Sublimierung von Horror und Obsession
"Und dann wurde alles in ihr Geheimnis und Grauen - dann beginnt eine Geschichte, die man nicht erzählen sollte" (E.A. Poe: "Phantastische Geschichten", Verlag Lothar Borowsky, München, Exemplar der Purkersdorfer Stadtbibliothek).
Mit diesen Worten leitet Edgar Allan Poe die eigentliche Geschichte von "Berenice" ein, eine der herausragendsten Erzählungen des amerikanischen Dichters, dessen 200. Geburtstag am 19. Jänner 2009 begangen wird. Poe gilt heute als Schöpfer der Detektivgeschichten und Short Stories sowie als Wegbereiter der phantastischen Literatur. In seinen Werken entwarf er ein Bild des Menschen, den Horror umgibt und der seinerseits Schrecken produziert. Seine Figuren sind oftmals vom Wahn gepackt oder stürzen sehenden Auges in ihr Unglück; ein immer wieder kehrendes Motiv seines kreativen Schaffens ist das Sterben geliebter, schöner Frauen, die von Poes InterpretInnen als autobiografische Reflexionen, ja "Obsessionen" verortet werden (seinen Biografen zufolge habe Poe als Kind den stundenlangen Todeskampf seiner Mutter erlebt, seine Cousine, die er geheiratet hatte, starb noch als sehr junge Frau). In seiner Poetik sowie in seinen Erzählungen sublimiert Poe seine eigenen entsetzlichen Lebenserfahrungen - früher Verlust des Vaters, lebenslange Armut, Ablehnung als Künstler...- zu einer Ästhetik expressiven Grauens, die bizarre Todessehnsucht und obsessive Wünsche nach Schönheit und Vollkommenheit untrennbar verknüpft. Poe starb 40-jährig am 7. Oktober 1849 in Baltimore.
M.Bauer/Stadtbibliothek/Di. 15.00-18.00, Mi. 08.30-14.00, Fr. 14.00-18.00 und jeden 1. Samstag im Monat von 10.00-13.00 (aufgrund der Semesterferien findet die nächste Samstag-Öffnung am 14. 2. statt).
Anlässlich des 20. Todestages des genialen Nestflüchters Thomas Bernhard ist am Samstag, dem 14. Februar 2009, im Rahmen der Samstag - Öffnung der Bibliothek ein vormittägliches "Thomas Bernhard - Go in" geplant: Lesung und Zitate aus dem Zusammenhang, Bernhard-Corner, Diskussionen sowie andere Interventionen und Provokationen. Inputs welcome unter 0660/651 61 37!