Leo's Verkehrstipp im September
Der sehr distinguierte noble ältere Herr im großen Mercedes, silbermetallisé, der leise und vornehm aus dem Kiesbett seiner Gartenausfahrt rollt, und kaum dass er außer Sichtweite seiner Vila ist, aber dermaßen was von Gas gibt und zwar in den engsten Gassen des Ortes, als wär da noch nie ein Kind über die Straße gelaufen oder hinter einer Hausecke plötzlich hervorgekommen., dass die Reifen nur so quietschen, der Motor donnert, der Auspuff wütend furzt.
Auch die grünalternative Umweltaktivistin, die mit ihrer klapprigen Schrottkiste aus den 70er Jahren des vorigen Jahrtausends mehr Abgase vor den Bioladen bläst, als die gesündesten aller biologischen Naturschrumpelkarotten je wieder gut machen könnten, und in ihrer herben Lässigkeit besagte Rostlaube stets zielsicher über drei Parkplätze verteilt, derweil sie die Aktionszetteln betreff die bevorstehende Demo für und gegen Luftverpestung und Blechlawinen an vorübergehnde Männer wie Frauen bringt.
Natürlich alle körperbegeisterten Mitdreißig- bis Vierziger, die im dynamischen Designersportanzug um die physische Tadellosigkeit der Entwicklung ihrer Sprösse aufs Höchste bedacht, diese mit dem Auto möglichst haarscharf vor das Schultor, ja am Liebsten gleich bis in die Klasse, bringen, um dann mit Volldampf ab zum vormittäglichen Rad-Tennis-Lauf-Aerobic-Fittnesstraining rauschen.
Nicht zu vergessen all jene, die, eben von der Stadt aufs Land gezogen, vor ihrer Behausung, in ihrer Gasse wehement eine 30er Zone, oder noch besser: ein Fahrverbot für alle anderen außer ihnen, fordern. Überall anders wollen sie aber hinfahren. Und das natürlich nicht mit diesen lächerlichen 30, an die sie sich wo anders auch nicht halten, da ja Vorschriften sowieso nur für die Dummen gelten.
Und endlich die uns ans Herz gewachsenen Rennradfreaks im Kakadutrikot, die über starke Lobbys den lückenlosen Ausbau des Radwegnetztes fordern, ohne die jeweils vorhandenen je zu nutzen, sondern viel lieber in Gruppen und nebeneinander die Hauptstraßen blockieren, worüber sie sich fürchterlich aufregen können, sobald sie selbst wieder im Auto sitzen.
Alle sind sie also wieder da:
Die Drängler, die Raser, die Schimpfer, die Wegabschneider, die Vorrangverletzer, die Nichtblinker, die Arroganzler und Sauremienemacher, die Fingerzeiger, die Nichtblinker, die Schutzwegmissachter, die bei Gelb und Rot über die Ampel Fahrer, die Regelnegierer, die Rücksichtslosparker, die Kindergefährder, die Denkmanix, die selten in die Spiegel Schauer, die Sinnlosüberholer.
Alle Aggressivlinge und Alltagsfrustln, Trunkenbolde, Spätaufsteher und Sekundenträumer.
Einfach alle, die bewußt teils, teils unbewußt den täglichen Irrsinn auf den Straßen produzieren.
Und ich und Du - und Du und wir?
Sind wir auch wieder hier?
Leo Nemec
www.fahrschuleo.at
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