Antwort selber geben darf ? Gar auch soll ? Den Apfel vom Baum pflücken und vielleicht bleibt es ja diesmal beim Paradies.
Ich glaube nicht an einen personifizierten Gott aber ich glaube an irgendein höhers "Etwas" und ich glaube nicht das dieses "Etwas" etwas so einzigartig kreatives und Selbstbestimmendes wie den Menschen erschaft und ihm dann aber nicht erlaubt in allen Belangen das Recht zu haben Erfahrungen und Verbesserungen vorzunehmen, wenn auch an dem geschaffenen (ihm) selbst.Plump gesagt : Wer auch immer den Menschen geschaffen hat muss damit rechnen das sowas wie der Mensch einmal soweit sich entwickelt das er unter Umständen auch soweit geht.Ein Gott der das strickt verbietet wäre doch auch irgendwie langweilig, will er denn nicht von irgendwo ganz oben die vielleicht spannenste Entwicklung und "Prüfung" des Menschen beobachten ? Ich halte generell nicht viel von strikten Barrieren (auser natürlich töten, betrügen, stehlen und sowas) aber ansonsten nach dem Motto "schaun ma mal...".

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