Runder Tisch zur Aufnahme von Flüchtlingen in Purkersdorf
Am 2. Juli trafen sich mehr als 60 Menschen im Purkersdorfer Stadtsaal, um über die Aufnahme von Flüchtlingen in unserer Gemeinde zu beraten. Nicht nur, dass an diesem heißen Tag so viele gekommen sind, auch die Zusammensetzung der Runde war eine überaus erfreuliche: Mindestens die hälfte waren Menschen ohne Funktion in der Gemeinde oder einem Verein, viele junge wollen sich einbringen. Aber auch alle wichtigen Vereine und Organisationen der Zivilgesellschaft waren vertreten. Von den vielen aufbauenden Wortmeldungen möchte ich eine zitieren: Die Direktorin der Neuen Mittelschule meinte, sie hat schon erwartet und erhofft, dass Purkersdorf in dieser Frage wieder aktiv wird und ihre Schule wieder, wie im Bosnienkrieg Kinder betreuen wird dürfen! Es war eine ernsthafte Beratung, die sich mit den vielen auch kritischen Fragen in dieser Angelegenheit offen beschäftigt hat – und trotzdem, nicht eine Wortmeldung hat abgelehnt, dass wir uns bei der Aufnahme von Flüchtlingen engagieren wollen. Unsere Gemeinde hat an diesem Abend klar gemacht, dass wirklich jeder einzelne Mensch, der auf diese Weise in unsere Gemeinschaft kommt, eine Bereicherung für uns sein kann: Flüchtlinge willkommen !
Was gab es konkret an Informationen?
- Bürgermeister Schlögl hat eingeleitet, dass die Zusage der Gemeinde, ein größeres Quartier für mehrere Familien zu finden im Sozialausschuss bereits konkretisiert wurde. Es gilt jetzt abzufragen, ob der Bund und das Land das Quartier akzeptieren. Susanne Bollauf, Sozialstadträtin hat ergänzt, dass parallel Gasthöfe mit mehreren Zimmern und weitere große Objekte abgefragt wurden und werden um Ausweichmöglichkeiten zu haben.
- Marga Schmidl hat dann die Möglichkeiten und Anforderungen an die einzelnen Menschen skizziert. Neben der Möglichkeit privat Menschen aufzunehmen, geht es vor allem darum, ein engmaschiges soziales Netz für die Flüchtlinge zu schaffen. Das beginnt bei der Begleitung zu Behörden und geht bis zur Integration in das gesellschaftliche und kulturelle Leben in Purkersdorf. Dazu gab es dann Erfahrungsberichte aus der Region:
Die Rahmenbedingungen
Anni Knapp von der Asylkoordination (http://www.asyl.at) skizziert die Rahmenbedingungen, für Menschen die in der sogenannten Grundversorgung in Österreich leben. (http://wohnen.fsw.at/grundversorgung) Wichtig und gut ist, dass alle Menschen krankenversichert sind und es zentral therapeutische Angebote gibt. Immerhin kommen viele Menschen traumatisiert von den Geschehnissen im Herkunftsland und auf der Flucht in unser Land. Sie macht aber auch deutlich, dass Unterbringung alleine nicht reicht.
Beispiel Eichgraben
Frau Cecilia Thurner aus Eichgraben hat diese Anforderungen dann lebendig gemacht. In Eichgraben gibt es bereits ein Projekt das seit Herbst 2014 arbeitet. Im „Mosaik Eichgraben“ betreut eine eng vernetzte Gruppe von Bürger*innen 24 Menschen, die in einem zentralen Quartier untergebracht sind mit Deutschkursen, Kulturangeboten, Workshops. Ziel ist, die Leute aus der Isolation zu holen und in die Stadtgemeinschaft zu integrieren. Daneben werden ganz praktische Dinge organisiert, zum Beispiel ein Kleidershop eingerichtet – die meisten Menschen kommen mit nichts an. Die einzelnen Projekte können hier nachgelesen werden: https://www.facebook.com/mosaik.eichgraben/posts/436996446477721
In die Tätigkeit sind alle Vereine eingebunden – so veranstalte etwa die evangelische Pfarre regelmäßig das Kaffee International.
Neustart in Pressbaum
Frau Erika Kudweis aus Pressbaum setzt da fort und berichtet, dass ihr Verein „Connecting People“ in Zusammenarbeit mit der Asylkoordination ein Quartier für eine Familie in Pressbaum organisiert hat. Die Gruppe trifft sich seit Jänner regelmäßig und hat als erstes eine leerstehende Wohnung ausgestattet, seit vergangenen Sonntag ist die Familie jetzt endlich da. 60 Familien sind inzwischen involviert damit ist die Hauptherausforderung eine gut funktionierende Kommunikation in der Gruppe und eine zentrale Anlaufstelle, um die Angebote aus der Bevölkerung aufnehmen zu können. Jeder Mensch der helfen will, will das auch sofort tun und nicht auf Antwort warten! Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt unbegleitete Minderjährige und junge Flüchtlinge zu betreuen (http://connectingpeople.at/).
In der anschließenden Debatte kamen dann etliche zusätzliche Fragen, aber vor allem konkrete Angebote sich zu beteiligen. Etwa vom Samariterbund für den Frau Samwald Infrastruktur und wie schon in Pressbaum den SamLa konkret zur Unterstützung einbrachte. Oder von Lucy Lynn die ihr Sprachcafe für Deutschkurse anbietet und bereits eine facebook-Gruppe (https://www.facebook.com/groups/708076585965802/) gegründet hat.
Wie geht es weiter?
Neben der Suche der Gemeinde nach Großquartieren wollen wir in Arbeitskreisen weiter machen. In den nächsten Tagen kommt an alle, die sich beteiligt haben die Einladung zu zwei Treffen:
- einmal wird vertieft, was notwendig ist, wenn man selbst Flüchtlinge in einem Privatquartier aufnehmen will
- beim zweiten wird das Umfeld – also der Aufbau eines sozialen Netzwerkes der Betreuung konkretisiert
- auf der Homepage der Gemeinde www.purkersdorf.at wird eine Infoplattform eingerichtet
Jede*r die*der sich einbringen will ist willkommen und wichtig. Natürlich stehen wir auch für Informationen und das Weitervermitteln von konkreten Kontakten und Möglichkeiten zu Helfen zur Verfügung.
Christiane Maringer,
Liste Baum & Grüne
office@listebaum-gruene.at