Purkersdorf Forum Archiv 2010-2013
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Eisbaer ® sagt am 29.10.2012 14:47 zu Schlagitweit ®:Erster Beitrag

Re: Ein Lob für eine mutige Verkehrspolitik


Erst einmal habe ich Verständnis für alle Menschen, die nach lukrativen Jobs streben. Diese gibts eher in der Stadt.
Ich hab auch gewisses Verständnis für jene, die sich ihren Traum vom Häuschen im Grünen verwirklichen wollen, um das sie rund herum gehen können. Verwirklichbar ist das am Land, dort ist der Grund billiger.
Kein Verständnis habe ich allerdings für jene, die sich überall die Vorteile heraus picken und dann von den "Eingeborenen" verlangen, dass sie ihren Lebensraum für deren Benzinkutschen kostenlos zur Verfügung stellen. Und sie formieren sich dann als Pendler und fordern von der Politik den Artenschutz für sich ein. Eine bedrohte Gattung muss man natürlich mit Förderungen überhäufen. Eine eigene Pendlerbeihilfe haben sie schon, den Benzinpreis hätten sie auch noch gern gefördert, und nun verlangen sie ultimativ eine Befreiung von der Parkgebühr.
Noch unglaubwürdiger wird die Politik, wenn sie alle Visionen zu Verkehr und Entwicklung eines Lebensraumes den Automobilinteressen unterwirft. Und manche selbst ernannten Vertreter der Pendlerinteressen demonstrieren schamlos ihre Einfalt, indem sie die Alternative und Lösung öffentlicher Verkehr schlichtweg aus ihrem geistigen Horizont ausblenden. Ganz nach dem Motto: Auto oder Stillstand!
Ich bin froh und dankbar, dass wenigstens Wien wirksame Akzente für die Purkersdorfer Verkehrspolitik setzt. Und wenn einzelne Landesfürsten und Bezirkskaiser den Zug der Zeit verpasst haben und immer nur hinterher hecheln, sollten wir uns fragen, ob wir Zu-Spät-Gekommene als Repräsentanten wollen.

Ich wohne seit 32 Jahren in Purkersdorf und arbeite seit gut 20 Jahren in Wien. Seit 5 Jahren besitze ich kein Auto mehr, bin also 365 Tage im Jahr auf den öffentlichen Verkehr angewiesen, nicht nur beruflich sondern auch privat. Meine Bilanz aus 5 Jahren miterlebter Verkehrspolitik betreffend Öfis ist schlichtweg verheerend, und wechselt zwischen Wut und Verzweiflung. Ich kenne einige, gebürtige Niederösterreicher, z.B aus Preßbaum oder Gablitz, die ohne Auto so gut wie keine Möglichkeit haben halbwegs einfach und rasch nach Wien zu kommen. Und nicht immer sind es berufliche Gründe, es gibt auch genug andere, wie z.b. Ausbildung, Gesundheit oder Familie, aus denen eine Fahrt nach Wien unter der Woche notwendig ist. Ich als Nicht-Autofahrerin finde es eine Frechheit, ohne ausreichende Alternativen, ohne Ausbau oder Verbesserung der Öfis, NiederösterreicherInnen einfach ein Parkpickerl vor die Nase zu setzen. Unter dem Motto "Seit's ja selber schuld, dann zieht's nach Wien oder bleibst draußen". Jahrelang wurde von der Politik zugesehen, wie der "Speckgürtel" um Wien wächst und sicher gut daran verdient. Ich versteh den Ärger jeden einzelnen Pendlers sehr gut!!

ORF-Meldung: "Pendler verlegen Hauptwohnsitz nach Wien" damit sie ein Parkpickerl bekommen (Hmmm... haben alle eine Wohnung im gleichen Bezirk wie ihr Arbeitsplatz ist?)
Andere ORF-Meldung: "Parkpickerl füllt Parkhäuser" Jetzt sind sie endlich voll, die leerstehenden Parkhäuser in Hütteldorf und P&R Parkplätze wie Wolf in der Au.
Andere ORF-Meldung: "Niederösterreicher kaufen nicht mehr in Wien ein" weils das jetzt mit dem Zug transportieren müssten.
Irgendwie hat alles zwei Seiten. Am besten wär schon, jeder arbeitet dort, wo er wohnt. Parkplätze gibts nun einmal zu wenig.


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