100. Geburtstag von Astrid Lindgren
Die schwedische Kinderbuchautorin und Schriftstellerin Astrid Lindgren wurde am 14. November 1907 als Astrid Anna Emilia Ericsson geboren.
Nach der Schule absolvierte sie ein Volontariat bei einer Lokalzeitung in ihrem kleinen Geburtsort Vimmerby.
Als sie vom Chefredakteur dieser Zeitung ein Kind erwartete, lehnte sie es trotz massiven Drucks der Gesellschaft ab, ihn zu heiraten, stattdessen zog sie nach Stockholm, wo sich die Anwältin Eva Anden ihrer annahm, die sich für die Rechte junger Frauen engagierte. Am 4. Dezember 1926 gebar Lindgren ihren Sohn Lars, der über Vermittlung des einzigen Spitals in Skandinavien, das keine offiziellen Meldungen über Geburten weitergab, in Kopenhagen in einer Pflegefamilie aufgenommen wurde (1929 holte Lindgren ihren Sohn wieder zurück; sie war mittlerweile mit Sture Lindgren verheiratet).
Später sagte Lindgren, „ihre verzweifelte Einfühlung in den kleinen, verlassenen Sohn“ sei für sie eine genauso „wichtige Inspiration“ geworden wie die eigene glückliche Kindheit in Vimmerby. Daher spielten auch in ihren Büchern „starke Mädchen und Burschen“, die Trost suchen, eine gewichtige Rolle.
Erst mit knapp vierzig Jahren begann Astrid Lindgren mit dem literarischen Schreiben: Für ihre Tochter Karin erfand sie die Geschichten über Pippi Langstrumpf. Das Manuskript wurde zunächst vom renommierten schwedischen Verlagshaus „Albert Bonniers Buchverlag“ abgelehnt. Erst als sie für ihre Geschichten einen Literatur-Förderpreis erhielt, erschien ihr erstes Kinderbuch im Verlagshaus „Raben und Sjögren“, in dem sie dann auch als Lektorin arbeitete.
Auf dem Hintergrund ihrer negativen Erfahrungen gerade mit großen Verlagen sicherte sie sich künftighin bei all ihren Folgewerken die Kontrolle über die Vermarktung sowie die Filmrechte.
Im Jahr 1965 erhielt die Autorin den „Schwedischen Staatspreis für Literatur“, etwa in diesem Zeitraum fand ihr Werk globale Verbreitung. Mit der zunehmenden Popularität Lindgrens gewann auch ihr politisches Engagement an Dynamik, das die Autorin überwiegend in den Dienst der Rechte von Kindern stellte.
So wurde etwa im Jahr 1973 ihr Erzählband „Die Brüder Löwenherz“ zum Gegenstand einer höchst kontroversiellen Debatte im schwedischen Parlament. Lindgren wurde der unreflektierte Vorwurf gemacht, sie verherrliche darin den Selbstmord. Sie wolle lediglich aufzeigen, intervenierte sie in diese Debatte, dass der Mensch ein Recht auf ein „würdiges Sterben“ habe und notfalls seinem Leben auch selbst ein Ende setzen könne; mit diesem Recht wolle sie bereits die Jugendlichen konfrontieren.
1978 wurde ihr der „Friedenspreis des deutschen Buchhandels“ verliehen. In der Frankfurter Paulskirche hielt sie eine bemerkenswerte Rede anlässlich der Preisvergabe, in der sie animiert zur gewaltfreien Erziehung von Kindern aufrief.
Lindgren, der die patriarchale Administration des Stockholmer Nobelpreiskomitees den Literaturnobelpreis verweigerte, wurde im Jahr 1994 der „Ehrenpreis des Alternativen Nobelpreises“ in Würdigung ihres politischen Engagements für Kinder- und Menschenrechte verliehen.
In ihren letzten Lebensjahren erfuhren vor allem die weniger bekannten und dramatischeren Bücher von Lindgren eine Renaissance. Nach Expertenansicht würden gerade diese Bücher – etwa „Mio, mein Mio“ -, die sich von der Idylle Bullerbüs oder Pippi Langstrumpfs emanzipierten, indem sie Gewalt, Tod und Loslösung von den Eltern thematisierten, „vom Kindbild her Mut“ machen (Kathrin Wexberg von der Studien- und Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche STUBE). Vor allem seien sie zeitloser als „Pippi und Co.“ und würden Kindern in der heutigen Gesellschaft eine größere Identifikationsfläche bieten.
Astrid Lindgren starb am 28. Jänner 2002 in Stockholm.
Lesung für Kinder „Michel aus Lönneberga“ aus Anlass des 100. Geburtstages von Astrid Lindgren in der Stadtbibliothek Purkersdorf mit Eva und Edeltraud Hesse.
Dienstag, 4. Dezember 2007, 14.00 Uhr, Linzerstraße 14.
Manfred Bauer