Purkersdorf Online

Bericht: Private Unterbringung


Purkersdorf sucht dringend Menschen, die Flüchtlingen oder Asylwerber*innen einen Platz zum Leben bieten!

Auch wenn die private Aufnahme von Flüchtlingen manchmal anstrengend und herausfordernd ist, ist es eine überaus wertvolle und auch bereichernde Hilfe. Sie helfen den Menschen bei einem neuen Anfang in einer neuen Heimat. Sie ermöglichen, dass Menschen hier in Frieden leben können. Diese Leistung ist unbezahlbar und die Flüchtlinge sind Ihnen unendlich dankbar für Ihre Hilfe. Wichtig ist zu wissen, dass Sie mit Ihrem Engagement nicht alleine bleiben werden, ein breiter Kreis von Menschen ist bereit bei der Betreuung mitzuhelfen.

Foto: Zaubern wir gemeinsam viele glückliche Gesichter ins Land!
Freiwillige Feuerwehr Feldkirchen an der Donau, Abkühlung für Flüchtlingskinder in Traiskirchen.

 

Protokoll, Runder Tisch zur Unterbringung von Flüchtlingen in privaten Quartieren
28. Juli 2015-07-29

Spürbare, verständliche Ungeduld hat den zweiten runden Tisch geprägt. Jede* von den 31 Teilnehmer*innen wollte, dass wir in unserer Gemeinde schneller konkrete Unterkünfte anbieten können, als es gerade geht ...

Dabei bewegt sich trotz Urlaubs-Sommerzeit doch einiges: Das erste Quartier für eine größere Gruppe Menschen – in diesem Fall unbegleitete minderjährige Flüchtlinge – rückt in greifbare Nähe. Mit dem Verein „Menschenleben“, dem Vermieter und dem Land NÖ sind im Wesentlichen die Formalitäten und Voraussetzungen zum Umbau eines Objektes auf der Linzerstraße geklärt. Jetzt muss noch geklärt werden, wie die finanziellen Mittel für den Zubau aufgebracht werden können, was aber durchaus lösbar erscheint. Sobald der Einzug der 24 Jugendlichen konkret wird, können sich auch Privatpersonen aus Purkersdorf in die Begleitung und Betreuung einschalten. Zum Beispiel mit der Übernahme einer Patenschaft.

Parallel wird weiter nach anderen Wohnmöglichkeiten für eine zusätzliche größere Gruppe von Menschen gesucht. Geeignet sind Gasthöfe, Pensionen mit Zimmern, Wohnhäuser, nicht mehr genutzte Internate. Wer immer dahingehend Informationen hat, bitte an SRin Bollauf oder GRin Schmidl weitergeben.

 

Frau Birgit Koller vom Flüchtlingsdienst der Diakonie hat sehr anschaulich die Fakten zum Thema präsentiert:

Einleitend hat sie darauf hingewiesen, dass von den über 50 Millionen Menschen die weltweit auf der Flucht sind, nur ein winzig kleiner Teil überhaupt nach Europa kommt. Gleichzeitig sind die Länder, die den Großteil der Flüchtlinge auffangen, wesentlich ärmer als Österreich. Der Libanon etwa hat mit seinen vier Millionen Einwohner*innen 1,4 Millionen Menschen aufgenommen – in Österreich suchten 2014 grade einmal 28.000 Menschen von den 625.000 die nach Europa kamen um Asyl an. (Der EU Durchschnitt beträgt 1,2 Flüchtlinge pro 1.000 Einwohner*innen in Österreich 3,3 Menschen.)
In der Regel hoffen Flüchtlinge, dass sie wieder in ihr Heimatland zurück kehren können – niemand flüchtet freiwillig oder gerne!

* Die rechtliche Seite:

Kein Mensch kann legal kommen, das verhindert der Rechtsstand der EU demnach man einen Pass und ein Visum haben müsste, um legal einreisen zu können. Flüchtlinge sind also gezwungen illegal ins Land zu kommen!
Mit dem Stellen eines Asylantrages legalisieren sich die Menschen bei uns. Nach der sogenannten Dublin2-Prüfung (dem Zulassungsverfahren) in der über das Vergleichen der Fingerabdrücke geklärt wird, ob der Mensch bereits in einem anderen EU-Land registriert wurde, beginnt das eigentliche inhaltliche Asylverfahren. Ab dann müssen die Menschen ins Erstaufnahmezentrum Traiskirchen – in dem in diesen Tagen über 4.000 Menschen unter den bekannt untragbaren Bedingungen „untergebracht“ sind – wo sie auf Zuteilung in die Verteilzentren in den Bundesländern oder in Privatquartiere in NÖ warten und auf die Entscheidung im Asylverfahren. Mit einem positiven Ausgang sind sie anerkannte Flüchtlinge mit einem Flüchtlingspass und rechtlich Österreicher*innen gleichgestellt (Mindestsicherung, Zugang zum Arbeitsmarkt, Deutschkurse … jedoch kein Wahlrecht). Mit einem negativen Ausgang werden sie ins Heimatland abgeschoben.

* Die Grundversorgung:

Alle Asylwerber*innen sind in der Grundversorgung und damit Krankenversichert, was sehr wertvoll ist und werden minimal finanziell ausgestattet. Unterschiedlich, ob sie in organisierten Unterkünften oder privat leben.

> In organisierten Unterkünften in Niederösterreich:

  • Schlafgelegenheit in größeren Einheiten
  • Verpflegung durch entweder bereitstellen von Essen oder durch 150,- Essensgeld pro Monat
  • soziale Betreuung durch Caritas oder Diakonie 14tägig
  • Kleiderhilfe 70,- und 80,- im Jahr
  • Schulgeld für schulpflichtige Kinder von 100,- (Gutschein oder Bar)
  • Taschengeld von 40,-/Monat
  • Der Unterbringer bekommt 19,-/Tag/Flüchtling

> in privaten Unterkünften in Niederösterreich:

  • 120,-/ Einzelperson oder 240,-/Familie egal wie viele Mitglieder für Miete (Voraussetzung ist, dass ein Mietvertrag oder eine Nutzungsvereinbarung vorgelegt werden kann)
  • Essensgeld von 200,-/Monat für Erwachsene bzw. 90,-/Monat für Kinder, egal welches Alter
  • Kleiderhilfe  zwei mal 75,- im Jahr
  • Schulgeld für schulpflichtige Kinder bis zu 200,-
  • soziale Betreuung durch die Hilfsorganisationen gibt es NUR in St.Pölten oder Wr. Neustadt. Die Menschen müssen selbst in die Beratungsstellen kommen – von Purkersdorf aus sinnvoller Weise nach Wien. Fahrgeldersatz dafür gibt es nicht.
  • KEIN Taschengeld
  • Asylwerber*innen dürfen außer in gemeinnützigen Organisationen oder in der Gemeinde in der sie untergebracht sind nicht arbeiten. Dort dürfen sie einen Stundensatz von fünf Euro verlangen und nicht mehr als einhundert Euro pro Monat einnehmen.

> anerkannte Flüchtlinge:
müssen aus den Flüchtlingsquartieren (Asyllagern oder organisierten Unterkünften) hinaus und stehen zwar finanziell etwas besser da, finden aber genauso wenig eine Wohnung. Sie sind im Unterschied zu Asylwerbern dann für sich selbst zuständig und froh über ein gutes, leistbares Quartier.

* Was ist zu tun, wenn man Wohnmöglichkeit anbietet:

Kontaktaufnahme mit einer Hilfsorganisation, die die Wohnungsgröße und das Umfeld aufnimmt – sinnvoll ist, ein Foto vom Raum, von der Wohnung (innen und außen) zu schicken:

> Diakonie - Flüchtlingsdienst / Wohnberatung Niederösterreich:
1150 Wien, Künstlergasse 11/5. Stock, E-Mail: wohnberatung.noe@diakonie.at, Tel: 01-405629575, Fax: 01-405629573
bitte nur in dringenden Fällen telefonisch Kontakt aufnehmen - die Kolleg*innen sind extrem arbeitsüberlastet und können sich die Antwort auf E-Mails besser einteilen.

  • hinsichtlich Sprache oder Familienstand (Einzelperson, Familie mit Kindern), kann auf Wünsch eingegangen werden. Alleinstehende Frauen gibt es praktisch nicht
  • ein Kennenlernen ist aufgrund der Arbeitsüberlastung der Hilfsstellen eigentlich nicht vorgesehen – über Telefon, Mail oder wenn man in die Betreuungsstelle kommt aber wenn unbedingt nötig, in Einzelfällen möglich. Von den 550 Menschen, die die Diakonie an private Quartiergeber*innen vermittelt hat sind bisher aber nur vier abgebrochen worden (drei mal von den Flüchtlingen, ein mal vom Quartiergeber). Die Menschen bleiben im Versorgungssystem und kommen, wenn das Zusammenwohnen nicht klappt in ein anderes Quartier.
  • Mindestwohndauer ist von einem halben Jahr aufwärts möglich – darunter übersteigt der Aufwand den Nutzen
  • Anforderungen ansonsten sind, dass die Wohnung beheizbar ist, der Raum/ die Wohnung versperrbar sein muss, es eine Koch- und Waschgelegenheit gibt
  • die Miethöhe wird nicht vorgegeben, sondern wird vereinbart – natürlich besteht auch die Möglichkeit, die Menschen als Gäste aufzunehmen ;-)
  • Vertraglich reicht eine Nutzungsvereinbarung (die nicht vergebührt werden muss), wenn nicht anders gewünscht, wird diese von der Diakonie zur Verfügung gestellt
  • Die Diakonie unterstützt bei der behördlichen Meldung für den Hauptwohnsitz, der Kontoeröffnung und übermittelt die nötigen Unterlagen an die zuständige Bezirkshauptmannschaft (um Überweisung des Schul- und Kleidergeldes muss dort dann explizit nachgefragt werden).

Bis die Menschen ab Meldung der Unterkunft kommen dauert es in der Regel eine Woche bis 10 Tage.

Es besteht keine Verpflichtung den Menschen bei ihren Behördenwegen oder anderes zu helfen. In Purkersdorf wollen wir diese Hilfestellung über eine Vernetzung im Ort (über regelmäßige physische Treffen, elektronischen Austausch – homepages, facebook, E-Mail – und die Informationswege der Gemeinde – Amtsblatt, Amtstafel beim Rathaus) organisieren. Angebote gibt es schon in vielfältiger Weise, etwa für Deutschkurse oder Arabisch-Dolmetsch-Dienste. In der Gruppe der Helfer*innen kann dann, wenn klar ist welche Menschen neu im Ort leben, noch konkret die Aufgabenteilung besprochen werden oder Möglichkeiten der Integration oder der Aufbringung und Verwaltung von Spenden (Sach- und Geldleistungen). Nachdem Asylwerber*innen nicht arbeiten dürfen, ist es wichtig gemeinsam Beschäftigungsmöglichkeiten zu gestalten.
Wichtig ist aber zu wissen, dass es in der Regel einige Wochen dauert, bis das erste Geld angewiesen wird. Es muss also nicht nur auf erste Mietzahlungen gewartet werden, sondern den Flüchtlingen in der ersten Zeit auf Geld geborgt werden, damit sie überhaupt leben können.

 

Kontaktadressen:

Wenn Sie Wohnraum anbieten wollen:

  • Diakonie - Flüchtlingsdienst / Wohnberatung Niederösterreich:
    1150 Wien, Künstlergasse 11/5. Stock
    E-Mail: wohnberatung.noe@diakonie.at, Tel: 01-405629575, Fax: 01-405629573, www.diakonie.at/fluechtlingsdienst
  • CARITAS Asyl und Integration NORD:
    Hauptplatz 6-7 2100 Kornneuburg
    E-Mail: asylundintegration-noe@caritas-wien.at, Tel: 02262 623 55, Fax: 02262 623 55-50

Für rechtliche Fragen – auch nach negativen Asylbescheiden:

  • Asyl in Not Währinger Str. 59 1090 Wien U6 Währinger Str. (offenes Büro nur Montags 9-15 Uhr und Terminvereinbarung, www.asyl-in-not.org)
  • Deserteurs- und Flüchtlingsberatung Schottengasse 3a 1010 Wien U6-Schottentor (offenes Büro nur Mittwoch 18-19:30 und Terminvereinbarung, www.deserteursberatung.at)

Für die Arbeiten der Gemeinde Purkersdorf:

 


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