Zur Beachtung: Es hatte sich ein Tippfehler eingeschlichen (Alter der Flüchtlinge). Danke den aufmerksamen Lesern!
Bericht von der Informationsveranstaltung der Gemeinde
Der Stadtsaal war mit rund 500 TeilnehmerInnen am Montag, 15. Februar 2016 brechend voll. Bürgermeister Karl Schlögl, Gemeinderätin Marga Schmidl und Stadträtin Susi Bollauf luden zur Information über das endlich gelungene Projekt. Gemeinsam mit
und einem Vertreter der Bezirkshauptmannschaft, der Polizei standen sie dem Publikum für Fragen zur Verfügung. Moderiert wurde der Abend von Christoph Planitzer vom Land Niederösterreich.
Bereits im Juli vergangenen Jahres haben die Bemühungen begonnen ein passendes Objekt für jugendliche Flüchtlinge in Purkersdorf zu finden. Auf den „Runden Tischen“ zum Thema gab es ausschließlich positive Stimmen, mit verstreichen der Zeit wuchs die Ungeduld der vielen Menschen, die ihre Hilfe angeboten haben. Nach den Vorfällen zu Silvester und den folgenden Desinformationen der Medienmehrheit ist in wenigen Wochen die Stimmung in Österreich gekippt – auch in Teilen Purkersdorfs. Die Freude helfen zu können hat teilweise einer diffusen Angst Platz gemacht, vor sexuellen Übergriffen und Verlusten von Freiheit oder allgemein vor zunehmender Kriminalität. So hat es auch bei uns im Vorfeld der Veranstaltung viele hässliche Einträge auf facebook-Seiten gegeben – wirklich erschreckend, wie offen dort anderen Schlechtes gewünscht wurde. Und etliche ernsthaft besorgte Mails an Bürgermeister und andere StadtpolitikerInnen.
Daher ist es absolut positiv, dass so viele Menschen den Informationsabend genutzt haben, um dort ihren Unsicherheiten und Ängsten Ausdruck zu verleihen und Antworten auf etliche offene Fragen zu bekommen. Auch wenn das Publikum geteilter Meinung über das entstehende Quartier war, letztendlich gab es deutlich mehr Stimmen, die sich für ein Miteinander ausgesprochen haben. Deutlich mehr Menschen haben sich nicht von der bangen Stimmung anstecken lassen, sondern aufgezeigt, wo eine Zusammenarbeit möglich ist. Berichtet, wie schön und bereichernd die Arbeit – zum Beispiel bei den Sprachkursen – mit den bereits bei uns lebenden Flüchtlingen ist. Betont, dass es keinerlei beängstigende Situationen gegeben hat.
In den nächsten Tagen folgen dann ein paar Splitter, die die Stimmen des Abends hoffentlich gut wiedergeben. Viele unterschiedliche Themen wurden angesprochen, sicher nicht alle zufriedenstellend beantwortet. Aber es wurde auch deutlich, dass wir dieses Projekt in Purkersdorf als Gesellschaft auch wollen und es gemeinsam gut entwickeln werden.
Herauszuheben ist, dass es im Sinne eines gedeihlichen Zusammenlebens ist, den Jugendlichen zuerst einmal offen und ohne Vorurteilen zu begegnen. Wenn Flüchtlinge „ein Gesicht“ bekommen, zeigt sich rasch, dass Menschen wie wir es auch sind, gekommen sind. Mag. Neumann betont, dass es eigentlich irritierend und erstaunlich für sie ist, dass sie ein so hohes öffentliches Interesse darstellen. Die Vermittlung von Patenschaften, die aus dem Publikum angesprochen wurde, wurde ausgesprochen positiv gesehen. Ebenso, wenn es andere Kontakte gibt – egal ob Interkulturcafe, gemeinsame sportliche Aktivität, Spaziergänge, Einkäufe, … die das gegenseitige Kennenlernen fördern. Die Werte unserer Gesellschaft vermitteln sich am aller besten im erleben eines normalen Alltags, der gemeinsamen Verrichtung alltäglicher Dinge und Aktivitäten.
Danke an alle, die sich engagiert für dieses Projekt unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlingen ein neues Zuhause in Purkersdorf zu geben, eingesetzt haben und einsetzen! Danke auch an Bürgermeister Schlögl für seine abschließenden Worte: Er drückte seine Sorge aus, dass die Gesellschaft in Purkersdorf in dieser Frage gespalten ist – viele sind offen und viele sind ängstlich. Aber er betont, dass es unsere menschliche und moralische Verpflichtung ist, Menschen in Not zu helfen.
Betreuer und Ansprechpartner vor Ort ist der Verein menschen.leben, der bereits vielfältige Erfahrung mit diesen Quartieren und mobilier Jugendarbeit hat. Der Verein trägt die Kosten für die Umbauarbeiten und den laufenden Betrieb. Der Mietvertrag ist für fünf Jahre abgeschlossen.
Christiane Maringer
Liste Baum